Voerde Azubis renovieren das Gemeindehaus

Voerde · Weil die Malerarbeiten im evangelischen Gemeindehaus in Spellen das Budget zu sprengen drohten, ließ die Firma Lemm Raumidee ihre Auszubildenden die Renovierung des Gebäudes als eigenständiges Projekt in die Hand nehmen.

 Ein starkes Team: die drei Auszubildenden (mit roten Pullovern) des Malerunternehmens Lemm haben bei der Renovierung des Gemeindehauses ganze Arbeit geleistet.

Ein starkes Team: die drei Auszubildenden (mit roten Pullovern) des Malerunternehmens Lemm haben bei der Renovierung des Gemeindehauses ganze Arbeit geleistet.

Foto: OL

Schon im Frühjahr war die evangelische Kirchengemeinde Spellen-Friedrichsfeld an das Malerunternehmen Lemm herangetreten, um sich nach den Kosten für die Renovierung des Gemeindehauses in Spellen zu erkundigen. Die überschritten allerdings das zur Verfügung stehende Budget. "Wir sind schon länger mit der Kirchengemeinde verbunden. Mein Vater ist hier im Posaunenchor aktiv. Da war es uns natürlich ein Anliegen, zu helfen", sagt Oliver Lemm, einer der Geschäftsführer des Voerder Familienunternehmens.

So entstand die Idee, aus den Malerarbeiten im Gemeindehaus ein Projekt für die Auszubildenden im Betrieb zu machen. "Normalerweise bekommen sie einen Plan, was auf der Baustelle zu erledigen ist. Jetzt mussten sie sich selbst darüber Gedanken machen", erklärt Oliver Lemm. Und so machten sich Florian Kortmann, Pascal Kulik und Tamba Soukouna, die Auszubildenden im zweiten Lehrjahr der Firma, an die Projektarbeit. "Sie mussten schauen, wie sie das ganze zeitlich planen, was sie an Material brauchen und wie man das Material zur Baustelle bekommt", erklärt Oliver Lemm. Die Herbstferien hatten sich die drei Auszubildenden für das Projekt ausgeguckt.

Nach der Planung mussten sich die drei Lehrlinge im Team arrangieren. "Normalerweise sind sie ja nur mit dabei und nicht selbst für eine Baustelle verantwortlich. Da mussten sie erstmal schauen, wer welche Stärken hat und wer etwas übernehmen möchte", sagt Oliver Lemm. In den Herbstferien setzten seine Azubis dann das Projekt eigenständig um, wobei ihnen mit Altgeselle Günter Bauermann auch ein Ansprechpartner zur Verfügung stand.

"Das hat gezeigt, dass wir sie auch ernst nehmen und uns um sie kümmern", sagt Oliver Lemm. "Und wir haben erfahren, dass man den Auszubildenden auch so eine Aufgabe zutrauen kann."

Fertig mit den Arbeiten, die das Streichen des Innenraumes des Gemeindehauses miteinbezogen, wurden die drei Auszubildenden übrigens einen Tag vor dem geplanten Termin. "Da waren sie natürlich alle drei ganz stolz drauf", sagt Oliver Lemm. Und auch bei der Kirchengemeinde war man vollkommen begeistert von der Arbeit der Auszubildenden des Unternehmens im Gemeindehaus.

Für Oliver Lemm ist das ein Grund, auch in Zukunft die Azubis im Betrieb ähnliche Projekte durchführen zu lassen. "Man will als Handwerksbetrieb schließlich auch in Zukunft gut ausgebildete Mitarbeiter im Unternehmen haben und dafür muss man auch etwas bieten", sagt der Geschäftsführer des Malereibetriebes. Insofern war das Projekt der Auszubildenden sowohl für die Kirchengemeinde als auch für das Unternehmen ein Gewinn. "Unsere Auszubildenden haben dabei wirklich viel gelernt. Und lernen geht am besten, wenn man selbst etwas machen kann", erklärt Oliver Lemm. Deshalb würde er sich freuen, wenn man auch in Zukunft wieder ein ähnliches Projekt umsetzen kann. "Das soll keine einmalige Geschichte bleiben. Aber natürlich braucht man dazu auch immer die passenden Gelegenheiten", sagt er.

Dass sich das Unternehmen besonders stark engagiert, zeigt dabei schon die Geschichte von Azubi Tamba Soukouna. Denn der kam als Flüchtling aus Mali nach Deutschland. "Man hat als Betrieb immer eine Ungewissheit, wenn man Flüchtlinge ausbildet", erklärt Oliver Lemm. Denn zwar sorgt eine begonnene Ausbildung dafür, dass die Flüchtlinge fünf Jahre im Land bleiben dürfen, danach wird ihre Lage allerdings neu bewertet. "Tamba sollte eigentlich schon zurück nach Italien ausreisen, aber dagegen haben wir uns gewährt", erzählt Oliver Lemm. Denn der Auszubildende ist engagiert, motiviert, leistet gute Arbeit und kommt mit seinen Kollegen bestens zurecht. Mittlerweile spricht er auch ganz gut Deutsch. "Wenn er seine Ausbildung beendet hat, kann er bei uns im Betrieb bleiben", sagt Oliver Lemm. Ein Beispiel für gelungene Integration, vor allem, da der Auszubildende nicht auf Unterstützung des Staates angewiesen ist und seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann. Keine schlechte Idee in Zeiten, in denen Fachkräftemangel und Flüchtlingskrise in aller Munde sind.

(RP)
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