Demo am Hauptbahnhof und Flughafen Deutlich weniger Afghanen abgeschoben als geplant

Gegner eines Abschiebungsflugs nach Afghanistan haben am Dienstagnachmittag am Düsseldorfer Hauptbahnhof und am Flughafen demonstriert. Im Flieger, der am Abend startete, saßen deutlich weniger abgelehnte Asylbewerber als zunächst geplant.

Ungewohnte Klänge in Terminal B des Düsseldorfer Flughafens: Ein Gitarrist singt rockige Protestlieder, bevor etwa 200 meist jugendliche Demonstranten auf Deutsch und Afghanisch gegen die geplante Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern aus Deutschland nach Afghanistan protestieren. Die Demonstranten halten die Abschiebungen für falsch, da es sich bei dem Land weiterhin um ein Kriegsgebiet handele.

Nach Mitteilung von Flüchtlingsinitiativen sitzen schließlich wesentlich weniger als 80 Menschen an Bord. Unter anderem wegen Krankheit und Einsprüchen in letzter Minute würden weniger als 20 Menschen Richtung Kabul fliegen. Nach Angaben der Flüchtlingsinitiativen sitzen schließlich 17 abgelehnte Asylbewerber in der Maschine. Die Bayerische Landesregierung spricht am Abend dagegen von 19. Allein aus Bayern werden demnach acht Menschen abgeschoben, darunter drei Straftäter.

Demonstration in Düsseldorf gegen Abschiebungen
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Demo in Düsseldorf gegen Abschiebungen

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Foto: Helene Pawlitzki

Die Demonstranten am Flughafen legen orangefarbene Blumen nieder, die für die bereits abgeschobenen und die von Abschiebung betroffenen Menschen stehen sollen. Nach einer Schweigeminute werden diese Blumen an Passanten im Flughafen verteilt. Einige Geflüchtete berichten von der gefährlichen Lage in ihrem Heimatland.

Das Argument der Abschiebungsgegner: Afghanistan sei ein Kriegsgebiet, eine Abschiebung verstoße damit gegen die Menschenrechte - und das natürlich auch dann, wenn die Abzuschiebenden in Deutschland straffällig geworden seien. Das soll bei den Personen, die am Dienstag abgeschoben werden, der Fall sein.

"Keine Abschiebung in den Tod"

Zuvor hatten sich ab 16 Uhr etwa 100 Menschen hauptsächlich aus Düsseldorf, Köln und Wuppertal am Düsseldorfer Hauptbahnhof versammelt. Auch viele Geflüchtete aus Afghanistan und anderen Ländern waren darunter. Unter dem Motto "Keine Abschiebung in den Tod" protestierten sie gegen den Abschiebeflug.

An Passanten verteilten sie Flyer in Form eines Flugtickets mit der Aufschrift "Air de Maiziére fliegt Sie todsicher in Krisen- und Kriegsgebiete" - eine Anspielung auf den geschäftsführenden Bundesinnenminister Thomas de Maiziére. Eingeladen hatte das Düsseldorfer Bündnis "Afghanischer Aufschrei".

Der Abflug in Düsseldorf war für 18 Uhr geplant, mit rund einer halben Stunde Verspätung startet der Flieger. Die Afghanen, die im Flieger sitzen, kommen hauptsächlich aus anderen Bundesländern. Seit September ist es der zweite Abschiebeflug nach Afghanistan, der in Düsseldorf startet. Das Flugzeug erreicht am Mittwochmorgen (Ortszeit) Kabul, wie der Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Schah Saman, der Deutschen Presse-Agentur sagt.

(hpaw)
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