Unfall an Johannstraße in Düsseldorf Großeinsatz für Schutzengel

Düsseldorf · Dass die beiden Autofahrer nach dem Horrorunfall auf der Johannstraße lebend aus ihren Fahrzeugen kamen, können nicht einmal die Helfer so richtig fassen. Ein Lkw hatte ihre Autos aufeinander und gegen einen zweiten Laster gedrückt.

 Der Ford war bei der Kollision so zusammengedrückt worden, dass sich die Frau kaum mehr bewegen konnte. Die Feuerwehr musste das Blechknäuel in Kleinarbeit auseinanderziehen, um sie nicht noch schwerer zu verletzen.

Der Ford war bei der Kollision so zusammengedrückt worden, dass sich die Frau kaum mehr bewegen konnte. Die Feuerwehr musste das Blechknäuel in Kleinarbeit auseinanderziehen, um sie nicht noch schwerer zu verletzen.

Foto: J�rgen Koll

Es sind weniger die gebrochenen Knochen, die der 47-jährigen Düsseldorferin zu schaffen machen, deren Ford am Dienstag mit einem weiteren Auto von einem Sattelzug auf einen Lkw geschoben wurde. Sondern das Bewusstsein, haarscharf dem Tod entkommen zu sein, die Erinnerung an das unbeschreibliche Gefühl, zwei Stunden lang hilflos in dem Autowrack eingequetscht gewesen zu sein (so lange brauchte die Feuerwehr, um sie aus dem Metallknäuel zu befreien), der Anblick des riesigen Lkw-Reifens, der sich bei der Kollision auf ihren Oberschenkel geschoben hatte.

Auch der 33-Jährige, der in dem zweiten Wagen saß, leidet noch unter den Eindrücken. Er hatte sich nahezu unverletzt selbst aus dem Golf befreien können, der hochkant zwischen den Lkw eingequetscht war. "Das war unglaublich", sagt ein Feuerwehrmann. "Als wir an der Unfallstelle eintrafen, hat niemand von uns damit gerechnet, dass das überhaupt jemand überlebt hat - da waren etliche Schutzengel am Werk."

Dass Menschen einen so schweren Unfall vergleichsweise glimpflich überstehen, ist vor allem aber auch das Resultat von Weiterentwicklungen in der Sicherheitstechnik. "Autobauer führen heute immer aufwendigere Crashtests durch. Die Fahrzeuge müssen immer strengeren Normen entsprechen, um im deutschen Straßenverkehr zugelassen zu werden", sagt Wolfgang Partz vom Tüv Rheinland. So sei bei modernen Fahrzeugen heute vor allem die Fahrgastzelle wesentlich steifer und stabiler als bei älteren Autos. "Die Konstruktion moderner Wagen sorgt dafür, dass die Insassen nicht mehr wie bei früheren Modellen vom Motorblock zerquetscht werden", sagt Partz. Auch die Türen und der rückwärtige Bereich seien stabiler geworden. Viele Verletzungen würden auch durch Airbags verhindert, sowohl im Lenkrad als auch an den Seiten, teilweise in den Sitzen. "In den achtziger Jahren etwa gab es noch viele Fahrzeuge, die nicht mal über Gurte und Kopfstützen verfügten. Das ist heute unterster Standard", sagt der Tüv-Mitarbeiter.

Der Unfallhergang ist unterdessen weitgehend geklärt: Der Fahrer des Sattelzugs war von der Theodor-Heuss-Brücke kommend auf die beiden Pkw aufgefahren. Diese hatten gestanden, weil das Bau-Fahrzeug rückwärts aus einer Einfahrt rangierte. Das Unfallteam der Polizei hat bis in den Abend gebraucht, um alle Spuren zu sichern, auch mit Hilfe des Polizeihubschraubers. Gegen 20.30 Uhr beendeten die Polizisten ihren Einsatz, dann rückten die Abschlepper an. Den Sachschaden an den beiden Fahrzeugen schätzten die Experten vor Ort auf 80 000 Euro.

Erst nach Mitternacht war die Fahrbahn gereinigt und konnte wieder freigegeben werden. Bis dahin hatte sich der Verkehr kilometerweit gestaut. Stunden nach dem Unfall hatten vor allem Düsseldorfer Fahrer nicht mehr damit gerechnet, dass dessen Auswirkungen auf der viel befahrenen Strecke noch zu spüren waren. Zwar berücksichtigten die Navigationsgeräte den Stau, "aber welcher Ortskundige schaltet schon das Navi ein?", sagt Andreas Blome, Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement. Auch auf der städtischen Internetseite, den so genannten Variotafeln, im Radio und bei Onlinemedien wie RP-Online war auf den Stau auf der Bundesstraße 7 hingewiesen worden. Die Ausweichroute über die Rheinkniebrücke war aber schnell ebenfalls überlastet gewesen, so dass letztlich insbesondere der abendliche Berufsverkehr in der ganzen Stadt von den Unfallfolgen betroffen war.

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