Sexuelle Übergriffe durch Zuwanderer Wie sicher sind unsere Schwimmbäder?

Düsseldorf · Laut einem internen Papier der Düsseldorfer Polizei ist die Zahl der sexuellen Übergriffe in Schwimmbädern stark angestiegen. Die Täter seien zum größten Teil Zuwanderer, heißt es darin. Die Polizei relativiert den Sachverhalt. Die Bädergesellschaften warnen vor Panikmache.

 Ein leeres Schwimmerbecken in Bornheim. Die Stadt hatte im Januar ein Schwimmbadverbot für männliche Flüchtlinge erlassen.

Ein leeres Schwimmerbecken in Bornheim. Die Stadt hatte im Januar ein Schwimmbadverbot für männliche Flüchtlinge erlassen.

Foto: dpa, hk fdt

Noch ist die Freibadsaison wegen der mäßigen Temperaturen nicht richtig gestartet, da dürfte ein internes Papier der Düsseldorfer Polizei vielen Badegästen bereits die Stimmung vermiesen. Wie die "Bild"-Zeitung (Bezahlinhalt) berichtet, gibt es eine interne E-Mail des Kriminalkommissariats 12, zuständig für Sexualdelikte, aus der hervorgeht, dass die Sexualstraftaten in Schwimmbädern "einen enormen Anstieg verzeichnen". Polizeisprecher André Hartwich bestätigte auf Anfrage die Echtheit dieses Papiers und die Richtigkeit des Inhaltes.

Darin heißt es weiter: "Insbesondere die Tatbestände Vergewaltigung und sexueller Missbrauch von Kindern in den Badeanstalten schlagen ins Gewicht". Brisant ist vor allem die Beschreibung der Täter, die in dem Papier ebenfalls erläutert wird. Dabei soll es sich um "zum größten Teil Zuwanderer, in der Regel sogar jugendliche Zuwanderer" handeln.

In dem Papier ist die Rede von einem "enormen Anstieg" der Fälle. Nach Angaben der Düsseldorfer Polizei hat es seit Beginn der Freibadsaison knapp 20 Fälle von Missbrauch von Kindern (bis 14 Jahre) gegeben. Um was für Taten es sich genau handelte, wird noch eruiert. Darunter kann der erzwungene Kuss genauso fallen wie das Begrabschen oder das Fotografieren. "Ich will die Situation nicht verharmlosen, aber es hat vorher einfach nicht so viele Zuwanderer gegeben. Mit den Worten 'enorm' und 'Vergewaltigung' würde ich daher vorsichtig umgehen", sagte Hartwich. Ein Rechenbeispiel: Wenn es zum Beispiel im vergangenen Jahr zehn Vorfälle gegeben hat, so wären 20 Fälle in diesem Jahr bereits ein Anstieg von 100 Prozent — also ein "enormer Anstieg", so die Argumentation.

Jemand, der sich ganz genau mit den Zahlen beschäftigt hat, ist Berthold Schmitt, Geschäftsführer der Kölnbäder GmbH. Er hat sich die Kölner Polizeistatistik für Schwimmbäder von Januar 2015 bis Mitte März 2016 angesehen. Das Ergebnis: In sieben Fällen habe das Thema Geschlecht oder Sexualität eine Rolle gespielt — in einem Fall sei ein Flüchtling involviert gewesen. "Zusammengefasst kann man sagen: Wir hatten in Köln sieben Vorfälle bei 3,1 Millionen Badegästen in diesem Zeitfenster. Das zeigt: Unsere Bäder sind keine rechtsfreien Räume", sagte Schmitt im Interview mit der "Welt".

Eine Sprecherin der Düsseldorfer Bädergesellschaft erklärt, ihr seien keine aktuellen Fällen von sexueller Belästigung oder Vergewaltigung bekannt. Und auch in Köln sei die Situation nicht dramatisch, sagt Bädersprecher Achim Fischer. "Es gibt natürlich Fälle, die uns gar nicht gemeldet werden, in denen die Betroffenen direkt zur Polizei gehen. Wir arbeiten aber inzwischen eng mit dieser zusammen, und da ist in den vergangenen Monaten nichts an Vorfällen bei uns eingegangen."

In dem Bericht der "Bild"-Zeitung wird auf zwei Fälle verwiesen, in denen es zu Vergewaltigungen gekommen sei. Es habe allerdings keinen Beischlaf gegeben, sagte Hartwich. Vielmehr gehe es um das Begrapschen von Badegästen. Joachim Heuser, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für das Badwesen, erklärt, dass es auch zu relativ harmlosen Fällen kommen könne, etwa wenn jemand "drei Sekunden zu lange auf einen Bikini schaut oder in die falsche Umkleidekabine geht, weil er das Wort 'Damen' nicht lesen kann".

Die Aufklärungsquote bei sexuellen Übergriffen in Schwimmbädern ist laut dem internen Papier der Düsseldorfer Polizei gering, da die "Täteridentifizierung und die Zuordnung einzelner Handlungen" schwierig seien. Daher sollen künftig nicht nur die Personalien von Verdächtigen aufgenommen werden, sondern auch Fotos von ihnen gemacht werden, der tatsächliche Aufenthaltsort, der oft von der städtischen Bescheinigung abweiche, ermittelt werden, und die Beschreibung von Kleidung und körperlichen Merkmalen mit aufgenommen werden.

(jnar)
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