Flingern Salto und Schraube mit Inline-Skates

Flingern · Im Allwetterbad fand am Wochenende die erste Weltmeisterschaft im Inlineskating-Poolspringen statt. Über eine Rampe katapultierten sich die Teilnehmer ins Wasser.

 Wer hoch hinaus will, kommt auf jeden Fall wieder runter: Die Zuschauer hatten Spaß an den Inline-Springern.

Wer hoch hinaus will, kommt auf jeden Fall wieder runter: Die Zuschauer hatten Spaß an den Inline-Springern.

Foto: Andreas Endermann

Es hätte ein geruhsamer Samstagnachmittag werden können im Allwetterbad in Flingern. Bestes Wetter, Sonnenschein, Liegestühle - wäre da nicht Claus Vogel gewesen. Denn der Organisator der Rollnacht hatte sich nach der ersten Weltmeisterschaft im Inlineskating-Turmspringen vor zwei Jahren ein neues, waghalsiges Projekt einfallen lassen. Statt vom Zehn-Meter-Turm katapultierten sich die Inlineskater am Samstag nun über eine Rampe ins Wasser und versuchten dabei, möglichst spektakuläre Tricks zum Besten zu geben. Getreu dem Motto "Höher, schneller, weiter" war Claus Vogel nach dem ersten Event 2013 auf die Suche nach einer Möglichkeit gegangen, sich auf Inlinern noch effektvoller ins Becken zu befördern. Die Lösung fand er beim jungen deutschen Start-Up "KA-Winch" in Bingen am Rhein. Ursprünglich für das Wakeboarden entwickelt, funktionierten Markus und Andreas Wanning ihre Seilwinden am Wochenende kurzerhand um und beschleunigten die Inlineskater mithilfe eines 75 Meter langen Seils, das über den Pool gespannt war, auf einer Strecke von 20 Metern von null auf 60 km/h.

Ehrensache war die Teilnahme für Yashar Ghorbani aus dem Iran, den amtierenden Weltmeister im Inlineskate-Turmspringen. Sein klares Ziel: Die Titelverteidigung. "Für einen guten Sprung ist es entscheidend, im richtigen Moment von der Rampe abzuspringen und dann eine hohe Körperspannung in der Luft zu halten", erklärte er - und setzte die Theorie gleich darauf in Perfektion in die Praxis um: Ein Salto mit ganzer Schraube und Rolle in der Luft, in über dreieinhalb Metern Höhe. Die Schwimmbadbesucher, die sich mittlerweile fast ausnahmslos um den Beckenrand des 50 Meter-Beckens drängten, um das Spektakel zu beobachten, waren begeistert. Bei anderen sah das zu Beginn noch etwas weniger kunstvoll aus. Fabian Nase kam einfach spontan vorbei, musste sich sogar noch einen Helm von anderen Skatern ausleihen - denn der war für alle Springer Pflicht. Was für den Laien dann wie ein verunglückter Platscher auf den Rücken aussah, erkannte die ehemalige Turmspringerin Silvia Becker als Auerbach-Kopfsprung und bekundete ihren Respekt: Das sei auf Inlinern gar nicht mal so einfach. Als ehemaliger Profi war sie Teil der fachkundigen Jury unter der Leitung von Jürgen Weuthen, bekannt durch Events wie das "TV-Total Turmspringen". Auch Claus Vogel, der sich selbst den "Stefan Raab des Inline-Skatens" nennt, ließ sich nicht lange bitten und legte immerhin einen akkuraten Kopfsprung über die Rampe hin.

Die Bestnoten erhielt letztlich jedoch ein anderer: Der Favorit Yashar Ghorbani stellte erwartungsgemäß alle in den Schatten. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Der zweitplazierte Dirk Pelzer war dem Sieger nach einem Doppelsalto in der Luft dicht auf den Fersen. Und Claus Vogel plant sogar, im Laufe des kommenden Jahres regelmäßige Trainings für alle Poolspringer-Aspiranten anzubieten. Statt der großen Rampe und 60 km/h soll es dann mit einer kleineren Rampe und gemächlicherer Geschwindigkeit losgehen, damit sich im nächsten Jahr mehr Skater an den Start trauen.

(RP)
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