Urteil in Düsseldorf Vater von verwahrlosten Kindern muss in Haft

Düsseldorf · Ihre Kinder hatten schwarze Zähne und Läuse: Das Düsseldorfer Amtsgericht hat ein Elternpaar verurteilt, das sieben seiner Kinder völlig verwahrlosen ließ. Besonders den Vater erwartet eine harte Strafe.

Prozess um verwahrloste Kinder in Düsseldorf
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Prozess um verwahrloste Kinder in Düsseldorf

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Foto: Wulf Kannegießer

16 Monate Haft für den Vater (36) sowie eine Verwarnung und 800 Euro Strafe auf Bewährung für die 30-jährige Mutter: Mit diesem Urteil hat das Düsseldorfer Amtsgericht am Mittwoch den Prozess um die unfassbare Verwahrlosung von sieben der neun Kinder dieser Eltern abgeschlossen.

In der Verhandlung hatten zuvor Mitarbeiterinnen von Sozialdiensten bestätigt, dass die Familie seit 2011 fachpädagogisch betreut wurde. Ob dabei alles korrekt lief, haben die Richter im Urteil letztlich offen gelassen. Offenbar hatten die Sozialhelferinnen in diesem Fall aber eher akute Hilfe im Alltag der Großfamilie geleistet, statt für Abhilfe bei den insgesamt untragbaren Zuständen in diesem Haushalt zu sorgen.

Schwarze Zähne, Betten voller Urin

Mit dem Satz "So sollte kein Kind leben!" hatte eine Polizistin im Prozess zusammengefasst, wie sie die Zustände in der Wohnung der Familie bei einer Durchsuchung Anfang 2015 erlebte. Eins der Mädchen der Familie habe die Beamten angelächelt — und statt Zähnen nur schwarze Zahnstumpen gehabt.

Mit sieben ihrer neun Kinder haben die Eltern in einer völlig verwahrlosten, zugemüllten Wohnung gehaust, die Matratzen der Kinder waren uringetränkt, die Toilette war beschmiert, das Frühstück der völlig verdreckten und verlausten Kinder (geboren ab 2006) bestand aus Gummibärchen und ungekochten Nudeln.

Kinder haben Entwicklungsrückstände

Extrem waren auch die Entwicklungsrückstände bei den Kindern und ihre sexualisierte Sprache. Ihr Schimpfwortschatz war von Nazi-Ausdrücken geprägt. Die meisten der Kinder kamen danach in andere Familien, die Eltern auf die Anklagebank.

Dort hatten sie beteuert, bereits 2011 um Hilfe gebeten zu haben — und tatsächlich wurde die Familie seitdem von bis zu sechs Mitarbeiterinnen von Sozialverbänden betreut. Zwei davon sagten am Mittwoch als Zeugen, die Wohnung der Familie habe an manchen Tagen "schlimm" gewirkt, aber die Eltern seien für Hilfe und Anregungen stets "offen" gewesen, ihr Umgang mit ihren Kindern rau, aber "schon liebevoll". Eine Zeugin sagte, wenn sie "Schlimmeres gesehen hätte, wäre ich natürlich sofort eingeschritten". Wo hier die Grenze zwischen schlimmen Zuständen und "Schlimmerem" liegt, ließ das Gericht im Urteil offen.

Beide Eltern wurden wegen Vernachlässigung von sieben ihrer Kinder sowie Körperverletzung schuldig gesprochen, wobei der Vater wegen zahlreicher Vorstrafen deutlich sehr viel härter abgeurteilt wurde, als die Mutter der Kinder.

(wuk)
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