Düsseldorfer Traditionsgeschäft Wäschehaus Bornemeyer schließt im März nach 89 Jahren

Düsseldorf · Das Traditionsgeschäft ist ein Markenzeichen der Schadowstraße, litt aber unter den Dauerbaustellen. Jetzt hören Karin und Manfred Bornemeyer auf.

 Karin und Manfred Bornemeyer führen das Wäschehaus an der Schadowstraße seit den 1960er Jahren. Schweren Herzen geben sie es zum März 2017 auf und vermieten die Räume an einen anderen Einzelhändler.

Karin und Manfred Bornemeyer führen das Wäschehaus an der Schadowstraße seit den 1960er Jahren. Schweren Herzen geben sie es zum März 2017 auf und vermieten die Räume an einen anderen Einzelhändler.

Foto: Andreas Bretz

Wer bei Bornemeyer einkaufen geht, tritt in eine andere Zeit - und das liegt nicht nur an dem traditionellen Schriftzug, der über der Schaufensterfront prangt: Hier gibt es Dinge, nach denen man sonst lange suchen muss. Und es gibt eine Fachberatung, die man so auch nur noch selten findet. Ob lange Unterhosen für die Jagd, Büstenhalter mit ungewöhnlichen Maßen, feinste Nachtwäsche oder Dessous, Bademoden in 56 unterschiedlichen Größen, Strümpfe in allen erdenklichen Varianten - auf den 1800 Quadratmetern Verkaufsfläche hält Bornemeyer annähernd alles vor, was es in diesem Segment gibt. Sogar aus Wuppertal, Essen oder Solingen reisen die Stammkunden an. Seit 1928 gehört das traditionelle Wäschehaus zur Schadowstraße - im März 2017 wird es damit vorbei sein.

Karin und Manfred Bornemeyer, die das Haus in zweiter Generation seit den 1960er Jahren führen, ist dieser Schritt schwergefallen. Nicht nur, weil damit ein Stück Düsseldorfer Einzelhandelsgeschichte endet. 40 Mitarbeiter, Verkäuferinnen, Hausmeister, Putzfrau, die teilweise schon 25 Jahre für das Geschäft arbeiten, haben die Kündigung bekommen. In einer Betriebsversammlung wurden sie Anfang September informiert. Geplant war die Schließung zunächst nicht. "Eigentlich wollten wir umbauen, uns um 200 Quadratmeter verkleinern und nur noch das Erdgeschoss als Verkaufsfläche nutzen", sagt Karin Bornemeyer.

Denn der Wandel in der Branche, vor allem aber die jahrelange Dauerbaustelle vor der Tür haben Spuren hinterlassen. "Viele Kunden von außerhalb sind weggeblieben, weil sie wegen der ganzen Baustellen gar nicht mehr wussten, wie sie zu uns finden sollen", sagt Manfred Bornemeyer. Um 20 Prozent brach der Umsatz zwischen 2008 und 2015 ein, gleichzeitig sind die Kosten gestiegen. Weniger stark war die Konkurrenz durch den Online-Handel - einen BH, das wissen die Bornemeyers, möchte die Kundin lieber anprobieren. Ans Aufgeben haben sie deshalb trotz der Umsatzverluste zunächst nicht gedacht. Sie wollten nur die Verkaufsfläche reduzieren, die Rolltreppe ausbauen und den Laden auffrischen. Doch rasch war klar, dass mit dem Umbau auch höhere Auflagen, zum Beispiel beim Brandschutz, erfüllt werden müssten. Die Investition hätte sich auf 800.000 Euro summiert. Zu viel.

Hinzu kam, dass beide zwar noch fit, aber doch in fortgeschrittenem Alter sind. Ihre beiden Töchter haben beruflich ganz andere Ziele, so dass eine Nachfolge aus der Familie nicht möglich ist. Und dann klopfte, wie so oft in den Jahren zuvor, wieder einmal ein Mietinteressent an die Tür. Er passte zu der Lage und Immobilie, die nach wie vor in Händen der Familie bleiben wird. Welche Marke und Branche einziehen wird, will Karin Bornemeyer noch nicht verraten. Es sei ein Filialist, aber weder billige Kleidung noch billige Schuhe. "Das passt hier rein, ist seriös und finanzstark genug, um auch schwierigere Zeiten durchzustehen."

Denn die wird es auch in den nächsten Jahren geben. Wenn die Tiefgarage unter dem Gustaf-Gründgens-Platz abgerissen sowie erneuert und das "Ingenhoven-Tal" gebaut wird, fährt der Baustellenverkehr über die Schadowstraße. Es dauert mindestens bis 2019, bis die einst stärkste Einkaufsstraße Deutschlands neu gestaltet wird.

"In den nächsten Monaten werden wir noch mal zeigen, was wir können, wir haben das Sortiment voll bestückt, unsere Mitarbeiter sind hoch motiviert, wollen bis zum letzten Tag mitziehen", sagt Karin Bornemeyer. Die Bindung zwischen Mitarbeitern und den Inhabern ist eng, fast familiär. Im ersten Stock gibt es sogar eine Kantine. Erst in einem halben Jahr wird enden, was einst als "Westdeutschlands größtes Strumpfhaus" bundesweit bekannt war. Dann bleiben mit Foto Koch, Juppen und Hönscheidt nur noch wenige inhabergeführte Geschäfte an der Schadowstraße.

(dr)
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