Geldern Studie: Gymnasiasten greifen öfter zum Joint

Geldern · Insgesamt gibt es aber weniger Drogengebrauch als oft gedacht, und in der Grenzregion wird nicht mehr gekifft als anderswo. Auch ein Ergebnis der Studie: Mädchen sind unzufriedener als Jungs.

Kleve Das Hamburger Büro für Suchtprävention hat eine Schüler- und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln durchgeführt, kurz genannt "Schulbus". In der Studie geht es um Drogengebrauch, also auch Alkohol, um Computerspiel- und Internetnutzung, Glücksspielerfahrungen und Essverhalten von 14- bis 17-Jährigen. Auch etwa zehn Schulen im Kreis Kleve haben mitgemacht.

Um die Befragten zu schützen, werden die Namen der Schulen nicht genannt. Bewusst haben sich die Projektleiter Theo Baumgärtner und Dr. Philipp Hiller für Schulen an der niederländischen Grenze entschieden. "Der Niederrhein ist für unsere Studie besonders interessant, weil im angrenzenden Nachbarland der Umgang mit Haschisch und Marihuana drogenpolitisch vergleichsweise liberal gehandhabt wird", erklärt Baumgärtner.

Umso überraschender ist das Ergebnis. Jugendliche in der Grenzregion zu den Niederlanden nehmen nicht mehr Cannabis, als andere. Einen konsumfördernder Effekt könne man nicht bestätigen, heißt es in der Studie.

Baumgärtner drückt es so aus: "Cannabis ist allgegenwärtig und hat mit dem Wohnstandort nichts zu tun." Allerdings gebe es einen Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Schulform.

"Wir wissen, dass von Gymnasiasten oft mehr Drogen konsumiert werden, als von Schülern anderer Schulformen", sagt Baumgärtner. Das widerspreche dem allgemeinen Bild, dass in den unteren sozialen Schichten eher zu Drogen gegriffen werde. Bei Gymnasiasten hänge der Drogenkonsum mit dem besseren sozialen Status zusammen. "Wer Cannabis oder extrem viel Alkohol konsumieren will, braucht entsprechendes Geld", schlüsselt Baumgärtner auf.

Den Grund vom Drogenkonsum sieht er in der Experimentierfreudigkeit Jugendlicher. Baumgärtner stellt aber klar, dass Jugendliche an sich keinesfalls im Drogensumpf versinken würden. So legt die Studie auch dar, dass der Gebrauch von Crystal Meth viel höher eingeschätzt wird, als er in Wirklichkeit ist. "Das kann auch auf andere Drogen übertragen werden", sagt Baumgärtner. Insgesamt probiert haben Crystal Meth von den 507 Befragten in NRW 0,6 Prozent, bei Cannabis liegt der aktuelle Konsum bei 7,8 Prozent.

Überrascht habe ihn die Erkenntnis, dass Mädchen generell in allen Lebensbereichen deutlich unzufriedener sind als die Jungs, auch was die eigene Person betrifft. Erstmals wurde bei der Studie, die seit 2004 regelmäßig durchgeführt wird, auch das Essverhalten untersucht. Hier bestätigte sich, dass Mädchen in dem Bereich mehr Probleme haben als Jungs. Jeder zehnte Junge und sogar jedes zweite Mädchen leide manchmal bis täglich unter Stimmungsschwankungen, wegen der eigenen Figur und des Gewichts. "Das fand ich eine sehr hohe Zahl", sagt Baumgärtner.

Die gesamte Studie kann auf der Homepage www.sucht-hamburg.de kostenlos heruntergeladen werden. Hilfen gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder beim Kreis Kleve unter www.suchtvorbeugung-kreis-kleve.de.

(RP)
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