Kundgebung in Köln "Hogesa" ist "Sammelbecken für Rechtsextreme"

Köln · Mit Wasserwerfern und Schlagstöcken ist die Polizei gegen Linksextreme in Köln vorgegangen. Die Autonomen hatten die Polizisten attackiert und versucht, die "Hogesa"-Demo zu stören. Unterdessen kamen mehr als 10.000 Menschen zu den Gegenveranstaltungen. NRW-Innenminister Ralf Jäger bezeichnet "Hogesa" als "gefährliches Sammelbecken für Rechtsextreme".

Hogesa Köln: Demo in Deutz - 3500 Polizisten im Einsatz
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"Hogesa"-Kundgebung und viele Gegendemos in Köln

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Foto: ap

Dominik Roeseler tritt zunächst mit einer schlechten Nachricht vor seine rund 1500 Anhänger auf dem Barmer Platz in Köln-Deutz. Der Organisator der fremdenfeindlichen "Hogesa"-Demonstration muss verkünden, dass 50 Ordner fehlen. Ohne sie kann die Veranstaltung nicht beginnen. Eiligst bittet er Anwesende, sich freiwillig für die Aufgabe zu melden. "Aber ihr dürft nicht alkoholisiert sein, keine Straftaten begangen haben, und ihr müsst im Notfall zupacken können", nennt Roeseler als Auflagen. Es dauert mehr als 90 Minuten, bis sich 50 Personen gefunden haben, die allen Anforderungen genügen. Erst dann gibt die Polizei ihr Einverständnis.

Mehr als 10.000 Menschen haben am Sonntag den ganzen Tag unter dem Motto "Schützt Flüchtlinge und Menschenwürde" überwiegend friedlich gegen die Kundgebung der Gruppierung "Hooligans gegen Salafisten" demonstriert, darunter Karnevalsvereine und Schüler. Auf Bannern und Transparenten stehen Slogans wie "Kein Mensch ist illegal" oder "Bunte Funken gegen braune Halunken".

Hogesa: Hooligans und Linksextreme prügeln sich in Köln
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Hooligans und Linksextreme prügeln sich in Köln

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Nur eine Minderheit von rund 1000 vermummten Linskautonomen sorgt immer wieder für zum Teil schwere Krawalle. Zunächst haben etwa 100 von ihnen den Deutzer Bahnhof mit einer Sitzblockade auf einigen Gleisen lahmgelegt, die die Polizei nur mit großer Mühe auflösen kann. Damit wollen die Linksextremisten verhindern, dass die "Hogesa"-Teilnehmer anreisen. Später werden die Polizisten von 150 Extremisten gezielt angegriffen. "Die Attacke war so massiv, dass wir Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen mussten, um die Lage unter Kontrolle bringen zu können", sagt ein Sprecher der Kölner Polizei.

Doch damit nicht genug. Wenig später schmeißen Autonome Pflastersteine von einer Brücke auf einen Streifenwagen. Ein Polizist wird dabei verletzt. Als die linken Krawallmacher schließlich ein weiteres Fahrzeug der Polizei mit Gegenständen bewerfen, setzen die Beamten kurzzeitig einen Wasserwerfer ein. "Wir haben ein massives Problem mit den linken Extremisten", betont Arnold Plickert, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW.

Die "Hogesa"-Teilnehmer, unter ihnen auch die Organisatorin des Düsseldorfer Pegida-Ablegers "Dügida". Melanie Dittmer, werden auf dem Schotterplatz hinterm Deutzer Bahnhof von der Polizei bewacht. Jeder Versammlungsteilnehmer wird abgetastet und nach Waffen, Feuerwerkskörpern und Alkohol durchsucht. Der Kölner Pegida-Ableger "Kögida" sagt kurzfristig eine angekündigte Kundgebung ab und schließt sich der "Hogesa"-Aktion an.

Anders als im vergangenen Jahr dürfen die rechtsgesinnten Hooligans diesmal nicht durch die Stadt ziehen, sondern müssen auf dem zugewiesenen Platz bleiben. Im Oktober 2014 hatte es bei der ersten "Hogesa"-Demonstration in Köln schwere Ausschreitungen gegeben. Dabei waren 49 Polizisten verletzt worden. Damals hatte die Polizei die Lage falsch eingeschätzt.

 Die Polizei sicherte das Gelände rund um den Deutzer Bahnhof ab.

Die Polizei sicherte das Gelände rund um den Deutzer Bahnhof ab.

Foto: Polizei

Die deshalb auch in diesem Jahr von vielen befürchteten Straßenschlachten bleiben aber aus. Insgesamt sind mehr als 4000 Polizisten im Einsatz. Nur in den Abendstunden wird es doch noch einmal brenzlig. Mit einem Großaufgebot muss die Polizei beide Lager bei der Abreise im Bahnhof voneinander trennen. Bis auf einige kleine Auseinandersetzungen hat die Polizei alles unter Kontrolle.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bezeichnet "Hogesa" als "gefährliches Sammelbecken für Rechtsextreme". "Hier haben sich Hooligans, Rechtsextreme und kriminelle Schläger zu einer besonders gewaltbereiten Formation zusammengetan", sagt Jäger unserer Redaktion. Sie würden ein politisches Thema wie die Flüchtlingsdebatte missbrauchen, um ihren Hass auszuleben. "Das wird eine wehrhafte Demokratie nicht hinnehmen", so der Minister.

Der Grünen-Bundespolitiker Volker Beck zeigt sich anschließend erfreut darüber, dass so viele Menschen gekommen sind, um gegen Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren. "Gerade nach dem Attentat auf Henriette Reker ist es ein starkes Zeichen der Kölner, dass so viele auf die Straßen gegangen sind. Köln ist bunt, unsere Stadt ist vielfältig. Wir sind gegen Leute, die andere ausgrenzen."

(jd)
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