Krefeld Krefelder Hotel verwehrt AfD Zutritt

Krefeld · Heute wollte NRW-AfD-Chef Pretzell auf dem Campus 44 in Krefeld-Fichtenhain über sein Thema "Asyl und Zuwanderung" reden. Die Terminbuchung beim Krefelder Tryp-Hotel erfolgte über das Europabüro der Partei. Die Hotelleitung hat die AfD-Veranstaltung aber wieder storniert - aus der Anmeldung sei nicht direkt ersichtlich gewesen, dass es sich um die AfD handelt.

 AfD-Landeschef Markus Pretzell will per Rechtsanwalt durchsetzen, dass er heute Abend in der ehemaligen Krefelder Kirche Campus 44 reden darf. Das Tryp-Hotel hat den Termin storniert.

AfD-Landeschef Markus Pretzell will per Rechtsanwalt durchsetzen, dass er heute Abend in der ehemaligen Krefelder Kirche Campus 44 reden darf. Das Tryp-Hotel hat den Termin storniert.

Foto: RP Montage Lothar Strücken, Foto umi

Marcus Pretzell, Europaabgeordneter und NRW-Vorsitzender der Partei Alternative für Deutschland (AfD), gilt als einer der Scharfmacher seiner Partei. Für eine Welle der Empörung hat er zuletzt gesorgt, als er sagte, dass Schüsse auf Flüchtlinge ein legitimes Mittel seien, um die Grenzen zu schützen. "Die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt als Ultima Ratio ist eine Selbstverständlichkeit", sagte er wörtlich der Deutschen Presseagentur. Dieser Mann will unter der Überschrift "Asyl & Zuwanderung" heute Abend in Krefeld auf dem Campus 44 reden. Die Veranstaltungshalle, eine ehemalige Kirche, gehört der Stadttochter Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG). Das Krefelder Tryp-Hotel in Fichtenhain, das den Campus 44 mitnutzen kann und über das die AfD die Halle gebucht hat, hat Pretzells Termin wieder storniert, wie eine Sprecherin der Hotelkette gestern auf Anfrage bestätigte.

Dagegen wehrt sich die AfD nun juristisch. "Ich habe die fertigen Verträge und die Buchung vorliegen. Die müssen gelten. Wir haben einen Rechtsanwalt eingeschaltet", sagte Kerstin Garbracht, Assistentin von Marcus Pretzell. Zunächst habe das Hotel eine Zusage gegeben, Ende vergangener Woche dann plötzlich eine Absage.

Das Tryp-Hotel beruft sich darauf, dass aus der Anfrage nicht direkt ersichtlich gewesen sei, dass es sich um eine Parteiveranstaltung der AfD handelt, sagt Nadine Widera, die im Hotel die Reservierungen plant. Lediglich im Anhang der E-Mail hätten - klein in Schriftgröße 8 - die Buchstaben AfD gestanden. Als Begründung für die Absage führte sie wörtlich gegenüber unserer Redaktion an: "Wir möchten so etwas nicht unterstützen." Der Campus 44 sei nicht für politische Veranstaltungen gedacht. Dem hält die AfD entgegen, dass auch die Krefelder CDU dort schon eine Veranstaltung durchgeführt hat - am 4. Juni 2009 diskutierten die Christdemokraten dort unter der Überschrift "Wo steht Krefeld kulturell" , unter anderem mit dem späteren CDU-OB-Kandidaten Peter Vermeulen.

Die Krefelder AfD mit dem Vorsitzenden Werner Tegethoff hat die für heute geplante Veranstaltung organisatorisch unterstützt, außerdem mit Flyern und im Internet massiv beworben. "Wir werden für den Fall, dass wir trotz juristischen Beistands nicht in den Campus 44 hereingelassen werden, die Anwesenden vor Ort über den Vorgang informieren", sagt Werner Tegethoff. "Es sind so viele eingeladen, da müssen wir erscheinen." Er vermutet, dass die Stadt Krefeld hinter der Absage steckt. WFG-Chef Eckart Preen stellte gestern klar, dass Buchung und Absage über das Hotel liefen und die Stadttochter WFG diese nicht veranlasst habe. Auf die Frage, ob er die Absage begrüße, sagte Preen: "Ich hänge mich in parteipolitische Dinge nicht rein." Tatsächlich, so bestätigte gestern Nadine Widera vom Tryp-Hotel, haben sich Parteimitglieder von SPD und Grünen gemeldet und gefragt, ob diese Veranstaltung wirklich stattfinden könne.

Der Krefelder AfD-Chef Werner Tegethoff betonte gestern auch, dass er sich von radikalen Positionen wie Pretzells Forderung nach Schusswaffengebrauch an Grenzen distanzieren wolle. Angesprochen auf die Reden des umstrittenen thüringischen AfD-Fraktionschefs Björn Höcke und die Pretzells Äußerung sagte Tegethoff: "Solche Leute muss man innerparteilich ins Abseits stellen." Er verwies auf das AfD-Wahlprogramm und die darin enthaltene Position zu Flüchtlingen. "Im Programm steht ganz klar, dass wir die, die kommen, gut versorgen wollen." Warum er dennoch die Veranstaltung von Pretzell unterstütze, fragte unsere Redaktion. Tegethoff wörtlich: Pretzell hat von uns kräftig die Meinung gesagt bekommen, dass man so etwas in einer solch aufgeladenen Diskussion so nicht sagt." Tegethoff sagt auch, er habe von der AfD-Chefin Frauke Petry das Versprechen bekommen, dass sie gegen solche extremen Positionen vorgehen werde.

Pikant: Frauke Petry hat sich von ihrem Ehemann getrennt und hat jetzt einen neuen Partner - der ist Pretzell.

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(RP)
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