Analyse Abriss der Kirche ist anscheinend sicher

Langenfeld · Die evangelische Kirchengemeinde steht unter Sparzwang. Deshalb steht die Johanneskirche im Zentrum zur Disposition.

 Der Unterhalt der im Jahr 1954 erbauten Johanneskirche in Langenfeld ist teuer. Deshalb soll das Gebäude abgerissen werden.

Der Unterhalt der im Jahr 1954 erbauten Johanneskirche in Langenfeld ist teuer. Deshalb soll das Gebäude abgerissen werden.

Foto: RALPH MATZERATH

Die Liste der Grausamkeiten liegt auf dem Tisch. Der Andrang bei der Versammlung der Evangelischen Kirchengemeinde am Sonntag, wo das "Gebäudestrukturreform" genannte Sparkonzept präsentiert wurde, belegt die Unruhe unter Langenfelds Protestanten. Wie die RP berichtete, drohen tiefe Einschnitte in das Gemeindeleben. So steht ein Abriss der Johanneskirche ebenso im Raum wie ein Ende des Gemeindehauses an der Erlöserkirche mit dem bei jungen Langenfeldern vor allem durch Musikveranstaltungen beliebten Kellercafé. Gerade mal gut eine Woche nach der Präsentation dieser und weiterer Sparvorschläge soll das Presbyterium am 8. April eine Grundsatzentscheidung treffen.

Analyse: Abriss der Kirche ist anscheinend sicher
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Warum muss die Evangelische Kirchengemeinde Langenfeld sparen? Nach Angaben der Presbyteriumsvorsitzenden, Pfarrerin Annegret Duffe, muss der Jahresetat von fünf Millionen Euro um 600 000 Euro gesenkt werden. Mit der weiter rückläufigen Zahl von Protestanten — zurzeit sind es etwa 15 000 — verringern sich die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Zudem hat der vom Presbyterium beauftragte Kölner Architekt Volker Langenbach für die 25 Gebäude im Eigentum der Kirchengemeinde einen Sanierungsbedarf von etwa drei Millionen Euro errechnet.

Verändert sich die Zahl der Standorte? Grundsätzlich sollen die heutigen vier Standorte in Richrath (Lukaskirche), Reusrath (Martin-Luther-Kirche), Immigrath (Erlöserkirche) und in der Stadtmitte (Johanneskirche) laut Duffe erhalten bleiben — doch verkleinert werden.

Welche Einschnitte stehen im Raum? Nach dem von Langenbach vorgelegten Konzept soll die 1954 an der Stettiner Straße errichtete Johanneskirche samt dem 1967 hinzugekommenen Glockenturm abgerissen werden; das 1984 angebaute Gemeindezentrum mit großem Saal und Jugendkeller soll indes modernisiert werden, nach dem Kirchenabriss auch als Predigtstätte dienen. Beim aus den 1960er-Jahren stammenden Gemeindehaus der Erlöserkirche und dem benachbarten Gebäude der (ab September in Burscheid ansässigen) Gemeindeverwaltung wäre eine aufwendige Betonsanierung nötig, so dass beide zur Disposition stehen. An der Lukaskirche soll das laut Duffe energetisch ebenfalls sehr ungünstige und durch Toiletten im Keller auch nicht behindertengerechte Gemeindehaus abgerissen und durch einen kleineren Neubau ersetzt werden. Frei werdende Flächen sollen an allen drei genannten Standorten verkauft und vermutlich mit Wohnhäusern bebaut werden.

Sind die Würfel schon gefallen oder gibt es noch Entscheidungsspielräume? Zwar räumte Duffe ein, dass die Zeitspanne zwischen der öffentlichen Präsentation der Sparvorschläge und der am kommenden Dienstagabend vorgesehenen Grundsatzentscheidung des aus Pfarrern und gewählten Presbytern bestehenden Beschlussgremiums ziemlich kurz sei. Doch habe das vorgestellte Konzept ja eine lange Vorlaufzeit gehabt. "Ich wünsche mir schon, dass der Zielbeschluss am 8. April gefasst wird", meinte Duffe. Nach ihrem Eindruck hätten bei der Versammlung am Sonntag alle Gemeindemitglieder die Notwendigkeit von Veränderungen und Einsparungen verstanden. Wiewohl der durch Unterschriftensammlungen und eine Online-Petition vorangetriebene Widerstand gegen eine Schließung des Kellercafés an der Hardt nachdenklich mache. "Natürlich kann das Presbyterium sich am Dienstag auch darauf verständigen, wegen noch offener Fragen erst im Mai oder später zu entscheiden."

Bis wann muss eine Entscheidung fallen? Nach Duffes Worten gibt es seitens des Kirchenkreises Leverkusen keine zeitlichen Vorgaben. "Wenn wir zahlungsunfähig wären, würde er natürlich eingreifen." Zwar sei es immer bequemer, Entscheidungen hinauszuschieben, doch hält es die Presbyteriumsvorsitzende in Anbetracht des erkannten Sparzwangs für notwendig, jetzt gegenzusteuern. "In zwei bis drei Jahren sind die Rücklagen aufgebraucht."

(RP)
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