Langenfeld Ärger um Trost am Familiengrab

Langenfeld · Heute wird Waltraud Lucke beigesetzt, die aus Langenfeld fortgezogen war.

 Waltraud Lucke kurz vor ihrem Tod mit Schwiegersohn Fred Wolters.

Waltraud Lucke kurz vor ihrem Tod mit Schwiegersohn Fred Wolters.

Foto: priv.

Drei Wochen ist es her, dass Waltraud Lucke im Alter von 74 Jahren starb. Bevor ihre Urne heute Vormittag im Familiengrab auf dem Waldfriedhof beigesetzt wird, spricht in der Kapelle kein Geistlicher tröstende Worte zu den Angehörigen. "Wir hatten uns solch einen Beistand der Kirche unbedingt gewünscht, weil sich meine Mutter mit der evangelischen Gemeinde in Langenfeld immer verbunden fühlte", sagt Tochter Gabi Wolters. "Aber leider hat die hiesige evangelische Pfarrerin Angela Schiller-Meyer sich hierzu nicht bereit erklärt." Grund: Waltraud Lucke war nach dem Tode ihres Mannes vor fünf Jahren zur Tochter nach Mönchengladbach umgezogen. Und deshalb sei, so die Pfarrerin, auch die dortige Gemeinde für die Beisetzung zuständig.

Schiller-Meyer bestätigte auf Anfrage der RP ihre Weigerung. "Kirchenrechtlich ist die Regelung klar, dass immer der ortsansässige Pfarrer zuständig ist." Denn eine Trauerfeier erfordere einschließlich der damit verbundenen Gespräche etwa sechs Stunden. "Wenn ich diese Arbeitszeit für einen Auswärtigen aufbringe, dann fehlt sie für meineseelsorgerischen Tätigkeiten in Langenfeld. Etwa an einem Kranken- oder Sterbebett." Gleichwohl, so Schiller-Meyer weiter, habe sie Gabi Wolters angeboten, bei der Beisetzung direkt am Familiengrab dabei zu sein. "Das war aber ein absolutes Entgegenkommen meinerseits."

Wolters sieht es anders: "Gerade nach dem schmerzlichen Verlust der eigenen Mutter sind Einfühlsamkeit und Beistand der Kirche wichtig. Es darf doch nicht zum Nachteil werden, wenn Kinder ihre Eltern zu sich holen, weil diese allein oder altersbedingt nicht zurecht kommen." Sie habe gedacht, dass die Trauerfeier in der Langenfelder Friedhofskappelle "problemlos über die Bühne gehen" würde. Weil sie im Vorschlag der Pfarrerin diesen Beistand nicht erkenne, habe sie für eine würdevolle Beisetzung heute einen freiberuflichen Trauerredner aus Solingen gewonnen.

Dass die Hinterbliebenen auf ihren Kompromissvorschlag nicht eingingen, bedauert Schiller-Meyer nach eigenen Worten. Doch lasse sie sich nicht unter Druck setzen und dann an anderer Stelle Aufgaben zu vernachlässigen. "Für die Seelsorge in Langenfeld muss ich eben mein Zeitfenster freihalten und gegenüber Auswärtigen auf das Kirchenrecht pochen. Dass das für Betroffene nicht glücklich ist, steht auf einem anderen Blatt."

Katrin Flesser von dem mit der Beisetzung der Urne beauftragten Bestattungsunternehmen gibt Schiller-Meyer zwar grundsätzlich Recht. "Aber bei uns in Mönchengladbach hat gerade für auswärtige Fälle immer ein heimischer Pfarrer Bereitschaft. Wenn also jemand aus Langenfeld im Familiengrab in Mönchengladbach beigesetzt werden soll, dann klappt das."

Schiller-Meyer sagte hierzu, dass im Pfarrerkollegium zurzeit darüber diskutiert werde, auch in Langenfeld auf die zunehmende berufliche und altersbedingte Mobilität der Menschen zu reagieren.

(RP)
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