Langenfeld Aufs Wesentliche konzentrieren

Langenfeld · Die Fastenzeit bedeutet nicht unbedingt nur bewussten Verzicht. Sie kann auch zur inneren Einkehr genutzt werden. Und zur Auseinandersetzung mit der Frage, was wirklich zählt im Leben.

Stadtdechant Dr. Jürgen Rentrop geht mit gutem Beispiel voran. Für die heute beginnende Fastenzeit hat er sich auferlegt, beim Genuss alkoholischer Getränke kürzer zu treten. Seine gute Laune dürfte der freiwillige Verzicht nicht beeinträchtigen. Denn Rentrop weiß jetzt schon, wie er sich trösten kann. "Ich werde bewusst auf die Sonntage schauen. Die gelten in der Fastenzeit als kleine Osterfeste, an denen man in die fröhlichen Phasen zurückfallen und sich etwas gönnen darf", erzählt der katholische Pfarrer im Gespräch mit unserer Zeitung schmunzelnd.

Nach dem Verständnis der Katholischen Kirche besteht das klassische Fasten aus drei Teilen: dem körperlichen Verzicht, der bewussten Hinwendung zu Gott im Gebet und der bewussten Hinwendung zum anderen Menschen. Beim letzten Punkt sollen vor allem die Armen in den Blick genommen werden. Das bischöfliche Hilfswerk Misereor lenkt die Aufmerksamkeit mit seiner diesjährigen Fastenaktion beispielsweise auf Kinder in den Elendsvierteln der großen Städte auf der ganzen Welt, für die Spenden gesammelt werden.

Der Langenfelder Stadtdechant ermuntert Fastende indes auch dazu, sich in den sieben Wochen bis Ostern mit sich selbst und ihrem Leben auseinanderzusetzen. "Für Christen ist der normale Alltag schließlich nicht das einzige, was sie bewegt", erklärt Rentrop, "wir sollten uns in der österlichen Bußzeit daran erinnern, dass wir eine besondere Bestimmung, eine besondere Zukunft haben." Gemeint ist die Auferstehung, das ewige Leben. "In der Fastenzeit geht es zum Einen um das geglückte Ende, allerdings auch um das, was davor kommt, um das Leiden und den Tod."

Für Pfarrer Christof Bleckmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld kann die Fastenzeit eine Phase der Orientierung, der Besinnung auf das Wesentliche sein. "Wir leben in einer Welt mit vielen Optionen. Da muss jeder für sich herausfiltern, was für ihn wichtig und wesentlich ist", meint Bleckmann. Das müsse nicht nur essen und trinken betreffen. "Ich finde zum Beispiel die Idee gut, während der Fastenzeit auf einige Medien zu verzichten. Obwohl ich weiß, dass ich ohne E-Mails fast sterben würde. Aber vielleicht wäre es ja schon ein Anfang, das akustische Signal für den Nachrichteneingang abzuschalten", sagt Bleckmann schelmisch.

Eine ganze Reihe von Anregungen zu ungewöhnlichen Verzichtsvarianten wie auch der auf bestimmte Medien kursiert ironischerweise im Internet. Angesichts der Allgegenwart von Computer und Co. liegt eine zeitweise Beschränkung allerdings durchaus nahe. Und was spricht dagegen, Handy, Fernsehgerät und PC öfter mal ausgeschaltet zu lassen? Umweltbewusste plädieren unterdessen dafür, vom Auto auf Bus oder Fahrrad umzusteigen oder Plastiktüten und Einwegflaschen die kalte Schulter zu zeigen. Sportlich Orientierte ziehen mindestens sieben Wochen lang die Treppe dem Aufzug vor. Andere rufen dazu auf, keine größeren Shoppingtouren zu starten oder aufs Schminken und auf andere Kosmetik zu verzichten.

Die Evangelische Kirche lässt sich zur Fastenzeit immer etwas Besonderes einfallen. Rief sie in der Vergangenheit bereits dazu auf, sieben Wochen auf faule Ausreden zu verzichten, so sollen sich die Fastenden diesmal des falschen Ehrgeizes enthalten.

(RP/jco)
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