Langenfeld Bauingenieurin leitet Frauen-Netzwerk

Langenfeld · Die selbständige Bauberaterin Corinna Watterlohn führt den Verein "Fachwerk", der berufstätige Frauen in und um Langenfeld vernetzt.

 Corinna Watterlohn arbeitet als selbständige Bauingenieurin und zertifizierte Gebäudeenergieberaterin.

Corinna Watterlohn arbeitet als selbständige Bauingenieurin und zertifizierte Gebäudeenergieberaterin.

Foto: Ralph Matzerath

Früher war Corinna Watterlohn (39) dafür verantwortlich, dass hohe Häuser stehen bleiben und keine Wände wackeln. Seit 2005 beschäftigt sich die Diplom-Bauingenieurin nur noch mit reiner Bauphysik und sorgt dafür, dass ein Haus den richtigen Wärme- und Schallschutz und möglichst wenig Energie verbraucht. In diesem Bereich ist Watterlohn seit neun Jahren als eine von wenigen Frauen in der Branche selbstständig tätig.

Der Wechsel von der Statik zur Bauphysik kam der Unternehmerin nicht nur inhaltlich, sondern auch organisatorisch sehr entgegen. "Heute bin ich als selbständige Bauingenieurin und zertifizierte Gebäudeenergieberaterin meine eigene Herrin, kann sogar Karriere und Familie gut miteinander vereinbaren." Der Weg dahin war jedoch lang. "Als Schülerin liebte ich Kunst und Mathe, wusste nach dem Abi aber nur, dass ich zunächst eine Ausbildung machen und danach Grafikdesign studieren wollte. Eine Ausbildung als Druckvorlagenherstellerin bekam ich leider nicht."

Also änderte sie ihren Berufswunsch zur Architektin und ergriff Eigeninitiative. Als fertige Abiturientin klapperte sie zunächst sämtliche Bauzeichner- und Ingenieurbüros mit ihrer Mappe ab, weil sie unbedingt erst einmal eine Ausbildung zur Bauzeichnerin vor dem Architekturstudium machen wollte. In Düsseldorf-Hassels in einem Ingenieurbüro hatte sie Glück. Dort lernte sie das technische Zeichnen am Brett. "Ich lasse mich nicht so schnell entmutigen. Es war für mich zum Beispiel auch kein Problem, mehrere Wochen lang in dicken Stiefeln und einem Schutzhelm auf dem Kopf mit Kollegen auf den Bau zu gehen und das Mauern und Verputzen von Wänden zu lernen".

Probleme mit ihren männlichen Kollegen bekam sie als zierliche Frau, die auch mal sagen muss, wo es langgeht, nie. "Ich konnte gut mit anpacken, habe schnell gelernt und habe mich immer mit meiner Kompetenz durchgesetzt", sagt die Bauingenieurin lächelnd. Jedoch nur die Pläne der Statiker in ihrer Firma umzusetzen, reichte der jungen Frau damals nicht. Sie wollte mehr über das Bauwesen erfahren und studierte an der FH in Köln Bauingenieurswesen. "Ich war eine Frau unter sehr vielen Männern, das war aber alles kein Problem."

Heute kommen ihr alle Erfahrungen für ihren Job als selbstständige Beraterin zugute. Diese möchte sie gerne anderen Frauen weitergeben. Deshalb engagiert sie sich seit 2010 im Verein "Fachwerk", der Unternehmerinnen und selbstständige Frauen in Langenfeld und Umgebung zusammenbringt. "Es war mir einfach sehr wichtig, mich mit anderen Unternehmerinnen auf einem bestimmten Niveau austauschen zu können. Ich habe oftmals so viele fachliche, juristische, aber auch private Fragen als berufstätige Mutter, auf die ich in diesem kompetenten Netzwerk Antworten finden kann", sagt sie.

Seit diesem Jahr ist Watterlohn die 1. Vorsitzende des eingetragenen gemeinnützigen Vereins, der mittlerweile 30 Mitglieder zählt. "Wir freuen uns über jede neue, engagierte Frau!" Sie setzt sich insbesondere für die Weiterbildung und den Wiedereinstieg von Frauen in den Beruf ein. "Es gibt so viel Potenzial bei hochqualifizierten Frauen, das oftmals jahrelang brach liegt."

Wenn die 39-Jährige mal keine Baustelle besucht, dann verbringt sie am liebsten Zeit mit ihrer Familie oder malt Acrylbilder. Doch den Job ganz hinter sich zu lassen, gelingt ihr nie ganz. "In meinem letzten Urlaub in einem südlichen Land dachte ich schon mal, na, ob dieser Balkon wohl hält?"

(vg)
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