Langenfeld Evangelische Frauenhilfe seit 100 Jahren aktiv

Langenfeld · Die Vereinigung, die in Langenfeld mit zwei Gemeindegruppen vertreten ist, geht traditionsbewusst in ihr zweites Jahrhundert.

 "Gründungszweck der Frauenhilfe war besonders die Armenfürsorge", berichtet die Immigrather Vorsitzende Heidemarie Knaup im Redaktionsgespräch.

"Gründungszweck der Frauenhilfe war besonders die Armenfürsorge", berichtet die Immigrather Vorsitzende Heidemarie Knaup im Redaktionsgespräch.

Foto: rm-

Vom Alter her ist Heidemarie Knaup das "Nesthäkchen" in der "Evangelischen Frauenhilfe an der Erlöserkirche". Doch die 57-Jährige ist nicht nur die Jüngste unter den etwa 40 Mitgliedern, sondern auch deren Vorsitzende. "Die meisten unserer Frauen sind ab Ende 60 aufwärts, bis weit in die 90er", sagt die Langenfelderin im RP-Redaktionsgespräch. Mit 57 die mit Abstand Jüngste - spricht das nicht für Überalterung? Iwo, meint Knaup: "Jüngere Frauen haben nun mal andere Interessen und oft auch nicht die Zeit, sich bei uns zu engagieren. Entscheidend ist doch, dass die Gemeinschaft in unserer Altersklasse funktioniert, und das tut sie. Unsere Mitgliederzahlen sind seit Jahren stabil."

Knaup, eine stattliche, stimmgewaltige Frau, spricht für die jüngeren der beiden in Langenfeld existierenden Gemeindegruppen. Die ältere aus Reusrath feiert heuer ihr 100-jähriges Jubiläum - allerdings ohne wirkliche Vorsitzende. Pfarrerin Annegret Duffe hat formell die Leitung der Frauenhilfe an der Martin-Luther-Kirche übernommen, weil sich keine andere für den Job fand.

Die Frauenhilfe von der Hardt ist 84 Jahre alt - mindestens. "In Unterlagen des Kreisverbands von 1930 ist die Erlöserkirchen-Gruppe erwähnt. Es muss sie also damals schon gegeben haben", erzählt Knaup, während sie in einem Ordner blättert, in dem sie feinsäuberlich alles abgeheftet hat, was zur Immigrather Frauenhilfe zu finden war, Info-Blätter ebenso wie Fotos von Ausflügen. Bis in die Nachkriegszeit hinein ist das nicht viel. "Es ist, als hätte es die Gemeindegruppe nie gegeben", sagt die Vorsitzende und vermutet, dass während des Nationalsozialismus das meiste vernichtet wurde.

Knaup selbst stieß im Jahr 2000 zur Frauenhilfe - und wurde bereits drei Jahre später Nachfolgerin von Ursula Ziehlke, der heutigen Ehrenvorsitzenden (86). "Ich hatte mich voll um den Haushalt und unsere Kinder (heute 31 und 28) gekümmert und bin nicht ins Berufsleben zurückgekehrt", sagt die gelernte Oecotrophologin. "Als die Kinder aus dem Haus waren, habe ich nach einer neuen erfüllenden Aufgabe gesucht - und sie in der Frauenhilfe gefunden." Schwer fiel ihr das nicht, hatte sie doch bereits in Düsseldorf-Wersten, wo sie aufwuchs, aktiv am Gemeindeleben teilgenommen, als Kindergottesdiensthelferin ebenso wie als Sopran im Kirchenchor. "Auch meinen Mann habe ich über die Kirche kennengelernt."

Das Fundament der Immigrather Frauenhilfe sind die zweiwöchentlichen Treffen im Gemeindezentrum, mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr. "Wir beginnen immer mit einer Andacht, dann folgt ein kleiner Vortrag, anschließend wird bei Kaffee und Kuchen geplaudert", beschreibt Knaup den Ablauf. Vortragsthemen sind neben der Religion - von alttestamentlichen Frauengestalten bis zum Bibelquiz - auch Gesundheit oder andere lebenspraktische Bereiche.

"Im Juni/Juli machen wir immer unseren Jahresausflug, zuletzt ging es zu einer Straußenfarm in Remagen", erzählt die Vorsitzende. Die tätige "schwesterliche" Hilfe ist der Vereinigung ebenfalls wichtig, ob in Form von Krankenbesuchen, Wäschewaschen oder der Begleitung von Friedhofsbesuchen. Wie der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), zu der sie eine herzliche Verbindung pflegt, ist der Evangellischen Frauenhilfe auch der karitative Gedanke wichtig. So spendet sie regelmäßig an die Christoffel-Blindenmission und die Kindernothilfe.

"Hilfe für andere - dies war ja auch das Gründungsmotiv von Kaiserin Auguste Victoria, als sie die Evangelische Frauenhilfe 1899 ins Leben rief", unterstreicht Knaup. Damals sei es zum Beispiel um Suppenküchen und Näharbeiten für wohltätige Zwecke gegangen. Dieser Gründungsimpuls ist es auch, der die Langenfelderin an dem traditionellen Vereinsnamen festhalten lässt: "Andernorts hat man sich umbenannt, etwa in ,Evangelische Frauen in Wersten'. Ich finde aber, die ,Frauenhilfe' steht für eine gute Tradition. Solange der Landesverband uns nichts anderes vorschreibt, wollen wir weiter ,Evangelische Frauenhilfe' heißen."

(RP)
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