Angela Schiller-Meyer "In unserer Runde tanken Frauen Kraft"

Langenfeld · Die Langenfelder Frauengruppe "Senfkorn" wird 20 Jahre alt. Mitgegründet wurde sie von Pfarrerin Angela Schiller-Meyer.

Angela Schiller-Meyer: "In unserer Runde tanken Frauen Kraft"
Foto: Matzerath Ralph

Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag Ihrer Frauengruppe "Senfkorn"! Ich muss gestehen: Ich kannte die Gruppe nicht und dachte bei dem Namen zunächst an eine Kabarettgruppe, denn an einen ernsten Gesprächskreis. Ärgert Sie das?

Schiller-Meyer (lacht) Nein, ganz und gar nicht. Das war nun mal Ihre erste Assoziation, die hat durchaus Ihre Berechtigung. Und Kabarett ist ja etwas Fröhliches, insofern ist das absolut in Ordnung. Wir haben den Begriff Senfkorn gewählt, weil er auch in der Bibel als Metapher steht für etwas sehr Kleines, das aus der Ruhe der Erde heraus Kraft und Energie findet, um groß zu werden, Gutes zu tun und Halt zu finden. Das war ja letztlich auch unsere Intention, diese Gruppe zu gründen. Siegrid Tiesler, die hier ebenfalls sehr engagiert ist, spricht immer davon, dass sie nach einem Senfkorn-Abend prallgefüllt mit Leben und Gedanken nach Hause zurückkehrt. Ein schönes Bild.

Worin unterscheidet sich "Senfkorn" von andern Frauengruppen?

Schiller-Meyer Zum einen ist es uns immer wichtig gewesen, Frauen jeder Altersgruppe anzusprechen, damit die Generationen in Kontakt und ins Gespräch kommen, eventuell sogar den eigenen Horizont oder Blickwinkel erweitern können. Jedes einzelne Treffen beschäftigt sich mit einem bestimmten Thema, von philosophischen Themen über Künstlerabende bis zu Literatur oder Hexenkräuter. Eingebettet ist die Themendiskussion in Rituale. Vorher zünden wir eine Kerze an, dann halten wir ein kleines Gebet. Ausklingen lassen wir den Abend mit leckeren kleinen Köstlichkeiten, gezaubert von engagierten Mithelferinnen.

Welcher Themenabend ist Ihnen denn besonders in Erinnerung geblieben?

Schiller-Meyer Wir hatten unlängst das Thema "Andere Sichtweisen", ein wunderbarer Abend, der von meiner Mitstreiterin Andrea Meinke geplant wurde. Darin haben wir versucht, Dinge, die auf den ersten Blick negativ sind, ins Positive zu wandeln. Zum Beispiel kann man sich darüber aufregen, dass man viel zu bügeln hat. Man kann sich aber genauso gut darüber freuen, dass man so viel schöne Kleidung besitzt. Es war teils sehr schwierig, das positive Pendant zu finden, aber wir haben auch viel gelacht und hatten unheimlich Spaß.

Es gibt für Ihre Gruppe zwei feste Regeln: Das Wort "Mama" soll nicht fallen, und Männer müssen leider immer draußen bleiben. Warum so "radikal"?

Schiller-Meyer Wir wollten bewusst, dass Frauen ihre Mutterrolle hier für eine gewisse Zeit ablegen und sich wieder in ihrer gesamten Weiblichkeit wahrnehmen können. Das ist wichtig, um Kraft zu tanken. Und Männer haben wir natürlich gerne, aber es ist wie es ist: Sobald ein Mann mit im Raum ist, sind Frauen nicht mehr authentisch. Und wir möchten hier einen Raum bieten, in dem sich alle Frauen uneingeschränkt öffnen können.

Wie stark hat sich denn dieser Begegnungsabend über die Jahre etabliert?

Schiller-Meyer Wir haben immer zwischen 15 und 20 Teilnehmerinnen, Altersdurchschnitt 55 plus. Bis Anfang des Jahres hatten wir unseren Raum an der Johanneskirche, nun mussten wir den Standort wechseln und treffen uns im Gemeindeszentrum an der Erlöserkirche. Mit dem Wechsel tun sich viele Frauen schwer, vor allem die älteren. Das macht mich sehr traurig, aber es ließ sich nicht vermeiden.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Schiller-Meyer Wir wünschen uns vor allem mehr Zulauf von jüngeren Frauen. Und wir möchten auch, dass sich Frauen aller Religionen angesprochen fühlen - wir heißen jede einzelne willkommen.

DANIELE FUNKE FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(funke)
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