Monheim Politik der offenen Tür

Düsseldorf · Die Martin-Luther-Kirche in Reusrath hat das Signet "verlässlich geöffnete Kirche" erhalten. Die Auszeichnung soll evangelische Gemeinden animieren, ihre Gotteshäuser regelmäßig zu festen Zeiten zu öffnen.

Wie können Kirchen wieder mehr Menschen anziehen? Jedenfalls nicht mit geschlossenen Gotteshäusern. Genau hier setzt die Idee der "verlässlich geöffneten Kirche" an. Seit fast zehn Jahren werden entsprechende Signets an Kirchen im Bundesgebiet verliehen. Gestern wurde die Martin-Luther-Kirche in Reusrath ausgezeichnet.

An fünf Wochentagen öffnen

Verschiedene Landeskirchen haben sich bei diesem Projekt zusammengeschlossen. Wann das Signet "verlässlich geöffnete Kirche" verliehen wird, ist relativ einheitlich geregelt. Die evangelische Kirche im Rheinland verlangt, dass eine Kirche vom 1. April bis 30. September regelmäßig an mindestens fünf Tagen in der Woche je vier Stunden geöffnet ist, und zwar zu vorgegebenen Zeiten. Doch das ist nicht alles: "Es geht nicht nur darum, den Schlüssel in der Kirchentür herumzudrehen", erklärt Landespfarrer Jürgen Schweitzer vom Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste. "Die Kirche soll ein Ort sein, wo sich Menschen eine Atempause aus der Betriebsamkeit der Woche gönnen." Daher verlangt die Rheinische Kirche zum Beispiel, ein mit dem Signet ausgezeichnetes Gotteshaus müsse "in einem einladend geordneten Zustand gehalten" werden.

Die Reusrather Martin-Luther-Kirche ist da vorbildlich: Am Eingang liegen stets aktuelle Informationen zu Veranstaltungen der Gemeinde, berichtet Pfarrer Christof Bleckmann. Ein Faltblatt erzählt die Geschichte des 1792 bis 1794 errichteten Gotteshauses, ein weiteres erklärt die Bedeutung des Taufbeckens und anderer sakraler Gegenstände. Nicht zu vergessen: die Bücher mit Gebeten und besinnlichen Texten. Besucher können sich damit in eine Bankreihe setzen und sich zum Nachdenken anregen lassen. Am Stehpult in der hinteren Ecke können Besucher ihre Gedanken und Gebete aufschreiben. "Wir sehen, dass Menschen das immer wieder wahrnehmen", sagt Bleckmann. Angst vor Vandalismus oder Diebstahl hat der Pfarrer nicht: "Einmal gab es eine Verunreinigung, die aber leicht zu beseitigen war." Immer wieder trifft Bleckmann auf neue Gesichter. "Es wäre erfreulich, wenn es mit der geöffneten Kirche zusammenhängt", meint er, "aber ich erwarte das von niemandem."

Für Katholiken bereits Standard

Auf katholischer Seite sind offene Gotteshäuser die Regel. St Josef in der Stadtmitte und St. Martin in Richrath sind geöffnet, solange das Pfarrbüro besetzt ist. An St. Barbara in Reusrath ist zumindest der Haupteingang geöffnet, während der Kirchenraum mit seiner wertvollen Ausstattung nicht zugänglich ist. Deshalb findet Jürgen Rentrop, Dechant für das Dekanat Langenfeld-Monheim, die Idee verlässlich geöffneter Kirchen aus katholischer Sicht "nicht besonders prickelnd": "Ich denke, jede Kirche sollte offen sein." Pfarrer Bleckmann kann sich unterschiedliche Besucher vorstellen, sei es eine junge Mutter, die die Stille suche, die es bei ihr daheim nie gebe. Wer vom Friedhof komme, finde in der Kirche "eine Gelegenheit, sich der Nähe Gottes zu versichern".

(RP)
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