ANZEIGE RP und Stadtwerke unterwegs - Teil 5 Reusrath - ein Dorf mit langer Geschichte

Trotz des Baubooms seit den 1950er Jahren blieb der ländliche Charakter weitgehend erhalten.

 Der evangelische Pfarrer Christoph Bleckmann und die Pastoralreferentein Barbara Wortberg (katholische Gemeinde) pflegen gute Nachbarschaft. Sie stehen an der Kirchenwüstung (Am Markt) in Reusrath. Die mittelalterlichen Fundamente sind die Überreste der Vorläuferkirche von St. Barbara.

Der evangelische Pfarrer Christoph Bleckmann und die Pastoralreferentein Barbara Wortberg (katholische Gemeinde) pflegen gute Nachbarschaft. Sie stehen an der Kirchenwüstung (Am Markt) in Reusrath. Die mittelalterlichen Fundamente sind die Überreste der Vorläuferkirche von St. Barbara.

Foto: Ralph Matzerath

Zwei Kirchtürme, die sich mit 200 Metern Abstand fast gegenüber liegen, prägen den Ortsteil Reusrath. Es sind der schlichte, klassizistische Bau der evangelischen Martin-Luther-Kirche (1794) und das neugotische, reich verzierte katholische Gotteshaus St. Barbara, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts. "Wäre die Trompeter Straße ein Fluss, müsste man Brücken bauen", sagt der evangelische Pfarrer Christof Bleckmann. Doch das ist nicht der Fall. Und so sind die Wege kurz.

Auf dem Dorf wird die "erweiterte Nachbarschaft" lebendig gehalten: Die Katholiken laden beispielsweise die evangelischen Glaubensbrüder zum Erntedankfest ein, und die Schulgottesdienste sind gelegentlich ökumenisch, freut sich Bleckmann. "Die Katholiken haben aber den besseren Parkplatz", erkennt er neidlos an.

Die große Fläche vor der Barbara-Kirche dient aber nicht nur den Besuchern der Messen und Andachten als Abstellplatz für ihre Autos. Der Reusrather Platz ist bei vielen Feiern das ganze Jahr über ein beliebter Treffpunkt. Ob Schützenfeste, der CDU-Weihnachtsmarkt am vergangenen Wochenende — bei dem viele örtliche Vereine mitmachten — oder die große After-Lichterzugparty am 7. Februar 2016, zu der Andreas Buchheim vom Rüsrother Carnevals Comittee (RCC) rund 2000 Gäste erwartet — sie alle funktionieren gut.

"Man trifft Nachbarn, redet und feiert", erlebt Bleckmann. Das Vereinsleben spielt in Reusrath eine große Rolle. Neben der St.-Sebastinaus- und der St. Hubertus-Schützenbruderschaft punktet der SC Germania Reusrath unter anderem mit einer starken Fußballabteilung. Für das Winterbrauchtum ist das Rüsrother Carnevals Comittee zuständig. Seit 2006 organisiert der Club den Lichterzug, eine Attraktion, die nach offiziellen Angaben jährlich rund 10.000 Besucher anlockt. Am 7. Februar 2016 findet er zum elften Mal statt. An dem Jubiläumsumzug beteiligen sich zwischen 600 bis 700 Teilnehmer und die Strecke wird 500 Meter länger sein als bisher, nämlich insgesamt zwei Kilometer.

"Es ist eine ganz eigene Atmosphäre im Dunkeln zu feiern", sagt Andreas Buchheim." Neben Karnevalsschlagern präsentieren die Veranstalter auch Sambaklänge und Dudelsackmusik. Weil immer mehr Auswärtige von der "größten Party zwischen Köln und Düsseldorf" in den Ortsteil gelockt würden und die Siedlung an ihre Kapazitätsgrenzen stoße, werden die Gruppen jetzt auch ein Stück entlang der Opladener Straße geführt, sagt er.

Seit den 1950er Jahren hat sich der Zuzug verstärkt. 7244 Einwohner leben im Ortsteil. Neue Häuser entstanden an der Alten Schulstraße, Am Ohrenbusch, am Wiesenweg, an der Gartenstraße, am Iltisweg, an der Weststraße oder am Grillenpfad. Am Teichweg erfüllen sich die besser Betuchten individuelle Wohnträume. Insgesamt überwiegend Einfamilien- und Reihenhäuser mit Garten sowie Doppelhaushälften. Geschosswohnungen sind rar. An der Brunnenstraße/ Ecke Grünewaldstraße entstehen im kommenden Jahr drei neue Mehrfamilienhäuser mit 20 bis 30 Einheiten. Anfang 2017 werden sie bezugsfertig sein, prognostiziert Stadtplaner Stephan Anhalt.

Etwas abgelegen an der Kölner Straße 80 steht das Übergangswohnheim für Flüchtlinge 161 Menschen leben dort zurzeit. An der Kölner Straße 31 leben 73 Flüchtlinge. Aktuell zählt Holger Hammer (Soziale Angelegenheiten) in Reusrath 234 Asylsuchende. Im evangelischen Gemeindehaus treffen sich Alteingesessene und einige Flüchtlingsfrauen zum gemeinsamen Kochen.

Sind junge Familien meistens motorisiert, mobil und gut vernetzt, seien die Busverbindungen nicht für alle Älteren optimal, findet Pfarrer Bleckmann. "Uns fehlt auch ein Seniorenwohnheim." Wer im Ortsteil alt werde und nicht mehr alleine wohnen könne, gehe entweder nach Opladen ins evangelische Heim an der Ulrichstraße, ins Langenfelder CBT-Haus an der Eichenfeldstraße oder ins Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt in Langfort. Gerade Themen, die ältere Menschen beschäftigen, müssten noch mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, sagt der Pfarrer. Im evangelischen Gemeindehaus trifft sich die Zwar-Gruppe, die der frühere Grundschulleiter Ulrich von zur Gathen moderiert. "Zwar" steht für "Zwischen Arbeit und Ruhestand" und ist als Treffpunkt für Menschen ab 55 Jahre gedacht, die schon im Ruhestand sind oder sich langsam darauf vorbereiten.

Angeboten werden Spielenachmittage und Wanderungen. Im Rewe-Markt an der Opladener Straße können sich die Bürger mit Waren des täglichen Bedarfs versorgen. Die Metzgerei Gladbach liefert ihren Mittagstisch auf Bestellung auch aus an. Es gibt Apotheken, praktische Ärzte, eine Tierärztin und eine Sparkassenfiliale.

Gewerbegebiete entstehen parallel zur A 542 erst in jüngster Zeit. Etwa ab 2004 an der Albert-Einstein-Straße. Eine 3,4 Hektar große Restfläche ist kürzlich erst vermarktet worden, sagt Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder. Auf einem Teilstück werde sich eine Langenfelder Firma vergrößern. Und ein Unternehmen aus Leichlingen ziehe auf ein Nachbargrundstück. Das Gewerbegebiet Reusrath Nord-West wurde Anfang 2014 erschlossen. Erst in dieser Woche entschied der Stadtrat, auf dem Gelände das Projekt Handwerker-Park aufzubauen.

Größter Arbeitgeber ist die LVR-Klinik für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. In der Forensik werden psychisch kranke Straftäter betreut. Seit 2007 ist in Reusrath eine Konzentrationszone für Windräder ausgewiesen. Eine Entscheidung für den Standort am Umspannwerk ist noch nicht gefallen. Ebenfalls strittig ist der Hubschrauberlandeplatz, den der Unternehmer Gerhard Witte an der Dückeburg bauen will. Die Bezirksregierung befindet im Januar darüber. Der Ortsteil hat eine lange Geschichte. Erste urkundliche Erwähnung fand mit Neurath im Jahr 904 ein Ort in der Gemarkung Reusrath. 1281 ist es Reusrath selbst, das als "Ruzerode" schriftlich genannt wird.

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