Leverkusen/Düsseldorf NRW plant in Manfort Lager für 800 Flüchtlinge

Leverkusen/Düsseldorf · Das Land will im Innovationspark Manfort (liegt zwischen Finanzamt und Dhünn) ein Erstaufnahmelager mit Kita und Sportanlagen bauen. Kapazität: 800 Personen. Die Stadt könnte mit der Einrichtung ca. sechs Millionen Euro sparen.

 Hier auf dem IPL-Areal zwischen Dhünn und Hemmelrather Hof könnte ein Flüchtlingsaufnahmelager entstehen.

Hier auf dem IPL-Areal zwischen Dhünn und Hemmelrather Hof könnte ein Flüchtlingsaufnahmelager entstehen.

Foto: Uwe Miserius

Der Anruf des Innenministers erreichte Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn am Montag. Ralf Jäger fragte an, ob die Stadt Leverkusen geeignete Flächen für eine große Flüchtlingsunterkunft habe. Benötigt werden dafür 40 000 Quadratmeter. Das einzige in Leverkusen schnell verfügbare Areal findet sich zwischen der Dhünn (Höhe Kleingärten Schlebuschrath) und den Gewerbebetrieben im Innovationspark Manfort. Seit 20 Jahren gelang es nicht, diese Flächen zu vermarkten.

Buchhorn unterrichtete gestern die Politiker im Hauptausschuss über die Anfrage aus Düsseldorf. Detaillierte Pläne sollen am 2. Februar in Sondersitzungen der Bezirksvertretung I und von Ratsausschüssen diskutiert werden.

Das Flüchtlingslager werde komplett vom Land betrieben und finanziert, sagte Buchhorn. Für die Stadt könnte dies sogar eine deutliche Entlastung bedeuten: Derzeit wird Leverkusen nach neuesten Prognosen ca. 500 Flüchtlinge pro Jahr aufnehmen und zumindest räumlich wie finanziell versorgen müssen. Läuft die Erstaufnahmeeinrichtung, dann werden die dort betreuten Flüchtlinge auf das städtische Kontingent angerechnet. Die Zahl der Flüchtlinge in Leverkusen würde insgesamt pro Jahr so nur um 300 Personen steigen.

Da das Land die Unterbringung bezahle, könnte dies für Leverkusen eine Entlastung beim Flüchtlings-etat von ca. sechs Millionen Euro pro Jahr bedeuten, sagte gestern Finanzdezernent Frank Stein. Zudem müsste die Stadt für ca. zwei Jahre keine eigenen zusätzlichen Flüchtlingsunterkünfte bereitstellen, ergänzte Baudezernentin Andrea Deppe.

Dass mit einem solchen Lager Überkapazitäten geschaffen würden, sieht Dezernentin Deppe nicht. Die Stadt habe derzeit große Mühe, die heute schon zugewiesenen Flüchtlinge (derzeit noch rund 400 Personen pro Jahr) unterzubringen. Die Wohnungsgesellschaften, wie der Bauverein Opladen, unterstützten die Stadt sehr engagiert.

Es würden alle Arten von Gebäuden und Plätzen untersucht. So prüfte die Stadt auch den alten Standort des Jugendhauses Rheindorf, ob sich dort Wohncontainer aufstellen ließen. Zudem müsse in absehbarer Zeit der Flüchtlings-Standort Sandstraße in Opladen saniert werden, da brauche man Ausweichquarrtiere, sagte Deppe.

Bundesweit rechnen die Verantwortlichen derzeit mit einem Zustrom von 230 000 Flüchtlingen pro Jahr - mit steigender Tendenz: Buchhorn geht von bis zu knapp 300 000 Personen jährlich aus. Das Land habe inzwischen erkannt, dass die Kommunen mit einer solchen Zusatzbelastung räumlich wie finanziell überfordert seien. Jäger schlug deshalb dem Oberbürgermeister im Telefonat vor: Die Stadt stellt das Grundstück zur Verfügung, auf dem das Land eine Erstaufnahmeeinrichtung mit Schlaf- und Aufenthaltsräumen, Kindertagesstätte, Spiel- und Sportanlagen und Räumen für das Betreuungspersonal bauen könne. Alle Kosten wolle das Land übernehmen. Mehr Kapazitäten in Schulen sind nicht nötig, da die Kinder sehr schnell von Erstaufnahmelagern auf andere Kommunen verteilt würden, sagte Schuldezernent Marc Adomat. Und Kita-Plätze wolle das Land ja selbst schaffen. Die letzte Entscheidung trifft der Stadtrat.

(RP)
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