Meerbusch Der Fährmann auf dem Rhein

Meerbusch · Seit 32 Jahren setzt Fährmann Hajo Schäfer schon auf der "A3 des Wassers" von Langst-Kierst nach Kaiserswerth über.

 Hajo Schäfer (rechts) ist Kapitän der "Michaela II". Zusammen mit Manuel Ferraz schippert er die Fähre von Langst-Kierst nach Kaiserswerth und zurück.

Hajo Schäfer (rechts) ist Kapitän der "Michaela II". Zusammen mit Manuel Ferraz schippert er die Fähre von Langst-Kierst nach Kaiserswerth und zurück.

Foto: Jansen

Dennis Rütten ist Stammpassagier auf der "Manuela II". Und freut sich darüber: "Ich habe den schönsten Weg zur Schule - es ist einfach etwas anderes, als jeden Tag den Bus nehmen zu müssen", erzählt der Jugendliche. Mit ihm zusammen strömen noch viele weitere Schüler gegen Mittag aus dem Suitbertus- und Theodor-Fliedner-Gymnasium auf die Rheinfähre Schäfer in Kaiserswerth. Manche laufen sogar direkt die zehn Stufen zur Kapitänskabine hinauf und leisten Fährmann Hajo Schäfer Gesellschaft. Der Fährmann hat einen besonders guten Draht zu seinen Passagieren. Auf der Michaela II herrscht eine familiäre Atmosphäre: "Ich kenne die meisten Schüler sehr gut, wenn aber ein neues Schuljahr beginnt und neue Schüler auf die Schule kommen, muss ich mir erstmal neue Namen einprägen."

Sein Mitarbeiter Manuel Ferraz unterstützt Schäfer fünf Tage die Woche und ist eine große Hilfe: "Manuel hilft mir sehr, und mit seiner freundlichen Art und seinem breiten Grinsen bereichert er jeden Tag die Kunden", sagt Schäfer.

In der Kapitänskabine ist es gemütlich warm, es liegen Süßigkeiten auf dem Tisch, an der Wand hängen Bilder von der Familie, eine Kaffeemaschine steht auf einem Regal, sogar ein Fernseher hängt an der Decke. Dem Fährmann scheint es an nichts zu fehlen in seiner Kabine.

An was es aber mangelt, ist Kundschaft. Nach Bau und Eröffnung der Flughafenbrücke A44 im Jahr 2002 ist die Zahl der Passagiere geschrumpft. "Früher hatten wir 500 Stammkunden, heute fehlen 75 Prozent der Einnahmen. Und von den 500 Kunden sind nur noch 15 feste Pendler übrig", erzählt Schäfer. Die alljährliche Rheinkirmes und der Japantag machten den Verlust wieder wett, sagt der Fährmann: "Durch die beiden Veranstaltungen können wir unsere Durststrecke überwinden. Ohne die Rheinkirmes würde es hier nämlich heute keine Rheinfähre mehr geben." Für den kommenden Japantag am 26. Mai hat Schäfer bereits alle Karten für die Fähre verkauft: "Die Karten sind immer direkt am ersten Vorverkaufstag ausverkauft. 250 Gäste werden auf unserer Fähre mit Essen und Trinken versorgt und können bei Musik und Tanz den Abend genießen." Schäfer, der ursprünglich aus Andernach kommt, hat mit 21 Jahren seinen Fährschein gemacht und ist seitdem auf der Rheinfähre unterwegs: "Ich bin hier reingewachsen und die Fähre ist ein großer Bestandteil meines Lebens. Auch wenn es nicht immer einfach ist, habe ich jeden Tag eine tolle Aussicht, bin in der Natur und habe nette Fahrgäste." Während Schäfer alle paar Minuten zwischen Langst-Kierst und Kaiserswerth pendelt (eine Strecke dauert etwa drei Minuten), wechseln auch Autos, Fahrradfahrer und Fußgänger die Rheinseite. Eltern machen Fotos mit ihrem Kind, andere Passagiere beobachten das Wasser des Rheins, Mitarbeiter Ferraz säubert die Fähre mit Wasserschlauch und Besen. Schäfer bezeichnet den Rhein als die A3 auf Wasser. "Das Schiffern mit einer Fähre sieht immer leicht aus, man muss aber auf den Verkehr achten und andere Schiffe im Auge behalten." Mit mehr als 1000 Kilometern ist der Rhein einer der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt. "Unfälle entstehen hier meistens durch Ablenkungen", sagt Schäfer. Die Michaela II hatte noch keinen Unfall: "Sie ist wie ein Panzer gebaut und unsinkbar." Und dann fügt Schäfer mit rheinischem Humor hinzu: "Wie die Titanic."

(RP)
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