Moers Magisches Lichtkunstwerk am Schacht IV

Moers · Erstmals hat Moers am Kulturfestival "Extraschicht" teilgenommen. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Rheinpreußen gab es Musik, Theater, eine Fotoausstellung sowie eine beeindruckende Licht- und Klanginstallation.

 Unter dem Titel "Schwarzes Gold" stand die Projektion, die an die goldenen Zeiten des Bergbaus erinnerte.

Unter dem Titel "Schwarzes Gold" stand die Projektion, die an die goldenen Zeiten des Bergbaus erinnerte.

Foto: Klaus Dieker

Seit inzwischen 15 Jahren zelebrieren sich die einstigen Hochburgen des Kohlebergbaus alljährlich in dem aus vielen Aktionen bestehenden Kulturspektakel "Extraschicht". In diesem Jahr geschah das unter dem Motto "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel". Obwohl der Bergbau auch in Moers eine wichtige Rolle gespielt hat - die Geschichte der Zeche Rheinpreußen begann am 21. Juli 1851 mit der Bohrung des ersten Schachtes - waren die Moerser an den bisherigen "Extraschichten" nicht beteiligt. Doch diesmal war die Grafenstadt dabei. Zu verdanken hatte sie das dem Engagement des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins, besonders jenen Mitgliedern, die sich seit vielen Jahren um den Erhalt und die Pflege des vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammenden denkmalgeschützten Fördermaschinengebäudes auf dem Schacht-IV-Gelände der ehemaligen Zeche Rheinpreußen kümmern.

Mit einem am Samstag dort von ihnen organisierten, mehrteiligen Kulturprogramm konnte sich Moers erstmals in die Riege der an der "Extraschicht" beteiligten Städte einreihen. Mit Erfolg. Schon kurz vor der offiziellen Programmeröffnung um 18 Uhr schlenderten die ersten Besucher durch die beiden Maschinenhallen, wo die Moerser Fotografen André Thissen und Dirk Thomas in einer Ausstellung ihre Fotos von stillgelegten Zechen, Industrieanlagen und anderen typischen Bauwerken aus der Region zeigten. Dann - pünktlich um 18 Uhr - traten im hinteren Raum die "Püttrologen", eine Gesangsgruppe aus fünf ehemaligen Bergleuten der 2001 geschlossenen Neukirchener Zeche Niederberg, ans Mikrofon und stimmten den Song "Ich mach' mein Ding" von Udo Lindenberg an. In den inzwischen dicht gedrängten Besucherreihen wurde es schlagartig still. Anschließend zu Marius Müller-Westernhagens "Ich bin wieder hier in meinem Revier" sah man die Ersten mitsingen, und zum Schluss bei BAPs "Verdamp lang her" wiegten sich nahezu alle Zuhörer im Takt der Musik hin und her.

Gut 30 Minuten dauerte der musikalische Auftakt mit den "Püttrologen", dann wurde es plötzlich hektisch. "Kommen Sie! Kommen Sie!" Vier in weiße Ganzkörperanzüge gehüllte Gestalten stürmten mit Megafonen in die Maschinenhalle, um anschließend in einer gespenstischen Viererformation zu schrillen Musiktönen roboterartig durch die Gegend zu stapfen. Wenig später stiegen die weißen Gestalten auf die riesigen, in der Halle befindlichen Maschinenteile und erzählten den Zuhörern die Geschichte der Zeche Rheinpreußen und ihrer Arbeiter in wechselnden Zurufen. Dazu flog gegen Ende als Symbol für die sozialen Auswirkungen der späteren Zechenschließung ein großer, ferngesteuerter Plastikhai durch den Raum, während Matthias Heße als Sprecher der Aktionäre, von weißen Nebelschwaden umwabert, die Schließung als einen für alle wunderbaren Neuanfang schönlaberte.

Die ungewöhnliche Vorstellung, eine extra für die "Extraschicht" inszenierte theatrale Installation des Moerser Schlosstheaters, wurde noch zwei weitere Male gezeigt. Das vierte künstlerische Highlight der Moerser "Extraschicht" konnte erst mit Einsetzen der Dämmerung bewundert werden. Unter dem Titel "Schwarzes Gold" verwandelten die Lichtkünstler Matthias Plenkmann und Christian Spieß, sowie der Musiker Andreas Pasieka, die Fassade des historischen Fördermaschinengebäudes an diesem Abend gleich mehrmals mit einer beeindruckenden Licht- und Klanginstallation in ein magisches Kunstwerk.

(lang)
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