Neuss Jazz mit großen Gefühlen

Neuss · Zum Abschluss der Reihe "Blue in Green" vor der Sommerpause spielte die "Masha Bijlsma Band" aus Holland. Das Quartett beeindruckte in Neuss mit großen Emotionen und Lebensfreude.

 Jazz-Sängerin Masha Bijlsma aus den Niederlanden begeisterte in Neuss bei einem Konzert in der Reihe "Blue in Green".

Jazz-Sängerin Masha Bijlsma aus den Niederlanden begeisterte in Neuss bei einem Konzert in der Reihe "Blue in Green".

Foto: B. Steingießer

"Whispers and Moans" (Flüstern und Klagen) hat die niederländische Jazz-Sängerin Masha Bijlsma ihr Balladen-Album genannt. Eine Auswahl von Songs, mit denen sie sich auf besonders bewegende persönliche Erlebnisse aus den vergangenen Jahren bezieht, auf Glücksmomente wie die Geburt ihrer Kinder und auf traurige Erfahrungen wie den Tod lieber Freunde und geschätzter Kollegen.

Vor drei Wochen kam ein weiteres, einschneidendes Ereignis hinzu. Rob van den Broeck, der 15 Jahre lang Pianist des Masha-Bijlsma-Quartetts gewesen war, starb unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit. So steht das Konzert in der Alten Post einerseits noch unter dem Eindruck dieses Verlustes. Andererseits aber zeigt es auch, wie sich Trauer durch die Kraft der Musik verwandeln lässt in eine Trost spendende positive Energie.

Dem neuen Pianisten Ed Baatsen, der kurzfristig für van den Broeck eingesprungen ist, gelingt es nicht nur, sich organisch in die schon so lange bestehende Band einzugliedern und sich die komplexen Arrangements anzueignen mit den vielen feinen Details wie etwa den unisono mit der Sängerin gespielten Bebop-Läufen, die den Stücken eine klar gegliederte Struktur geben. Vielmehr leistet er darüber hinaus auch seinen ganz persönlichen Beitrag, indem er zu "African Roots In Jazz", einer Komposition van den Broecks, eine eigene, virtuose Introduktion spielt und sich damit vor dem verstorbenen Kollegen verneigt.

Masha Bijlsma ist eine Sängerin mit großem Stimmumfang und echtem, ungekünsteltem Ausdruck. Ihre stets punktgenau artikulierende und lässig swingend phrasierende Stimme ist in den Höhen makellos klar, hat in der mittleren Lage ein warmes, fließendes Timbre und in den Tiefen ein dunkles Volumen, das zuweilen verblüffend an die großen schwarzen Jazz-Sängerinnen erinnert.

Ein Beispiel: "Left Alone", ein Stück, zu dem Bassist Henk de Ligt ein fantasievolles Solo beisteuert, in dem er sein Bogenspiel durch perkussives Tapping der linken Hand selbst begleitet. Er schrieb auch das Arrangement zu Milton Nascimentos Song "Bridges", dessen Text die Stimmung des Abends genau trifft. Der Song erzählt von einer Brücke aus der Vergangenheit, einer Brücke in die Zukunft, einer Brücke der Trauer, die jedoch nicht von Dauer ist, denn auch er ist eine Brücke – der Regenbogen.

(NGZ)
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