Enge Kontakte zu Wiener Islamisten? SEK nimmt Terrorverdächtigen in Neuss fest

Neuss · Die Polizei nimmt einen 21-jährigen Deutschen mit Verbindungen zu einem Islamisten in Wien fest. Der Hinweis kam aus Österreich. Der Mann soll Anschläge auf Polizisten und Soldaten geplant haben.

SEK-Einsatz in Neuss-Weißenberg
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SEK-Einsatz in Neuss-Weißenberg

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Foto: Schüller

Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei hat am Samstagabend einen Neusser wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat festgenommen. Die Beamten durchsuchten zudem die Wohnung des Mannes. Das SEK rückte dort gegen 23.30 Uhr an. Ein Richter erließ gestern Haftbefehl gegen den Neusser. Das bestätigte ein Sprecher des Landeskriminalamts.

Der Zugriff erfolgte in einem Mehrfamilienhaus in Neuss-Weißenberg. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen 21-jährigen Deutschen. Bei dem Einsatz sei auch seine Frau anwesend gewesen. Sie wurde ebenfalls festgenommen, ist aber wieder auf freiem Fuß. Nach Informationen unserer Redaktion sind der Mann und die Frau nach islamischem Recht verheiratet.

Der Mann aus Neuss war im Zuge der Ermittlungen gegen einen 17 Jahre alten islamistischen Terrorverdächtigen, der am Freitag in Wien verhaftet worden war, ins Visier der Ermittler geraten. Die österreichischen Behörden hätten dem Bundeskriminalamt (BKA) sofort nach der Festnahme in Wien mögliche Kontaktpersonen mitgeteilt, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Diese Meldung habe zur Festnahme in Neuss geführt. "Schon am Freitag war Minister de Maizière mit seinem österreichischen Amtskollegen in Kontakt und hat ihm jede Unterstützung angeboten", sagte ein Sprecher von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Der Wiener Fall belege, "dass wir in Europa in einem einheitlichen Gefahrenraum leben". "Die Festnahme zeigt, dass die Sicherheitsbehörden gut, schnell und vertrauensvoll bei der Terrorbekämpfung zusammenarbeiten", sagte auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). Die Ermittlungen würden ergeben, wie weit der 21-jährige in die Pläne des in Österreich Festgenommenen eingebunden war. Der Sprecher des Landeskriminalamts sagte, der Verdacht habe sich in kurzer Zeit so verdichtet, dass es zu der Durchsuchung der Wohnung und den Festnahmen gekommen sei. Der Tatverdächtige aus Wien habe in Neuss als Gast bei dem Festgenommenen übernachtet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

"Focus Online" berichtete unter Berufung auf Justizkreise, der Neusser habe einen Bombenanschlag auf Polizisten und Bundeswehrsoldaten in Deutschland geplant. Zusammen mit dem Wiener habe er in der Neusser Wohnung mit Mitteln zur Herstellung von Sprengstoff experimentiert. Dort seien nun Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt worden.

Ein früherer Nachbar aus Neuss berichtete, vor etwa einem Dreivierteljahr sei ein Mann barfuß mit einer Flagge der Terrormiliz IS über die Straße gelaufen. Er habe den Vorgang gefilmt und habe der Polizei den Sachverhalt geschildert: "Mir war klar, dass mit denen etwas nicht stimmt." Die Frau des Mannes sei stets voll verschleiert aufgetreten. Dass es sich bei beiden um die am Samstag Festgenommen handelte, konnten Polizei und Landrat am Abend nicht bestätigen. Der in Wien festgenommene Dschihadist Lorenz K., Kampfname "Abu Chaker", soll in der Stadt einen Sprengstoffanschlag geplant haben. Ausländische Geheimdienste hätten Hinweise auf einen Anschlag im Januar gegeben, hatte Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka erklärt: "Es gibt Anhaltspunkte, dass es nicht einer gewesen sein könnte, sondern ein größeres Rahmenwerk dahintersteckt." Der Mann sei daraufhin überwacht und in einer Wohnung von der Polizei festgenommen worden. Bei ihm handle es sich um einen österreichischen Staatsbürger mit albanischem Hintergrund.

(RP)
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