Neuss Warnung vor Medikamentencocktails

Neuss · Experten diskutierten über Arzneimittelversorgung und die Gefahren durch zu viele Medikamente.

 Beim Pflegetreff sprachen sie über Arzneimittelversorung (v.l.): Sonja Laag, Margret Stolz, Regina Schmidt-Zadel, Hermann-Josef Verfürth, Ministerin Barbara Steffens, Werner Schell, Dirk Brügge und Karl Heinz Großgarten.

Beim Pflegetreff sprachen sie über Arzneimittelversorung (v.l.): Sonja Laag, Margret Stolz, Regina Schmidt-Zadel, Hermann-Josef Verfürth, Ministerin Barbara Steffens, Werner Schell, Dirk Brügge und Karl Heinz Großgarten.

Foto: Woi

Patientenrechte und -autonomie, Pflegequalität und -reform - der Neusser Pflegetreff setzt sich für die Interessen von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen ein. Bei der jüngsten Veranstaltung im Kontakt Erfttal wurde als Thema "Arzneimittelversorgung" angesprochen - denn genau die kann zum ernsthaften Problem werden. Dies gilt vor allem dann, wenn viele Arzneimittel verschrieben werden. Ein "Medikamentencocktail" kann kontraproduktiv - im schlimmsten Fall gar lebensbedrohlich - sein. Darauf wurde beim Pflegetreff hingewiesen.

Auf dem Podium saß der Neusser Arzt Dr. Hermann-Josef Verfürth als Mann der Praxis. Er nannte ein Beispiel für einen kontraproduktiven Medikamentencocktail: "Eine Patientin hat einen erhöhten Cholesterinspiegel. Das verordnete Medikament hilft, kann aber in den Nebenwirkungen Gelenkschmerzen verursachen. Und auf den Magen schlagen beziehungsweise Appetitlosigkeit verursachen. Die Therapie: weitere Pillen", berichtet Verfürth. "So kann aus einer gut zu behandelnden harmlosen Krankheit ein unnötiger und vielleicht sogar schädlicher Medikamentencocktail werden", warnt der Mediziner. Er betont, dass man in solchen Fällen nach alternativen Lösungen suchen sollte.

Vor allem im Alter treten Mehrfachbeschwerden auf. Das Ergebnis, so Moderatorin Regina Schmidt-Zadel, sei häufig eine Pillenflut, weil viele Diagnosen zusammenkommen. Dabei könne es bei mehr als fünf Präparaten gesundheitsgefährdend werden. Und manche ältere Menschen würden erheblich mehr als diese Zahl zu sich nehmen. Denn die bunte und kaum überschaubare Zahl von verordneten sowie selbst besorgten Pillen, Tinkturen und weiteren Mitteln werde oft unkontrolliert und unabgestimmt eingenommen.

Wie sich im Laufe der Diskussion herausstellte, mangele es häufig an der Abstimmung zwischen der verordnenden Ärzteschaft, der Kommunikation sogar zwischen Hierarchie-Ebenen im Krankenhaus, aber auch zwischen Fachärzten bis hin zum Hausarzt. Doch Lösungen bräuchten Zeit. Es sei zu hoffen, dass ein ab dem 1. Oktober 2016 rechtsgültiger Medikationsplan, auf den jeder Patient einen Anspruch habe, eine Verbesserung bringe.

(ho-)
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