Sommernachtslauf in Neuss Das sympathische Comeback eines Klassikers

Neuss · Der 33. Sommernachslauf der TG Neuss bricht zwar keine Rekorde, etabliert sich aber als Sportspektakel für die ganze Familie.

Sommernachtslauf 2015 in Neuss
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Sommernachtslauf 2015 in Neuss

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Laufen macht Spaß. Ganz besonders, wenn die "Hahner-Twins" aus Steinach mit von der Partie sind. Schon kurz nach ihrem Sieg beim 33. Sommernachtslauf im Rennen über zehn Kilometer in 35:35 Minuten hatte Anna Hahner (Run2Sky) Luft für ein höchst launiges Fazit.

"Das war schon cool auf der Strecke. Da gab's eine tolle Band, die haben ein Lied von Pink gespielt. Und da wir viel mit Musik machen, hat uns das natürlich noch mehr gepusht, als wir da vorbeigelaufen sind", sagte die 25-Jährige. Prompt setzte ihre Zwillingsschwester Lisa, die trotz ihres Ende März beim Citylauf in Dresden erlittenen Ermüdungsbruch im rechten Wadenbein in Neuss startete und in 37:19 Minuten Platz zwei belegte, erstaunlich textsicher an: "I think I'll get outta here, where I can. Run just as fast as I can. To the middle of nowhere ..."

Die deutschen Marathon-Hoffnungen für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro waren mit ihrer sympathischen und offenen Art genau das, was der Sommernachslauf beim Comeback nach unwetterbedinger Pause brauchte. Mit 3420 Läufern im Ziel, das freilich nur 82 Prozent der Starter wirklich erreichten, verfehlte die 33. Auflage zwar die Bestmarke von 2013 (4006), doch das bekümmerte Marc Hillen, der mit seiner Agentur h1 im Auftrag des größten Neusser Sportvereins das innerstädtische Laufspektakel seit 2009 organisiert und vermarktet, keineswegs. "Rekorde sind mir nicht wichtig. Für mich zählt, dass wir ein Lauf für die ganze Familie sind. Hier soll sich jeder wohlfühlen." Ins gleiche Horn stieß TG-Vorsitzender Mario Meyen: "Seit uns Sturm Ela im vergangenen Jahr zur Absage gezwungen hatte, trieb uns die Sorge um, dass wir wieder bei null anfangen müssten. Aber ich hatte den Eindruck, die Leute haben nur auf den Sommernachtslauf gewartet." Wahrscheinlich waren es am Ende etwas weniger als die 20 000 Zuschauer vor zwei Jahren, doch damit konnte das Organisationsteam um TG-Geschäftsführer Klaus Ehren gut leben.

Auf der Strecke übernahm ein Läufer das Kommando: Toni Riediger (LG Ohra Energie) gewann in 32:54 Minuten vor Nikki Johnstone (Asics Frontrunner/33:06), schottischer Lehrer der Internationalen Schule Neuss am Rhein (ISR), und Florian Totzauer (LV Pliezhausen/33:18) nicht nur den Jedermannlauf über zehn Kilometer, sondern triumphierte kurz darauf auch über 5000 Meter in 16:12 Minuten vor Fabian Schmidt (SG Kaarst/17:43) und Markus Schmitz (Norbert-Gymnasium Ehemaligenverein/17:46).

Zusätzlich gewann der Erfurter gemeinsam mit Daniel Harzebecker, Manuel Müller und Tim Stegemann (Team Firmenpuls) noch die Team-Staffel. Sein Kommentar: "Ich habe mich ganz gut gefühlt. Meine Bestzeit liegt zwar bei 31:02 Minuten, aber der schöne Lauf hier in Neuss sollte für mich nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Deutschen Meisterschaften über zehn Kilometer und vielleicht noch die Cross-EM sein." Derlei Ambitionen hegt Sonja Oberem (42) schon lange nicht mehr. Nach Rang sieben über zehn Kilometer in 43:27 Minuten stellte die Achte des olympischen Marathons 1996 in Atlanta schmunzelnd fest: "Ist doch ganz gut für eine alte Frau." Ohnehin hatte sie sich in den vergangenen Wochen fast ausschließlich auf ihren neun Jahre alten Sohn und dessen Operation am "Spitzfuß" (Hochstand der Ferse) konzentriert. Eine äußerst schmerzhafte und belastende Angelegenheit. Inzwischen sei er aber wieder zu Hause, "sitzt zwar noch im Rollstuhl, macht sich aber ganz gut", beruhigt die erleichterte Mama.

Derweil standen die lockeren Hahner-Twins fast ohne Pause für Fotos bereit. Ihr Lob an Neuss: "Die Leute haben uns super angefeuert. Der Lauf war im Nu vorbei."

(NGZ)
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