Rheinberg Gleise der Werksbahn werden abgebaut

Rheinberg · 100 Jahre lang ratterten die Salzzüge auf der 18 Kilometer langen Strecke - bis 2015. CDU: Ausbau zum Geh- und Radweg.

 Meister Andreas Brendgen (li.) und Bauleiter Peter Lechtenberg von esco an einem zum Abtransport vorbereiteten Gleisstück in Ossenberg.

Meister Andreas Brendgen (li.) und Bauleiter Peter Lechtenberg von esco an einem zum Abtransport vorbereiteten Gleisstück in Ossenberg.

Foto: Christoph Reichwein

100 Jahre lang ist das Salz aus dem Borther Bergwerk mit Zügen abtransportiert worden. 100 Jahre lang haben Anwohner das Quietschen und Rumpeln der schweren Waggons ertragen. 100 Jahre lang konnte sich niemand vorstellen, dass es diesen Güterverkehr irgendwann nicht mehr geben soll. Doch seit Januar 2015 fahren keine Salzzüge mehr: Das weiße Gold lässt esco, Betreibergesellschaft des Steinsalzbergwerks, seither mit Lkw zum Weseler Hafen fahren, wo es dann auf Schiffe verfrachtet wird.

Die Bahnanlagen werden nun zurückgebaut. Im März hat die Firma Becker, seit rund 25 Jahren zunächst für Solvay und später für esco tätig, auf dem Werksgelände mit den Arbeiten begonnen. Momentan sind die Kranwagen im Bereich der Hafenanlage an der Momm in Ossenberg im Einsatz. Nach und nach werden die Schwellen und Gleise auf der 18,5 Kilometer langen Werksbahnlinie verschwinden.

"Die Strecke beginnt in Büderich, führt durch das Werksgelände, weiter durch Wallach und dann bis zur alten Verladestelle an der Momm", schildert Peter Lechtenberg, im Borther esco-Bergwerk für die baulichen Arbeiten zuständig. "Wenn wir hier im Momm-Gebiet fertig sind, werden die Arbeiten für etwa vier Wochen ruhen, bevor es dann in Wallach weitergeht."

Ganz zum Schluss, so Lechtenberg, werden die rund zehn Straßenkreuzungen demontiert. Die Querung der Bundesstraße 58 ganz in der Nähe der Werkszufahrt bildet im nächsten Jahr den Abschluss. "Dieser Abschnitt erfolgt parallel zur Sanierung der Fahrbahn der Bundesstraße. Das haben wir mit Straßen NRW so abgesprochen", erklärt der Bauleiter.

Mit dem Rückbau der Bahnlinie endet ein Stück regionaler Industrie-Geschichte. Andreas Brendgen, bei esco Meister in der Bauabteilung, kennt die Historie: "Ab 1904 gab es zunächst die Bahnlinie von Borth nach Wallach zur alten Schachtanlage, von der heute nur noch das alte Trafohaus steht. In den zwanziger Jahren wurde die Bahnlinie dann erweitert." Diese Historie endet nun abschnittsweise. Denn die Kranwagen schnappen sich ein Sechs-Meter-Stück nach dem anderen und nehmen es aus dem Verkehr: Zwei jeweils sechs Meter lange Gleis-Stücke, verbunden mit jeweils neun Stahlbeton-Schwellen. Eine Schwelle wiegt rund 270 Kilo, jeder Meter Schiene etwa 49 Kilo. Das heißt: pro Sechs-Meter-Einheit rund drei Tonnen.

"90 Prozent des Materials landen auf dem Schrott", sagt Andreas Brendgen. "Zehn Prozent gehen in die Wiederverwertung." Die Bahntrasse bleibt erhalten - als Schotterstrecke. In Ossenberg kann man sich dieses Bild bereits anschauen. Eigentümer der Trasse ist die Cavity GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Solvay-Gruppe, die sich um die Regulierung jener Bergschäden kümmert, die aus der Zeit resultieren, als das Bergwerk noch von Solvay betrieben wurde (1926 bis 2001). Cavity ist aber auch für die Liegenschaften zuständig.

Die Gleise sind noch nicht abgebaut, da keimen bereits Ideen für eine künftige Nutzung. Die CDU Borth wünscht sich, die Trasse in einen Geh- und Radweg umzuwandeln. "So könnten wir aus der Not eine Tugend machen. Der Rheinberger Norden ist schließlich stark durch den Salzabbau geprägt", sagt CDU-Fraktions- und Ortsverbandsvorsitzender in Borth, Erich Weisser. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der Cavity, Reinhard Maly, und dem Technischen Beigeordneten der Stadt, Dieter Paus, darüber sei bereits in Planung.

(up)
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