Solingen Banken belasten Unternehmenskunden

Solingen · Negativzinsen sollen nun auch bei der Stadt-Sparkasse für hohe Firmenguthaben erhoben werden.

 Vor der Hauptstelle der Solinger Stadt-Sparkasse steht ein Dukatenesel. Von seinen märchenhaften Gaben träumen die Finanzinstitute in der aktuellen wirtschaftlichen Lage.

Vor der Hauptstelle der Solinger Stadt-Sparkasse steht ein Dukatenesel. Von seinen märchenhaften Gaben träumen die Finanzinstitute in der aktuellen wirtschaftlichen Lage.

Foto: Radtke

Der Sparstrumpf unter dem Kopfkissen könnte bei Sparern angesichts mickriger Zinsen wieder zur alternativen Anlageform werden. Vor allem dann, wenn die Bank oder die Sparkasse gar Zinsen haben möchte fürs Aufbewahren des Geldes. Doch die häusliche Geldanlage ist für Jochen Welling nicht wirklich eine Alternative. "Vor allem nicht für Unternehmenskunden", sagt der Direktor der Commerzbank (Mittelstandsbank West), Niederlassung Wuppertal-Remscheid-Solingen.

Für täglich fällige Gelder im siebenstelligen Bereich berechnet die Commerzbank Firmenkunden bereits seit dem vergangenen Jahr Negativzinsen. "Die EZB berechnet für unsere Einlagen 0,4 Prozent Negativzinsen", sagt Welling "wir treffen deshalb individuelle Vereinbarungen mit Unternehmenskunden ab einer Einlage von einer Million Euro und reden über alternative Anlageformen". Andere Banken würden bereits ebenso verfahren. "Es kommt immer darauf an, wie hoch der Druck ist", so Welling. Er weiß: "Die Kunden reagieren darauf nicht begeistert." Manche würden deshalb abwandern und Banken ansteuern, die zurzeit noch keine Negativzinsen erheben. So wie bislang die Stadt-Sparkasse Solingen. "Wir nehmen aber große Zuflüsse von täglich fälligen Geldern im Firmenkundenbereich wahr", sagt Sparkassen-Sprecher Martin Idelberger. 2016 habe sich der Bestand auf 290 Millionen Euro erhöht - ein Plus von 30 Prozent allein bei Firmenkunden.

Der Druck scheint jetzt aber auch bei der Stadt-Sparkasse Solingen angekommen zu sein. Auch hier sollen Firmenkunden ab einer siebenstelligen Einlage zur Kasse gebeten werden. "Zur Mitte des Jahres ist das geplant", sagt Idelberger. Keiner wünsche sich so etwas, aber man müsse "ein vernünftiges Liquiditätsmanagement hinbekommen".

Privatkunden des größten Solinger Kreditinstitutes brauchen sich derweil noch keine Sorgen machen, mit Negativzinsen belastet zu werden. "Das schließen wir derzeit aus", sagt der Sparkassen-Sprecher.

Marc-André Pahl, Sprecher der ohnehin nur auf Privatkunden ausgerichteten Sparda-Bank West, kann die Genossenschaftskunden ebenfalls beruhigen: "Es wird keine Negativzinsen geben, das schließen wir für dieses Jahr aus." Auch Jochen Welling von der Commerzbank bekräftigt: "Im Privatkundenbereich erheben wir keine Negativzinsen."

"Das schließen wie so lange wie möglich aus", sagt zudem Andreas Otto, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Remscheid-Solingen, mit Blick auf die Privatkunden. Im Firmenkundengeschäft hat die Volksbank indes wie andere Banken die gleiche Problematik zu bewältigen. "Wir müssen 0,4 Prozent an die EZB für unsere Einlagen abführen", sagt Otto.

Eine generelle Einführung von Negativzinsen für Firmenkunden ab einem bestimmten Betrag gibt es bei der Volksbank jedoch nicht. "Wir sprechen ausgewählte Unternehmenskunden an. Es gibt individuelle Absprachen", sagt Andreas Otto.

(uwv)
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