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Tönisvorst Von St. Tönis bis Mexiko und Shanghai

Tönisvorst · Eine Mutmacher-Geschichte aus dem Wirtschaftsleben: Wilfried Noffz hat sich mit einem Büro im heimischen Keller selbstständig gemacht. Heute arbeitet sein Unternehmen mit Weltkonzernen für Zukunftstechnologien zusammen.

 Wilfried Noffz neben einem Prüfsystem für Elektronikmodule der nächsten Fahrzeuggeneration eines deutschen Premium Pkw-Herstellers. Dieses Prüfsystem wird weltweit an unterschiedlichen Produktionsstandorten eingesetzt werden.

Wilfried Noffz neben einem Prüfsystem für Elektronikmodule der nächsten Fahrzeuggeneration eines deutschen Premium Pkw-Herstellers. Dieses Prüfsystem wird weltweit an unterschiedlichen Produktionsstandorten eingesetzt werden.

Foto: WK

Die Erfolgsgeschichte von NOFFZ Technologies klingt wie eine dieser legendären Garagengeschichten aus dem kalifornischen Silicon Valley. Im Falle von Wilfried Noffz ist es nicht die Garage, sondern das Büro im Keller des Einfamilienhauses in St. Tönis. Das ist allerdings 25 Jahre her, heute hat seine Firma 80 Mitarbeiter und Vertriebsbüros in Mexiko und China. Dieses Unternehmen, das er alleine aufgebaut hat, ist eine echte Mutmacher-Geschichte. Er will allen Unruhegeistern, die für ihre Ideen brennen, gerne Mut machen, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Für Noffz gibt es allerdings Voraussetzungen für das Gelingen: Der Gründer muss irgendetwas sehr sehr gerne machen, nicht fies vor ganz viel Arbeit sein und natürlich auch das nötige Quäntchen Glück haben. Wilfried Noffz hatte Glück, weil er eine Frau hat, die unbeirrt mitzog und alles mit durchgestanden hat, und er aus früheren Jobs bereits gute Kontakte besaß. Vor 25 Jahren brauchte er keine Investoren, keine Finanzierung, es gab keinen Businessplan, sondern allein die Lust am Erfolg und das Vertrauen auf das eigene Können.

"Ich bin ein echter Mutmacher", sagt Noffz, wenn er auf seinen Schulweg schaut. Denn es war ihm nicht in die Wiege gelegt, Unternehmer zu werden. Das Ruhrgebietskind besuchte sieben Jahre die Volksschule, dann kam die Hauptschule, die er zwei Jahre absolvierte. In NRW wurde es dann ermöglicht, mit dem zehnten Schuljahr den Realschul-Abschluss zu machen. Noffz hat ihn mit Ach und Krach geschafft. Dann ging er in die Lehre, er wurde Radio- und Fernsehtechniker. Ein Glücksgriff war der Lehrherr, die Firma Graetz in Bochum, die später von Nokia übernommen wurde. Andere Firma, gleiche Leute: Nach der Lehre blieb er in Verbindung mit den Leuten, nachdem er dreieinhalb Jahre Fernseher repariert hat. In seiner Nachbarschaft hatte er den besten Ruf als Techniker. Wenn irgendein Gerät versagte, wurde er gerufen. Und es machte ihm Spaß, die Dinge zu reparieren, den Störungen auf den Grund zu gehen, zu verstehen, wie Fehler entstanden. Noffz holte erst die Fachoberschulreife, dann das Fachabitur nach. Sein Traum war der Diplom-Ingenieur. Damals war die Gesamthochschule Wuppertal die einzige Uni, die Studenten mit Fachabi annahm. Als Langzeitstudium mit zwölf Semestern absolvierte er ein gründliches Ingenieurstudium, mit dem Reparieren von Fernsehern finanzierte er sein Studium.

Mit dem Diplom in der Tasche erhielt er 40 Stellenangebote. In letzter Minute kam eine Anfrage von Philipps herein, die für ihr Werk in Krefeld-Uerdingen einen Entwicklungsingenieur für Prüfsysteme suchten. Das wurde sein erster Job: Prüfgeräte für Videorekorder entwickeln. Sechs Jahre blieb Noffz dabei. Dann machte er sich selbstständig. Das Philipps-Werk in Uerdingen gibt es nicht mehr, auch keine Fernseher und Rekorder aus eigener Fertigung. Bei Philllips gab es einen Kollegen, der es vorgemacht hat: zu kündigen, sich selbstständig zu machen und für das frühere Unternehmen Aufträge abzuwickeln. Erste eigene Nebenjobs machten Noffz Mut, auf eigenen Füßen stehen zu können und auf eigene Rechnung zu arbeiten. Seine alten Kontakte in Bochum nutzen ihn, denn als unbekannte One-Man-Show Kunden zu akquirieren ist schwer.

Von Vorteil waren nicht nur seine langjährigen Kontakte, sondern auch die Branche. Er konnte als Freiberufler starten, ohne neue Maschinen anschaffen zu müssen. Der erste selbstgebastelte Mikrocomputer zu Hause, seine eigene Arbeitskraft stellten einen geringen Kostenapparat dar. Doch wenn alles leicht klingt, war es das beileibe nicht. Man muss schon viel Freude an seiner Arbeit mitbringen. Noffz hat auf vieles andere verzichtet und deutlich über das normale Maß gearbeitet. Als er 1989 seine Firma anmeldete, war seine Tochter bereits auf der Welt, Sohn Tobias, der heute schon mit in das Unternehmen eingestiegen ist, wurde 1990 geboren. Bevor sich Noffz selbstständig machte, hatte er ein paar Ersparnisse zurückgelegt. Wer sich selbstständig macht, sollte mindestens ein halbes Jahr, besser ein ganzes Jahr, mit einem kleinen Einkommen aus Ersparnissen überbrücken können. Wenn die ersten Aufträge abgewickelt sind, hat man es geschafft.

Jungen Menschen rät Noffz, sich nicht direkt nach dem Studienabschluss selbstständig zu machen, sondern erst Berufserfahrung zu sammeln und Kontakte zu schaffen. Für Noffz lief es dann so gut, dass ihn seine Auftraggeber zwangen, Leute einzustellen. Denn die Arbeit war nicht mehr allein zu schaffen. Die ersten drei Mitarbeiter mussten erst einmal vom Homeoffice aus arbeiten, es gab noch kein eigenes Firmenhaus. Als es dann am Tackweg bezogen war, wurde es schnell zu klein. Getrieben von den Kunden wechselte die Firma an den Tempelsweg. Wenn Noffz zurückdenkt, ist das Gefühl, heute Büros in Mexiko und Shanghai eröffnet zu haben, einfach "irre". Heute arbeitet das Unternehmen in St. Tönis mit den Entwicklungsgesellschaften großer Konzerne zusammen. Zu den namhaften Kunden gehören sehr viele Kunden aus dem Automotive Bereich wie unter anderem BMW, VW, Bosch, Continental, aber auch Firmen wie Miele, Vorwerk, Henkel und ThyssenKrupp. Mit seiner Prüftechnik ermöglicht Noffz den industriellen Pionieren, Innovationen sicherer zu machen.

(RP)
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