Kreis Viersen Sankt Martin wird NRW-Kulturerbe

Kreis Viersen · Die Initiative von René Bongartz aus Brüggen und Jeyaratnam Caniceus aus Kempen verzeichnet einen ersten Erfolg

 Die Martinsfreunde René Bongartz (r.) und Jeya Caniceus.

Die Martinsfreunde René Bongartz (r.) und Jeya Caniceus.

Foto: Knappe

Als René Bongartz aus Brüggen und Jeyaratnam Caniceus im vergangenen Jahr ihre Initiative starteten, dass die Martinstradition als Kulturerbe anerkannt werden solle, wurden sie zunächst ein wenig belächelt. Jetzt haben sie ein erstes Etappenziel erreicht. Sieben Monate, nachdem sie einen entsprechenden Antrag an das Land Nordrhein-Westfalen eingereicht hatten, hat jetzt eine unabhängige Expertenkommission bekannt gegeben, dass auch Sankt Martin fortan zu den Traditionen und Bräuchen gehören soll, die als Kulturerbe des Landes anerkannt sind. Für Bongartz und Caniceus ist diese Mitteilung ein erster großer Erfolg.

Während Bongartz schon als Jugendlicher in Viersen-Bockert beim Martinsfest die Rolle des armen Mannes schlüpfte, hat Caniceus, der vor mehr als 30 Jahren als Flüchtling aus Sri Lanka nach Deutschland kam, das Martinsbrauchtum erst in Kempen kennengelernt. Bereits 2013 hatte Caniceus die Idee für die Bewerbung, besprach sich damals mit seinem Freund Bongartz am Rande des Kempener Martinszuges. Ähnlich wie das Schützenbrauchtum solle auch die Martinstradition in die Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen werden, meinte Caniceus. Bongartz war spontan begeistert.

2017 schritten die beiden zur Tat, luden Interessierte zum Meinungsaustausch ein. Im September kamen rund 200 Vertreter von etwa 70 Martinsvereinen und -komitees aus dem Kreis Viersen, aber auch aus Krefeld, Mönchengladbach, Dinslaken, Düsseldorf, Emmerich, Neuss, Hilden, Straelen und Stolberg zur Versammlung in Brüggen-Bracht. Damals wurden Bongartz und Caniceus ermutigt, bei der Weltkulturorganisation Unesco einen entsprechenden Antrag einzureichen. Auch an den Landtag richteten sie ihr Schreiben.

Die Landtagsfraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen unterstützten das Vorhaben. Ob eine Tradition in die Kulturerbe-Liste aufgenommen wird, ist allerdings nicht davon abhängig, ob der Landtag eine entsprechende Initiative unterstützt. Die Kommission, die für die Bewertung des Kulturerbes zuständig ist, wurde aber über das Votum des Landesparlaments informiert.

Nun steht fest: Neben 13 weiteren Bewerbungen - darunter das Brieftaubenwesen, die Bolzplatzkultur und die Anlage von Flechthecken - soll auch der rheinische Sankt Martin künftig zum Kulturerbe des Landes gehören. Die Initiatoren zeigten sich gestern dankbar für die Unterstützung von Martinsvereinen und Politik. "Das Votum des NRW-Parlaments wird Sankt Martin in der nächsten Runde auf Bundesebene tragen", meinen Caniceus und Bongartz. Ein Dachverein des Kulturerbes Sankt Martin sei geplant, da eine private Bewerbung auf Bundesebene nicht angemessen sei. Dem Verein soll eine Stiftung zur Seite stehen, die den Erhalt der Martinstradition zur Aufgabe hat.

(RP)
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