Rechtschreiberat schlägt Alarm Jeder fünfte 15-Jährige ist ein Analphabet

Mannheim · 20 Prozent der 15-Jährigen sind Analphabeten. Dies zeigt die besorgniserregende Analyse des Rates für deutsche Rechtschreibung. Mehrere Studien und Befragungen hätten übereinstimmend diesen "erschreckenden Befund" erbracht, sagte die Geschäftsführerin des Rates, Kerstin Güthert, am Dienstag in Mannheim.

Dabei gehe es nicht um orthografische Spitzfindigkeiten, sondern darum, grundlegende Regeln der Rechtschreibung nicht zu beherrschen. "20 Prozent Analphabetismus sind ein Skandal, den unsere Gesellschaft nicht hinnehmen darf", so Güthert.

Der Vorsitzende des Rates, Hans Zehetmair, forderte, Rechtschreibung müsse eine stärkere Rolle in Schule und Lehrerausbildung erhalten.

Güthert sieht verschiedene Ursachen: Sie verwies darauf, dass Kinder bildungsferner Schichten oft ohne Bücher und Vorlesen aufwüchsen. Zudem sei problematisch, dass die Vermittlung von Rechtschreibekenntnissen in der Lehrerausbildung "stiefmütterlich behandelt wird".

Dringenden Reformbedarf gebe es bei der Gestaltung von Schulbüchern, die oft nur die komplex formulierten, offiziellen Rechtschreiberegeln kopierten, statt sie in für die Schüler der jeweiligen Altersstufe verständliche Regeln zu übersetzen. "Dass Schüler die in dieser Form dargebotenen Regeln nicht in ihre Köpfe bekommen, ist dann nicht weiter verwunderlich."

Wie sich die Rechtschreibekenntnisse von Jugendlichen in den vergangenen Jahren entwickelten, kann der Rat nicht belegen. "Leider gibt es entsprechende repräsentative Untersuchungen erst seit kurzem", so Güthert. Dabei würden in der Regel 15-Jährige am Abschluss der Sekundarstufe I (Hauptschule) befragt.

Der unter anderen mit Sprachwissenschaftlern, Lehrern, Vertretern von Wörterbuchverlagen und Journalisten besetzte Rat für deutsche Rechtschreibung beobachtet die Entwicklung der Sprache und Rechtschreibung und schlägt etwaige Reformen und Anpassungen vor.

(KNA)
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