Kritik an Aussage zu muslimischen Familien Kardinal Meisner bedauert: "Wortwahl vielleicht unglücklich"

Köln · Mit Kritik haben Vertreter der Muslime auf einen Vergleich des Kölner Kardinals Joachim Meisner zwischen christlichen und muslimischen Familien reagiert. Er bezeichnete seine Wortwahl inszwischen als "unglücklich".

 Eine katholische Familie "ersetzt mir drei muslimische Familien", sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner.

Eine katholische Familie "ersetzt mir drei muslimische Familien", sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner.

Foto: dpa, Henning Kaiser

Meisner hatte vergangenen Freitag vor Angehörigen des katholischen "Neokatechumenalen Weges" gesagt, "eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien". Der Sprecher der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Bekir Alboga, sagte dazu dem "Kölner Stadt-Anzeiger", er sei sprachlos. "Man stelle sich vor, ein muslimischer Würdenträger in vergleichbarer Position würde diesen Satz formulieren — ein Empörungsschrei ginge durch die Gesellschaft."

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, vermutete, der Kölner Kardinal versuche "sich mit Sarrazin-ähnlichen Äußerungen über Muslime einen rustikalen Abgang zu sichern". Meisner bediene Ressentiments und islamfeindliche Stimmungen, "die wir so von der katholischen Kirche und besonders vom neuen Papst nicht kennen", sagte Mazyek dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Meisner wollte "keinem zu nahe treten"

Meisner bedauerte, mit seiner Äußerung Irritationen ausgelöst zu haben. "Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten", versicherte der 80 Jahre alte Erzbischof in einer Stellungnahme. "Meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich. (...) Ich habe schon verschiedentlich gesagt, dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben."

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), sprach laut "Kölner Stadtanzeiger" von der "persönlichen Meinung eines katholischen Würdenträgers", die sie nicht kommentiere, "auch wenn ich sie nicht verstehe".

Meisner hatte dem Blatt zufolge vor Angehörigen des Neokatechumenats berichtet, er habe Bedenken gegen ihre Gemeinschaft im Vatikan stets mit dem Argument ausgeräumt, "Leute, dahinter steht die Glaubenskraft von Eheleuten, die zehn Kinder in die Welt setzen".

(KNA)
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