"Germany's Next Topmodel" Showdown auf dem Schachbrett

Los Angeles · Zehn Wochen "Germany's Next Topmodel" haben die Nachwuchsmodels hinter sich, es ging um den Einzug in die Top 10 – und es wurde viel geboten: Neben Empörungs- und Fremdschampotenzial gab es eine gelungene "Haute Couture"-Schau – und eine traurige Entscheidung.

Zehn Wochen "Germany's Next Topmodel" haben die Nachwuchsmodels hinter sich, es ging um den Einzug in die Top 10 — und es wurde viel geboten: Neben Empörungs- und Fremdschampotenzial gab es eine gelungene "Haute Couture"-Schau — und eine traurige Entscheidung.

Die zehnte Folge der elften Staffel von "Germany's Next Topmodel" startete mit einer Nachricht, die es in sich hatte. Beim Shooting der letzten Woche, das die Nachwuchsmodels leichtbekleidet mitten auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles absolvieren mussten, hatten Paparazzi Fotos gemacht. Und diese waren nun in diversen Boulevard-Internetportalen erschienen, teilweise sogar mit Verpixelung intimer Körperstellen.

Während Carina vor allem interessierte, ob sie auf den Fotos "fett" aussehe (und ihre Eltern am Telefon irritierenderweise mit "nein, du siehst geil aus" antworteten), waren die meisten anderen Mädels ehrlich entsetzt. Heidi Klum und Thomas Hayo schilderten lakonisch, dass das nun einmal zum Modelleben dazugehöre. Als Zuschauer stellte man sich allerdings die Frage, ob Sender und Verantwortliche die jungen Frauen, teilweise noch Teenager, nicht besser vor solchen Fotos und deren Veröffentlichung schützen müssten. Es wäre schließlich ein Leichtes gewesen, ein Shooting in solch luftiger Bekleidung nicht in der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen.

Dann stand aber schon die nächste Herausforderung an: Ein kurzer Film wurde gedreht, in dem die Models als "Gangsterbräute" auftraten. Dabei hatten die jungen Frauen ein in der Modewelt prominentes Gesicht an ihrer Seite: das Albinomodel Shawn Ross. Leider spielte der aber die gesamte Nachwuchsmodelriege an die Wand — und musste dafür nicht mal besonders viel tun. Zeitweise konnte man sich beim Anschauen der Filmchen eines gewissen Fremdschäm-Reflexes kaum entziehen.

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Foto: dpa/Rankin

Während sich nämlich Carina, Anh, Serlina und Romina gut anstellten, ihren englischen Text gerade herausbekamen und mit Shawn Ross improvisierten, klappte das beim Rest nicht ganz so gut. Maja, Leticia und Lynn gingen laut Klum und dem Regisseur noch als "ganz okay" durch, Brenda, Céline und Sabine fielen als Schauspielerinnen hingegen durch. Und Giuliana war zwar wie so oft charmant, konnte aber kaum Englisch und war so nervös, dass auch ihr zweiter Filmversuch völlig in die Hose ging.

Die Entscheidung versprach nach dem durchwachsenen Filmdreh also Spannung. Auf einem Schachbrett sollten die Models einen "Haute Couture"-Walk, also möglichst extravagant, laufen — die "Königsdisziplin", wie Juror und Creative Director Thomas Hayo sagte. Beim Training im Beisein von Hayo, Mitjuror und Designer Michael Michalsky und den beiden Catwalkcoaches stellten sich die Models dann aber nur zum Teil königlich an.

Besonders als es an die Auswahl der Figuren ging, erwies sich Team Michael als wenig professionell. Während Team Thomas das Ganze relativ sinnvoll an der Kritik beim Training ausrichtete und die Besten damit König und Königin darstellen durften, blieb für Anh, die eigentlich wie immer überzeugte, nur die Figur des Bauers übrig. Das sorgte bei dieser für wenig Begeisterung, was die 25-Jährige auch deutlich zeigte. Und doch konnte sie sich kurz darauf freuen: Zusammen mit Leticia und Romina wurde sie zum Casting nach London eingeladen.

Dort konnten die drei Models aus dem Team Michael ein Porträtshooting für ein Mode-Onlineportal ergattern. Dabei setzte sich Leticia durch — ihr erster Job in der Staffel. Beim Shooting musste die 18-Jährige dann wie im Casting verschiedene Gesichtsausdrücke abliefern. Erschwert wurde das durch Klebefolie im Gesicht, eine eher seltsame Erscheinung. Aber zum Glück für den unwissenden Zuschauer konnte "Modelmama" Heidi Klum das aus dem Off als neuen Trend in der Modeszene ("Tape Couturing") erklären.

In Los Angeles sollten die anderen Mädels zwar eigentlich für den Schachbrett-Walk üben, machten aber stattdessen wenig überraschend frei. Ausgiebig lagen sie in der Sonne, fuhren zum Strand und aßen Eis.

Nichtsdestotrotz klappte die Performance auf einem auf Wasser aufgebauten Schachbrett am Entscheidungstag reibungslos. Die Models trugen dabei eigens für sie maßangefertigte Kleider - natürlich in Schwarz und Weiß. Gemäß ihren Figuren liefen sie (bis auf Anh, die ja als einzige als Bauer auftrat und die Show entsprechend alleine eröffnete) nacheinander gemeinsam auf das Schachbrett. Gegenseitig spielten sie sich dabei aus, bis nur noch die Königspaare übrig blieben. Eine vielleicht nicht ganz unfreiwillige Allegorie auf das Sendungsprinzip. Zum ersten Mal ähnelte das Ganze aber tatsächlich einer professionellen Modenschau — auch wenn die Abschlusspose der beiden Springer Serlina und Brenda eher an einen Tyrannosaurus Rex erinnerte als an ein Pferdchen.

Bei der Entscheidung selbst gab es dann kaum Überraschungen: Sabine, Giuliana und Brenda wackelten, der Rest kam mehr oder weniger ohne Diskussion in die Top 10. Als seine Favoritin kürte Gastjuror Shawn Ross indes Anh, die auch als Bauer Eleganz ausstrahlte. Für die restliche Jury war hingegen Serlina nach ihrer Performance als Pferdchen die Beste. Beide hatten, auch das wenig überraschend, auch beim Filmdreh überzeugt.

Damit es nicht zu langweilig wurde, hatten sich die Macher der Sendung eine kleine Gemeinheit ausgedacht: Die Models sollten diejenige aus ihrem Kreis nennen, die es am wenigsten verdient hatte, in die Top 10 zu kommen. Dabei fiel meistens Giulianas Name — die das hinter den Kulissen mit Fassung trug. Für Aufsehen sorgte lediglich Sabine, die Anhs Namen nannte — das aber wohl eher aus persönlicher Abneigung, was bei Anh wiederum für Gelächter sorgte.

Die anschließende Entscheidung wurde dann nicht nur auf Minuten ausgedehnt, sondern auch besonders tränenreich. Letztlich musste sich (auch das wenig überraschend und doch irgendwie schade) Giuliana verabschieden, was offenbar auch die Jury tatsächlich traurig stimmte. Brenda und Sabine bekamen hingegen noch einmal eine Chance, ihre letzte natürlich, wie immer.

Damit hat es Giuliana nicht in die Top 10 geschafft. Dennoch können ihre oft ehrlichen und charmanten Auftritte und die Tatsache, dass die 20-Jährige es als erstes Transgender-Model in dieser auf Stromlinienform getrimmten Sendung so weit geschafft hat, als Lichtblicke der Staffel gelten. Ähnlich wie ihre abschließenden Worte, die denn auch das Konzept "Germany's Next Topmodel" perfekt umschrieben: "Ich habe halt einfach nicht immer auf Knopfdruck abliefern können."

(kess)
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