Düsseldorf Mehr Vergewaltigungen - weniger Verurteilungen

Düsseldorf · Immer weniger Vergewaltigungen enden mit einer Verurteilung: Das hat eine bundesweite Analyse des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen ergeben, die unserer Zeitung vorliegt. Wurden vor 20 Jahren noch 21,6 Prozent der angezeigten Täter verurteilt, waren es 2012 nur noch 8,4 Prozent. Noch drastischer werden diese Zahlen im Bundesländervergleich. Die Analyse hat ergeben, dass es Bundesländer gibt, in denen nur jede 25. angezeigte Vergewaltigung mit einer Verurteilung endet. In anderen Ländern immerhin jede vierte. Die Namen der betroffenen Bundesländer gibt das Institut nicht bekannt. Die Länderergebnisse sollen erst veröffentlicht werden, wenn Erklärungen für die extremen regionalen Unterschiede vorliegen.

Nach Ansicht der Forscher sind diese Befunde für einen Rechtsstaat problematisch - etwa bei der Opferentschädigung. Denn die zuständigen Behörden knüpfen die Finanzierung von Therapien an den Ausgang der Strafverfahren. Demnach hat eine Frau, die in einem Bundesland lebt, in der weniger Prozesse mit einer Verurteilung enden, geringere Chancen, eine Therapie finanziert zu bekommen. Auffallend ist auch, dass in Ländern mit niedrigeren Verurteilungsquoten, mehr Vergewaltigungen registriert werden. Je größer also die Arbeitsbelastung der Beamten, desto seltener enden die Verfahren mit einer Verurteilung.

(bis)
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