US-Sicherheitsberater H.R. McMaster Ein militärischer Querdenker

Washington · Der neue US-Sicherheitsberater H.R. McMaster ist Doktor der Geschichte und hat selbst Schlachten geschlagen. Kann er Trump zähmen?

 US-Präsident Donald Trump (M.) mit seinem neuen Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster (l.) und dessen kommissarischem Vorgänger Keith Kellogg. Trump stellte McMaster in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida vor.

US-Präsident Donald Trump (M.) mit seinem neuen Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster (l.) und dessen kommissarischem Vorgänger Keith Kellogg. Trump stellte McMaster in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida vor.

Foto: AP

Es kommt nicht oft vor, dass sich ein General auf einen Romanschriftsteller beruft, um eine Aussage auf den Punkt zu bringen. Herbert Raymond "H.R." McMaster hat es getan, vor vier Jahren, als er versuchte, Lehren aus den umstrittenen Feldzügen in Afghanistan und im Irak zu ziehen. "Viel Intelligenz kann in Ignoranz investiert werden, wenn der Bedarf an Illusionen groß ist", zitierte er den nobelpreisgekrönten Saul Bellow in einem Essay, der davon handelte, dass es ein frommer Wunsch ist, an so etwas wie leichte, einfache Kriege zu glauben. Kriege wie die in Afghanistan und im Irak könnten nicht ferngesteuert und mit minimalem Truppeneinsatz geführt werden, schrieb McMaster. Eine "anhaltende Faszination" für moderne Technik habe Schreibtischstrategen dazu gebracht, das Zeitalter der "Kriege, wie wir sie kennen", für beendet zu erklären, was natürlich Unsinn sei.

Für manche ist es beruhigend, dass Donald Trump einen Mann zum Nationalen Sicherheitsberater kürt, der Schlachten nicht nur aus Sandkastenspielen kennt, sondern selbst im Dreck lag und daher im Zweifelsfall von militärischen Abenteuern abraten dürfte. Trump hat bekanntlich ein Faible für Generäle, obwohl er selber nie gedient hat. Mit James Mattis hat er einen zum Verteidigungsminister befördert, mit John Kelly einem zweiten das Ressort für Heimatschutz anvertraut.

McMaster, der dritte auf einem Schlüsselposten, trägt drei Sterne auf den Schulterklappen. Auch deshalb bekam er den Vorzug vor John Bolton, dem neokonservativen UN-Botschafter George W. Bushs, der ebenfalls in der engeren Wahl war.

Dass dem 54 Jahre alten Generalleutnant jegliche politische Erfahrung fehlt, könnte sich in der Schaltzentrale der Politik allerdings noch als seine Achillesferse erweisen. Zudem ist er nur der Ersatzmann des Ersatzmanns, nachdem Michael Flynn, Trumps erster Sicherheitsberater, gefeuert wurde und der daraufhin nominierte Robert Harward, ein ehemaliger Vizeadmiral, dankend ablehnte.

Ihn politisch irgendwo anzusiedeln, fällt schwer, auch wenn seine bisherige Berufsbiografie auf eine nüchterne Weltsicht schließen lässt, die sich von Trumps bombastischer Rhetorik markant unterscheidet. Realpolitiker jedenfalls hoffen, dass McMaster gemeinsam mit Außenminister Rex Tillerson und Pentagon-Chef Mattis eine Art Dreieck der Pragmatiker bildet, das dem Präsidenten in kritischen Situationen zu Augenmaß rät.

Bereits im Golfkrieg des Jahres 1991 kommandierte er ein Panzerregiment, das eine zahlenmäßig überlegene Einheit der Republikanischen Garde Saddam Husseins besiegte. 2005 dann, inzwischen Befehlshaber einer in der nordirakischen Stadt Tell Afar stationierten Brigade, ignorierte er Vorgaben aus Washington, die er für falsch hielt. Eigentlich sollten die amerikanischen Soldaten die größeren Städte räumen und irakischen Truppen nach und nach die Kontrolle überlassen. In Tell Afar, einer Hochburg der aufständischen Sunniten, tat McMaster das genaue Gegenteil. Mitten in der Stadt etablierte er 29 kleinere Vorposten, so dass die US-Soldaten rund um die Uhr in Tell Afar blieben, statt nur tagsüber zu patrouillieren und sich nachts zurückzuziehen. Daraus wurde ein Element der veränderten amerikanischen Strategie im Irak, mit der es den Vereinigten Staaten gelang, die Lage im Zweistromland ab 2007 vorübergehend zu beruhigen.

Nicht nur in Tell Afar, auch als Militärhistoriker hat McMaster gegen den Strich gebürstet. An der University of North Carolina, wo er einen Doktortitel in Geschichte erwarb, zerpflückte er eine bequeme These, mit der die Armeeführung das Debakel des Vietnam-Kriegs zu verarbeiten versucht hatte: die Legende, nach der allein die Politik, angefangen bei Präsident Lyndon B. Johnson, schuld gewesen sei am Desaster. Die Generäle, betonte McMaster, hätten politischem Druck zu leicht nachgegeben, obwohl sie schnell begriffen hätten, dass man in Vietnam nicht gewinnen könne. Aus der Dissertation wurde ein viel beachtetes Buch. Der schnörkellose Titel: "Pflichtverletzung".

(RP)
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