Nahost-Konflikt schürt Antisemitismus Graumann: "Schlimmste Zeit seit Nazi-Ära"

Düsseldorf · Die Demonstrationen gegen den israelischen Einsatz in Gaza schüren den Antisemitismus. Juden in Deutschland sind zutiefst verunsichert. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, klagt nun in einem Interview: "Es ist die schlimmste Zeit seit der Nazi-Ära."

 Der Chef des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, beklagt Antisemitismus in Deutschland.

Der Chef des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, beklagt Antisemitismus in Deutschland.

Foto: afp, vel

Mit dieser Kritik verschärt Graumann den Ton. Gegenüber unserer Redaktion hatte er eine Welle der Hetze und Häme gegen Juden beklagt. "In den sozialen Netzwerken bricht sich eine Welle von Hetze und Häme gegen Juden Bahn, das alles übertrifft, was wir befürchtet haben", sagte Graumann. Viele jüdische Menschen seien so verunsichert, dass sie sich fragten, ob es wieder Zeit sei, die Koffer zu packen und Deutschland zu verlassen. Zugleich beklagte er einen Mangel an Solidarität aus der Zivilgesellschaft: "Warum lässt man uns so hängen? Wir haben das Gefühl, mit unseren Sorgen alleingelassen zu werden."

"Ich habe mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorgestellt, dass ich so etwas erleben würde", so Graumann. Er habe noch nie so viele Fragen von besorgten jüdischen Menschen bekommen. "Mehrere hundert wollen von mir wissen: Können wir hierbleiben oder müssen wir wieder die Koffer packen und Deutschland verlassen?". "Wir sind betroffen und wir sind getroffen", so Graumann.

"Wenn auf deutschen Straßen gegrölt wird, dass Juden vergast, verbrannt, geschlachtet werden sollen, dann hat das mit Gaza und israelischer Politik sicherlich überhaupt nichts zu tun. Das ist der widerlichste Judenhass, den man sich vorstellen kann", beklagte Graumann. Nach Einschätzung des Zentralratsvorsitzenden ist der Konflikt in Gaza nur der aktuelle Aufhänger für die Hetze, nicht die Ursache.

(KNA)
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