Düsseldorf Kölner Stadtarchiv zieht wohl nach Düsseldorf

Düsseldorf · Die Bestände könnten im Landesarchiv zwischengelagert werden — für wie lange, ist nach dem Planungsstopp des neuen Stadtarchivs unklar.

Historisches Stadtarchiv in Köln - Bilder vom Einsturz 2009
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Das Historische Stadtarchiv in Köln ist eingestürzt

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Foto: AP

Das Gedächtnis der Stadt Köln könnte in den kommenden Jahren in Düsseldorf liegen. Die Fraktionen im Kölner Unterausschuss Kulturbauten beraten an diesem Donnerstag darüber, ob die Bestände des Kölner Stadtarchivs aus ihren provisorischen Unterkünften zurück ins Rheinland geholt werden können, zumal die Mietverträge mit den bundesweit 20 Asyl-Archiven auslaufen. "Es macht Sinn, dass wir die derzeit in ganz Deutschland verteilten Bestände in einem zentralen Asyl-Archiv unterbringen", sagte eine Stadt-Sprecherin. Aktuell könne man nicht alles auf Kölner Stadtgebiet lagern — da würde sich Düsseldorf mit seinem Landesarchiv als Ausweichquartier anbieten.

Das Landesarchiv zieht 2014 mit seinen Unterlagen in den Duisburger Innenhafen. Dort hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW 198 Millionen Euro in den Umbau eines denkmalgeschützten Speichergebäudes samt Archivturm sowie in den Neubau eines Gebäudes investiert. Ab Sommer könnte die Verwaltung von Düsseldorf in den Neubau wechseln, "Anfang 2014 werden wir sukzessive mit dem Archiv nach Duisburg ziehen", sagte ein Sprecher des Landesarchivs.

Das Gebäude des Landesarchivs in Düsseldorf würde mit seinen 40 Regalkilometern leerstehen. Aus diesem Grund fragte die Leiterin des Kölner Stadtarchivs, Bettina Schmidt-Czaia, in den vergangenen Tagen in Düsseldorf an, ob die Möglichkeit eines temporären Umzugs bestünde. Die Archivalien aus Köln beanspruchen derzeit gut 30 Regalkilometer Platz. "Es gibt haufenweise Interessenten für das Düsseldorfer Gebäude des Landesarchivs, im Zuge der Amtshilfe hätten die Kölner aber gute Chancen, den Zuschlag zu bekommen", erklärte ein Sprecher des Landesarchivs.

Am 3. März 2009 stürzte der Gebäudekomplex des Stadtarchivs samt zweier Wohngebäude in Folge der U-Bahn-Bauarbeiten ein. Dabei wurden zwei Personen getötet und etwa 90 Prozent des Archivguts verschüttet. Seitdem wurde das in den Folge-Monaten geborgene Material in 20 Asyl-Archive in ganz Deutschland gebracht, um dort restauriert und gelagert zu werden. Dadurch entstehen der Stadt Köln pro Jahr etwa 2,5 Millionen Euro Mietkosten — plus die Transport- und Reisekosten der Mitarbeiter, die für mehrere Wochen durch halb Deutschland reisen, um die Unterlagen zu bearbeiten.

"Wir hätten nichts dagegen, wenn wir die Bestände so zentralisieren könnten, dass man sie von Köln aus schneller erreichen könnte", sagte der Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Kölner Stadtrat, Ulrich Breite. "Es ist eine Idee, die Nähe zu Düsseldorf zu nutzen, aber das darf keine Dauerlösung sein", forderte CDU-Ratsmitglied Ralph Elster, eines von zehn stimmberechtigten Mitgliedern im Unterausschuss Kulturbauten. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kölner Rathaus, Martin Börschel, hat ebenfalls nichts gegen eine Asyl-Unterbringung in Düsseldorf — wenn der Preis stimmt. "Es muss finanziell Sinn machen", sagte er. Über den möglichen Mietpreis will ein Sprecher des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW allerdings keine Angabe machen, auch nicht über die vermeintliche Dauer des Mietverhältnisses. "Wir sind erst ganz am Anfang der Gespräche", sagte er.

Das Provisorium würde mindestens für drei Jahre nach Düsseldorf ziehen, denn vor Ende 2017 soll das am Kölner Eifelwall neu geplante Stadtarchiv nicht fertig werden — wenn es bis zu diesem Zeitpunkt bezugsbereit wird. Da die Kunst- und Museumsbibliothek nicht, wie ursprünglich angedacht, in den Stadtarchiv-Neubau ziehen wird, bahnt sich eine Verzögerung an, obgleich die Vorsitzende des Unterausschusses Kulturbauten, Brigitta von Bülow (Grüne), nicht davon ausgeht, dass es zum Baustopp kommt.

Für die Kunst- und Museumsbibliothek waren bisher 5000 Quadratmeter reserviert, aus Kostengründen denkt man in Köln aber nun darüber nach, komplett auf diese Fläche zu verzichten und die Bibliothek in anderen, schon bestehenden Räumen unterzubringen. So könne man vor der demnächst startenden detaillierten Entwurfsplanung weitere Kosten beim derzeit mit etwa 100 Millionen Euro veranschlagten Projekt einsparen.

(RP/top/csr/gre/das)
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