Reusrath Seelsorger rufen bei Einsamkeit an

Reusrath · Das Projekt "Hörmuschel" besteht seit einem Jahr. Mit ihm macht die Evangelische Kirche in Reusrath interessierten Menschen das Angebot, sich anrufen zu lassen.

 Annette Echstenkämper koodiniert das Projekt Hörmuschel in Langenfeld.

Annette Echstenkämper koodiniert das Projekt Hörmuschel in Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph

Das Projekt "Hörmuschel" besteht seit einem Jahr. Mit ihm macht die Evangelische Kirche in Reusrath interessierten Menschen das Angebot, sich anrufen zu lassen.

"Einfach mal reden . . . mit jemandem, der ein offenes Ohr für mich hat" — so lässt sich das Projekt "Hörmuschel" des Reusrather Bezirks Martin-Luther-Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld kurz und bündig beschreiben. Viele Menschen haben zu Gesprächen nicht genügend Gelegenheiten, sei es, weil sie allein leben, ihre Wohnung nicht verlassen können oder neu zugezogen sind. Deshalb gibt es seit gut einem Jahr das Angebot eines telefonischen Besuchsdienstes. Koordinatorin Annette Echstenkämper und ihr Team geschulter Ehrenamtlicher ruft Menschen zu einem vereinbarten Termin an und führt alltagsbezogene Gespräche.

Ausgangspunkt des Projekts waren vor anderthalb Jahren Überlegungen, wie innovative Seniorenarbeit aussehen könnte. "Einen persönlichen Besuchsdienst zu besonderen Anlässen gab es ja bereits. Über den haben sich auch viele sehr gefreut", erzählt Echstenkämper. "Aber nicht jeder wollte jemanden von der Kirche auf der Fußmatte stehen haben." Es fehlte also ein gänzlich anders strukturiertes Angebot, das neben dem wöchentlichen Seniorenkreis oder einer Gymnastikgruppe Menschen in ihrem Alltag hilft, Einsamkeit zu überwinden und die Kommunikation zu verbessern. So wurde die Idee des telefonischen Besuchsdienstes aus dem Leverkusener Gemeindebezirk Rheindorf aufgegriffen.

"Es begann mit sieben Ehrenamtlerinnen, die zunächst umfassend geschult wurden", berichtet die Sozialpädagogin und Mitarbeiterin der evangelischen Kirchengemeinde. Kommunikation am Telefon, deren Möglichkeiten und Grenzen, aber auch Abschied, Trauer und Trost sowie altersbedingte Einschränkungen sind Fortbildungsthemen, die den Blick der ehrenamtlich Tätigen für ihre Gesprächspartner schärfen sollen.

Christa Kiwitt ist eine von ihnen und von Anfang an dabei. "Die Fortbildungen haben mir gut gefallen, und sie helfen dabei, mit der jeweiligen Situation des Gesprächspartners besser umgehen zu können. Man wird einfühlsamer", sagt die Reusratherin. Sie freut sich, dass sie durch ihre Tätigkeit anderen Menschen etwas geben und deren Einsamkeit entgegenwirken kann. "Aber ich bekomme ja auch etwas. Man baut eine gewisse Beziehung auf und freut sich auf das nächste Gespräch".

Das Angebot des telefonischen Besuchsdienstes ist bewusst niederschwellig gehalten und unabhängig von der Gemeindezugehörigkeit offen für alle Interessenten. Jeder solle sich angesprochen fühlen, betont Echstenkämper. Als beim Start des Projektes im Herbst 2011 ungefähr 5000 Handzettel an alle Reusrather Haushalte verteilt wurden, war die Resonanz zunächst äußerst gering. "Möglicherweise gibt es in unserem Stadtteil noch viele funktionierende Familienverbände", mutmaßt die 53-Jährige. Damals meldeten sich sechs Frauen, die das Angebot in Anspruch nehmen wollten und seitdem regelmäßig und nach fester Terminvereinbarung angerufen werden.

Das Projekt wird aus Kollektenmitteln des Diakonischen Werkes im Rheinland unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Leverkusen können die Fortbildungen und der Austausch untereinander koordiniert werden. Neue Ehrenamtliche wie auch Menschen, die einen verlässlichen und regelmäßigen telefonischen Besuchsdienst wünschen, sind bei der "Hörmuschel" jederzeit willkommen. Denn das Projekt, "Einsamkeit entgegenzuwirken, soll sich weiter etablieren", betont Annette Echstenkämper. "Schließlich profitieren alle Beteiligten von netten Gesprächen."

(ref)
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