Obwohl er einen Engländer rauswarf Dieser Gärtner aus dem Ruhrpott wird in London gefeiert

London/Düsseldorf · Kevin Münch schafft im Londoner "Ally Pally" die größte Sensation der diesjährigen Darts-WM. Nach seinem Sieg gegen Doppel-Weltmeister Adrian Lewis feiern nicht nur die zahlreichen deutschen Fans den Überraschungsmann aus Bochum.

Kevin Münch schlägt bei der Darts-WM 2018 Adrian Lewis
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Münch überrascht bei der Darts-WM 2018 gegen Lewis

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Foto: dpa, john walton, fdt

"Na, na, na, na, na, na, na, na, na, na, now, Kevin Kevin Munch, Kevin Munch, Kevin Kevin Munch", dröhnte es im Londoner Alexander Palace, dem Mekka des Dartssports, aus den Kehlen von knapp 3000 euphorischen Fans zur Melodie von "Give it up" von KC & The Sunshine Band. Der Umjubelte traute seinen Ohren kaum. "Singen die jetzt wirklich alle meinen Namen?", fragte Münch die Journalisten im Presseraum und konnte sein Glück nicht fassen. "Ich habe es kaum verstanden."

Zuvor hatte der 29-Jährige durch seinen 3:1-Sieg gegen den Engländer Adrian Lewis für die größte Überraschung des Turniers gesorgt. Lewis hat in London schon zweimal triumphiert, derzeit ist der "Jackpot", so sein "Kampfname" aber nicht in Bestform. Lewis ließ sich auf dem Oche, der Bühne der Darts-Profis, von einem bis dato völlig unbekannten Deutschen düpieren.

Acht perfekte Aufnahmen mit 180 Punkten gelangen dem Bochumer, der sich "The Dragon" nennt, in seiner Erstrundenpartie und damit so viele wie bislang keinem anderen Spieler bei dieser WM. "Ich bin einfach nur glücklich und froh, dass ich's geschafft habe. Eigentlich will ich mich hinlegen und erstmal realisieren, was gerade passiert ist", sagte Münch. Sein Handy hatte er ausgeschaltet im Hotelzimmer gelassen, um sich ganz auf seine Aufgabe in London zu konzentrieren.

Eine Premiere war es für Münch nicht. Schon vor sechs Jahren schaffte er die Qualifikation für das wichtigste Dartsturnier der Welt. Auch damals überstand er Vorrunde und 1. Runde, scheiterte dann aber am Engländer Steve Farmer. Wie weit kann es diesmal gehen für den Linkshänder? In Runde zwei trifft Münch entweder auf Cristo Reyes oder Antonio Alcinas, die beiden Spanier spielen am Donnerstag gegeneinander. Wer Lewis schlägt, der kann auch diese beiden besiegen. Für Münch wird es darum gehen, die Leistung des "geilsten Tags" seines Sportlerlebens zu bestätigen. Nach seinem Außenseitersieg wird der Druck beim nächsten Auftritt aber unweit höher sein.

Für den Einzug in die zweite Runde bekommt Münch ein Preisgeld in Höhe von 18.500 Pfund, umgerechnet knapp 21.000 Euro. Geld, das der Garten- und Landschaftsbauer aus Bochum gut gebrauchen kann, um seinen reiseintensiven Sport weiter ausüben zu können. Um sich auf den Sport zu konzentrieren, hat er seinen Job vor vier Monaten erst mal an den Nagel gehängt. Sein Chef ließ ihm die Option offen, im Frühjahr zurückzukehren.

Über die Feiertage geht es nun zurück in die Heimat. Zu seinem nächsten Match am 27. Dezember wird Münch dann wieder nach London reisen. Währenddessen wartet in der englischen Hauptstadt auf die zahlreichen deutschen Fans - rund ein Fünftel aller Tickets ging in diesem Jahr nach "Germany" - am Mittwochabend gleich das nächste Highlight. Der zweite Deutsche Martin Schindler bekommt es ab 22 Uhr mit dem Australier Simon Whitlock zu tun. Der australische Publikumsliebling gehört seit Jahren zur Weltspitze und ist nach einer Schwächephase wieder in Form. Der erst 21 Jahre alte Schindler aus Strausberg (Brandenburg) geht als krasser Außenseiter in die Partie. Doch dass im Darts immer eine Überraschung drin ist, hat nicht zuletzt der Sieg seines Landsmanns Münch gezeigt.

(areh)
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