Borussias Krisenbewältigung In Hannover soll "der Bock" dran glauben

Mönchengladbach · Die niederrheinische Borussia will in Hannover endlich die Trendwende hinbekommen. Die Torlosigkeit ist das große Problem der Gladbacher.

Borussia Mönchengladbach: In der Tabelle unter Dieter Hecking Sechster
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Die Hecking-Tabelle

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Foto: dpa/Matthias Balk

Google sagt: Hamburgs Trainer Bernd Hollerbach wollte gegen Bayer Leverkusen "den Bock umstoßen" - hat nicht geklappt. Union Berlin hat es vergangene Woche auswärts bei Eintracht Braunschweig in der zweiten Liga versucht und ist gescheitert. Der VfL Osnabrück konnte dagegen in der dritten Liga in Lotte den Bock genauso umstoßen wie der FSV Mainz 05 bei Hertha BSC in der Bundesliga.

So viel zu den Bockumstoß-Plänen der Vorwoche, wenden wir uns der Vorhersage für dieses Wochenende zu: Laut Google haben sich zuallererst die Drittliga-Volleyballer des VSV Oelsnitz vorgenommen, den Bock umzustoßen. Die Trefferliste im Internetsuchdienst wird aber dominiert von Borussia Mönchengladbach: Dieter Hecking, Christoph Kramer und Matthias Ginter formulieren die Pläne für das Auswärtsspiel heute bei Hannover 96, indem sie fordern, besagten Bock endlich umzustoßen. Wer hätte das gedacht?

Sechs Wochen sind vergangen, seit Heckings Mannschaft daran gescheitert ist, den leibhaftigen (Geiß) Bock im Derby gegen den 1. FC Köln umzustoßen. Ein Sieg gegen den FC Augsburg linderte kurz die Schmerzen, doch dann folgten für die Elf vom Niederrhein vier Niederlagen in Serie ohne eigenen Treffer.

Seit dem Bundesliga-Abstieg 2007 hat es eine derartige Krisen-Kombination nicht mehr gegeben. Das alarmiert die größten Pessimisten, sie ziehen bereits Parallelen zu historischen Abstürzen der Bundesliga-Geschichte: 2011 erwischte es Eintracht Frankfurt nach 26 Punkten in der Hinrunde und acht in der Rückrunde. Dabei sind die Gladbacher mit ihren aktuell 31 Punkten immer noch näher dran an der Champions League als am Relegationsplatz.

Dementsprechend sorgte unter der Woche nicht das Sportliche für Unruhe am Borussia-Park. Auf der Großbaustelle neben der Geschäftsstelle hämmerten die Arbeiter, zumindest da wächst einiges zusammen, was zusammengehört. Lastwagen brachten den neuen Rasen fürs Stadion. In diesem Bereich war der Bock nicht umgestoßen, sondern sprichwörtlich zum Gärtner gemacht worden. Auf dem Trainingsplatz war es dafür nicht unruhiger als an einem beliebigen Tag im August, Oktober oder Dezember. Hecking arbeitete ohne Anzeichen von Aktionismus mit seinen Spielern, von denen der Trainer sagt, dass er keinerlei Resignation erkennen könne.

"So ist das halt im Fußball", sagt er über die Kritik aus Fankreisen. "Ich lasse mich nicht feiern, wenn ich zehnmal hintereinander gewonnen habe, und ich bin nicht tiefendeprimiert in einer Phase wie jetzt." Von den wenigen Dingen, die aus dem Verein nach außen tröpfeln, darf sich der 53-Jährige in seiner Gelassenheit durchaus bestärkt fühlen. Selbst wenn der Bock heute wieder nicht umgestoßen wird, muss sich Hecking keine Sorgen um seinen Job bei der niederrheinischen Borussia machen.

In der Rückrunde ist die Torlosigkeit ein ständiger Begleiter, nicht einmal die mangelnde Torgefahr. Im modernen Fußball, der alles messen will und die meisten Dinge inzwischen messen kann, gibt es Statistiken, die zeigen: Borussia hätte aus ihren Chancen neun Treffer machen müssen, erzielt hat sie aber nur drei. Kein Team bleibt zurzeit so eklatant unter seinen Möglichkeiten. Vergangene Woche gegen Dortmund war es besonders schlimm: 28 Schüsse, kein Tor.

Aber seine Mannschaft habe gekämpft und guten Fußball gespielt, so betont Hecking die Fortschritte: "Das haben die Fans auch honoriert und sagen zu Recht, das würden sie gerne nochmal sehen." Am liebsten heute.

(jaso)
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