Historische Comebacks Die größten Aufholjagden im Sport
Der 4:0-Erfolg des FC Liverpool im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona (Hinspiel 0:3) war eine der spektakulärsten Aufholjagden in der Geschichte der Königsklasse.
25. November 2017: Borussia Dortmund - Schalke 04 4:4 (4:0) Nach einer 13-Minuten-Tor-Gala lag der BVB schon 4:0 in Führung. Pierre-Emerick Aubameyang hatte mit seinem sechsten Derbytor (12.) für den anfangs wie berauschten BVB vorgelegt. Nach einem Eigentor von Benjamin Stambouli (18.) erhöhten Weltmeister Mario Götze (20.) und Europameister Raphael Guerreiro (25.) schnell auf 4:0. Doch die Königsblauen bewiesen Comeback-Qualitäten. Guido Burgstaller (61.) und Amine Harit (65.) verkürzten in einem 90-minütigen Spekatkel zunächst auf 2:4, dann sah Aubameyang (72.) Gelb-Rot. Danach trafen noch Daniel Caligiuri (86.) und Naldo (90.+4). Schalke verkauft anschließend "Derbysieger"-T-Shirts...
8. März 2017: FC Barcelona - Paris St. Germain 6:1 Nach dem 0:4 im Hinspiel in Paris standen die Chancen für Barcelona, doch noch das Viertelfinale der Champions League zu erreichen, sowieso schon nicht so gut. Doch das Rückspiel ließ sich gut an, die Katalanen führten bereits mit 3:0 und schnupperten am Wunder. Dann traf Edinson Cavani für die Gäste, Barca brauchte drei weitere Tore. In der 88. Minute fiel das 4:1. Und dann wurde die Partie zu einem der verrücktesten Fußballspiele in der Geschichte. Durch zwei Treffer in der Nachspielzeit schaffte Barca doch noch das Wunder.
25. September 2013: Team Oracle - Team New Zealand 9:8 Beim 34. America's Cup liegt der Titelverteidiger aus den USA schon 1:8 zurück. Der Herausforderer, das Team New Zealand, braucht nur noch einen Sieg. Doch das Team Oracle gewinnt die nächsten acht Rennen in Serie, sodass es seinen Titel beim bedeutendsten Segel-Wettbewerb der Welt erfolgreich verteidigt.
16. Oktober 2012: Deutschland - Schweden 4:4 (3:0) 60 Minuten lang feierten die Berliner Zuschauer mit der deutschen Nationalmannschaft ein rauschendes Fußballfest. 4:0 führte das Team von Joachim Löw in der WM-Qualfiikation - ehe eine historische Aufholjagd seinen Lauf nimmt. Angeführt von Superstar Zlatan Ibrahimovic kommen die Schweden gegen eine auf einmal total verunsicherte DFB-Elf Tor um Tor heran, in der Nachspielzeit macht Rasmus Elm das deutsche Debakel perfekt. Einen Drei-Tore-Vorsprung hatte eine DFB-Auswahl letztmals 1912 verspielt. Endstand damals gegen Ungarn: 4:4.
1. Oktober 2012: Ryder Cup: Europa - USA 14,5:13,5 Nach seinem entscheidenden Patt zum "Wunder von Medinah" tragen seine Teamkollegen den deutschen Golfstar Martin Kaymer auf den Schultern. Vor dem Schlusstag der 39. Auflage Kontinentalvergleichs hatten die Europäer eigentlich aussichtslos mit 6:10 zurückgelegen - vor allem weil die Amerikaner in den abschließenden Einzeln traditionell stärker einzuschätzen waren. Doch die US-Spieler stellten den Champagner zu früh kalt, am Ende feierten ihre Konkurrenten.
25. Mai 2005: FC Liverpool - AC Mailand 6:5 n.E. Das "Wunder von Istanbul" gilt noch heute als eines der denkwürdigsten Spiele der Königsklasse. Eine Halbzeit lang werden die Engländer von Trainer Rafael Benitez im Champions-League-Finale von den Italienern vorgeführt. Paolo Maldini und zweimal Hernan Crespo sorgen für die scheinbar beruhigende Führung. Doch nach einer Systemumstellung und der Einwechslung von Didi Hamann dreht das Spiel komplett. Innerhalb von nur 15 Minuten machen die Reds aus einem 0:3 ein 3:3 - und setzen sich schließlich im Elfmeterschießen durch.
26. Mai 1999: Bayern München - Manchester United 1:2 Franz Beckenbauer macht sich im Camp Nou von Barcelona bereit, schließlich gilt es, den Pokal entgegenzunehmen. Doch plötzlich steht es 1:2 für Manchester United – das Comeback der Comebacks hat seinen Lauf genommen. Teddy Sheringham (90.+1) und Ole Gunnar Solskjaer (90.+3) trafen für die Engländer, beide nach Eckbällen David Beckhams von der linken Seite. Alex Ferguson, Teammanager von United, wird kurz darauf zum Ritter geschlagen, seine Worte zum Spiel gehen in die Geschichte ein: "Football, bloody hell!"
27. August 1995: Formel in Spa: Schumacher von 16 auf 1 Es deutete nicht Vieles auf einen erfolgreichen Nachmittag hin, als Michael Schumacher an diesem Sonntag in die Startaufstellung rollte. Ausgerechnet bei seinem Lieblingsrennen im belgischen Spa, dem Schauplatz seines ersten Formel-1-Sieges, stand der spätere Rekordweltmeister nur auf Rang 16. Doch das berüchtigte Ardennenwetter und eine gewagte Strategie ermöglichten die große Aufholjagd und den Sieg: Auf zunächst nasser Strecke arbeitete sich der Kerpener an die Spitze, wechselte als erster Fahrer auf Slicks - und blieb draußen, obwohl der Regen wieder stärker wurde. Erzrivale Damon Hill, auf Regenreifen unterwegs, biss sich trotz des Vorteils bis zum Schluss die Zähne an Schumacher aus.
3. Juli 1993: Wimbledon: Steffi Graf gegen Jana Novotna In Wimbledon bahnt sich eine große Überraschung an. Steffi Graf, die große Favoritin im Endspiel gegen Jana Novotna, verliert im dritten Satz die Kontrolle über ihr Spiel. Nach dem zweiten Break heißt es 1:4, die Tschechin sieht wie die sichere Siegerin aus und hat bei eigenem Aufschlag einen Spielball zum 5:1. Doch die Partie kippt. Novotna verschlägt plötzlich einfachste Bälle. Steffi Graf nutzt die Schwäche eiskalt aus und holt sich mit 6:4 den Triumph. Novotna ließ sich in Tränen aufgelöst bei der Siegerehrung von der Herzogin von Kent trösten. Diese Bilder gingen um die Welt.
23. Juli 1989: Tour de France: Greg LeMond gegen Laurent Fignon Ganze 24,5 Kilometer trennen den Franzosen Fignon von seinem dritten Triumph beim wichtigsten Radrennen der Welt. 50 Sekunden Vorsprung hat er vor dem abschließenden Einzelzeitfahren auf seinen US-Widersacher Greg LeMond. Doch Kilometer für Kilometer schmilzt sein Vorsprung, als er auf die Champs-Elysees einbiegt, bleibt ihm noch ein Polster von fünf Sekunden - er schafft es nicht. Mit acht Sekunden Rückstand landet er auf Platz zwei, noch heute die knappste aller Tourentscheidungen. Fignon stirbt 2010 im Alter von nur 40 Jahren an Krebs.
19. März 1986: Bayer Uerdingen - Dynamo Dresden 7:3 (1:3) Im Viertelfinal-Rückspiel des Fußball-Europapokals der Pokalsieger sehen die Uerdinger zur Halbzeit wie der sichere Verlierer aus. 1:3 liegt das Team von Karl-Heinz Feldkamp auf eigenem Platz zurück, schon das Hinspiel beim DDR-Oberligisten ging 0:2 verloren. Doch in den zweiten 45 Minuten erleben die Zuschauer in der Grotenburgkampfbahn ein "Jahrhundertspiel". Sechs Tore später ist das Wunder geschafft, Dreifach-Torschütze Wolfgang Funkel weint auf dem Rasen. Dynamo-Trainer Klaus Sammer wird nach dem Spiel in die Jugendabteilung zurückversetzt - allerdings hauptsächlich, weil sich Stürmer Frank Lippmann nach dem Spiel in den Westen absetzte.
9. März 1986: Eishockey: Düsseldorfer EG gegen Kölner Haie Der Stadionsprecher wies in der zweiten Drittelpause bereits auf den Kartenvorverkauf für das Play-off-Finale Nummer vier in der Eishockey-Bundesliga hin. 5:1 stand es zu diesem Zeitpunkt für die Düsseldorfer EG im zweiten Duell gegen den Erzrivalen Kölner Haie. Spiel vier schien in trockenen Tüchern. Doch es kam anders. Zwischen der 48. und 55. Minute traf der KEC fünfmal und drehte die verloren geglaubte Partie. 6:5 hieß es am Ende für Köln. Die Haie gewannen anschließend auch ihr zweites Heimspiel und feierten den Meistertitel. Spiel vier war damit hinfällig.
4. Juli 1954: Deutschland - Ungarn 3:2 (2:2) Rahn konnte schießen, Rahn schoss, Rahn traf: Mit dem 3:2 in der 84. Minute des WM-Endspiels gegen den haushohen Favoriten bescherte "Boss" Helmut Rahn Nachkriegs-Deutschland nicht nur das "Wunder von Bern", sondern krönte auch eine legendäre Aufholjagd. Nach dem 3:8-Debakel in der Vorrunde sah sich die Elf von Trainer Sepp Herberger bereits nach acht Minuten mit 0:2 in Rückstand. Zoltan Czibor und der große Ferenc Puskas hatten Toni Turek bezwungen. Doch Max Marlock (10.) und Helmut Rahn (18.) glichen noch vor der Pause aus und bereiteten den Weg zum Triumph.
Saison 1985/86, Achtelfinale Uefa-Pokal: Real Madrid - Borussia Mönchengladbach: 1:5, 4:0 An einem bitterkalten Novemberabend ging Real im Düsseldorfer Rheinstadion unter, das Gegentor durch Rafael Gordillo sollte sich für Gladbach aber fürchterlich rächen: Im Rückspiel trafen Jorge Valdano und Carlos Santillana jeweils doppelt, das entscheidende 4:0 der Königlichen fiel erst in der 89. Minute. Real holte im Finale gegen den 1. FC Köln den Cup, Gladbachs Trainer Jupp Heynckes gewann seinen ersten Europapokal als Chefcoach erst 1998 - mit Real.
Finale Uefa-Pokal: Bayer Leverkusen - Espanyol Barcelona, 0:3/3:0, 3:2 i.E. Als das Uefa-Pokal-Finale noch im Hin-und Rückspiel-Modus ausgetragen wurden, legte auch Leverkusen ein furioses Comeback hin. Bis zur 57. Minute im Rückspiel stand es 0:0, der Pokal schien schon nach Spanien zu gehen. Tita, Falko Götz und Bum-Kun Cha stellen alles wieder auf null, im Elfmeterschießen wurde Bayer-Torwart Rüdiger Vollborn zum Helden.
Viertelfinale Champions League, 2012/2013: Borussia Dortmund - FC Malaga 0:0/3:2 Nach dem 0:0 in Spanien liegt der BVB 2013 auf dem Weg nach Wembley im Viertelfinal-Rückspiel 1:2 hinten, als die Nachspielzeit anbricht. Dann treffen Marco Reus sowie Felipe Santana und lassen das Westfalenstadion in seinen Grundfesten erzittern. "Wir standen alle kurz vor dem Herzinfarkt", sagt Trainer Jürgen Klopp. Held Santana wird später sogar der Wechsel zum Erzrivalen Schalke 04 nachgesehen.