Fan-Chaos in London "Wir waren als Inder im Stadion"

Düsseldorf · Das Fan-Chaos in London hat die Rückkehr des 1. FC Köln auf die europäische Bühne überschattet. Wir haben mit zwei FC-Fans gesprochen, die am Donnerstagabend im Stadion waren.

 Daniel (l.) und Marcel im Stadion des FC Arsenal.

Daniel (l.) und Marcel im Stadion des FC Arsenal.

Foto: Privat

Daniel und Marcel sind eingefleischte FC-Fans. Als sich die Kölner im vergangenen Mai nach 25 Jahren wieder für den Europapokal qualifiziert hatten, stand sofort fest: Ein Auswärtsspiel muss drin sein. Und als die Kölner Gruppe feststand, war auch gleich klar, wohin die Reise geht: London. Diese Idee hatten allerdings noch ein paar andere FC-Fans und sind in die englische Hauptstadt gereist, obwohl viele von ihnen keine Karten für das Spiel hatten.

Daniel und Marcel hatten Karten. Im Internet haben sich die beiden Kaarster Tickets für das Spiel bestellt, die ins Hotel geliefert werden sollten — und wurden. "Das waren Dauerkarten von irgendwelchen Arsenal-Fans, die wir heute zurückgeben müssen", erklärt Daniel am Telefon: "Wir waren Inder", ergänzt Marcel.

Bereits am Mittwochabend flogen die beiden Fans nach London, am Donnerstag waren sie den ganzen Tag unterwegs und haben auch den Fanmarsch der Köln-Fans, von dem es bei Twitter zahlreiche Videos gibt, mitgemacht. "Die Stimmung war genial. Das fing beim Fanmarsch an und hat sich bis zum Spiel so durchgezogen", sagt Marcel.

Arsenal-Trikot als Tarnung

Doch wie sind die beiden ins Stadion gekommen? "Ich habe mir zur Sicherheit ein Arsenal-Trikot angezogen", sagt Daniel. Um den Hals trug er einen Freundschaftsschal, auf dem die Wappen beider Klubs zu sehen sind. Diese Schals gibt es bei internationalen Spielen eigentlich immer vor dem Stadion zu kaufen. Als Erinnerung an einen schönen Fußball-Trip.

Beim Einlass wurden Daniel und Marcel zwar kontrolliert. "Aber bei Heimspielen in Köln ist das schon etwas anderes, da werden wir immer richtig gefilzt. Das hier war dagegen harmlos", sagt Marcel. Die Ordner haben die Fans zwar abgetastet, mehr aber auch nicht. Das mag daran liegen, dass die Karten für den Oberrang waren und nicht für den Gästeblock. Denn von dem, was dort geschah, haben Daniel und Marcel nichts mitbekommen. "Kann sein, dass sich ein paar daneben benommen haben. Aber wir haben da nichts von gemerkt, bei uns war alles friedlich. Es war alles gut", sagt Daniel. Marcel ergänzt: "Ich glaube, dass an Bundesliga-Spielen am Wochenende mehr passiert als hier, wo sich 50 oder 100 Chaoten daneben benommen haben."

Rund 15.000 FC-Fans waren nach London gereist und seit dem Mittag friedlich und lautstark durch die Hauptstadt gezogen. Am Abend allerdings warf ein kleiner Teil dieser Massen mit seinem Fehlverhalten zum wiederholten Mal ein schlechtes Licht auf den Klub. Zunächst versuchten etwa 50 Chaoten, gewaltsam einen Eingang des Stadions zu stürmen. Auch vor dem Anpfiff in der Arena kam es noch zu Auseinandersetzungen mit Ordnern, zudem wurden Bengalos gezündet. Die Partie wurde mit einer Stunde Verspätung angepfiffen.

Noch bis Sonntag bleiben die beiden Köln-Fans in London. Am Samstag besuchen sie das Heimspiel der Tottenham Hotspur gegen Swansea City. Auch dafür haben sie sich schon Karten organisiert, diesmal über einen Freund, der in London arbeitet. Immerhin müssen die beiden dann nicht getarnt ins Stadion gehen.

(seeg)
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