Keine Einlaufkinder bei RB Lok Leipzig will keinen Hass schüren

Der Verzicht auf Einlaufkinder beim Stadtrivalen RB Leipzig hat Lok Leipzig viel Kritik eingebracht. Jetzt wehrt sich der Klub gegen die Vorwürfe.

 Das Stadion von RB Leipzig (Symbolfoto).

Das Stadion von RB Leipzig (Symbolfoto).

Foto: dpa, woi pzi hpl

Die Welle der Empörung traf Lok Leipzig heftig. Wie kann man nur Knirpsen aus der E-Jugend verbieten, als Einlaufkinder beim Stadtrivalen RB Leipzig anzutreten! Das war der Tenor in der breiten Öffentlichkeit, hervorgerufen auch durch Berichte in Boulevardblättern ("Eklat in Leipzig") und einseitige Kommentare von Funktionären. Dabei gibt es durchaus gute Gründe für den Verzicht — und sogar eine mehr als akzeptable Alternative.

"Wir wollten mit der Entscheidung keinen Hass schüren, noch nicht einmal eine Diskussion über RB anregen. Wir wollten nur den Gutschein nicht annehmen, weil das nicht im Interesse unserer Mitglieder gewesen wäre", sagte Lok-Präsident Thomas Löwe dem SID: "Wenn ich in ganz Deutschland als Kinderschreck dargestellt werde und böshafte Überschriften benutzt werden, dann werte ich das als Attacke auf meine Person und den Verein."

An diesem Schwarzer-Peter-Spiel hatten sich auch Fußball-Funktionäre beteiligt. RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff sagte zum Beispiel der Bild-Zeitung: "Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln!" Dirk Majetschak, Präsident des Fußballverbandes der Stadt Leipzig, kritisierte in der Tageszeitung Die Welt: "Da wird Rivalität auf dem Rücken der Kinder ausgetragen."

Was war passiert? Die Spieler der E-Jugend des Regionalligisten Lok Leipzig hatten durch den Gewinn des Stadtpokals im Juni den Preis erhalten, als Einlaufkinder bei einem Heimspiel des Bundesligisten RB Leipzig aufzutreten. Das kam für die Lok-Verantwortlichen aufgrund der Rivalität und der großen Probleme kurz nach der RB-Vereinsgründung 2009, als der Emporkömmling zahlreiche Lok-Jugendspieler abwarb, nicht infrage.

"Uns haben zahlreiche Nachwuchsspieler verlassen, wir sind mit vielen Jugendmannschaften abgestiegen. Für mich wäre das ein Treppenwitz der Geschichte, wenn wir acht Jahre später eine Nachwuchsmannschaft von uns zu RB als Einlaufkinder schicken würden", sagte Löwe der Leipziger Internetzeitung: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kinder von 1860 mal bei Bayern auflaufen."

Positive Reaktionen der Fans

Die vielen positiven und unterstützenden Reaktionen von Vereinsmitgliedern und Fans bestätigten den Klubchef in seiner Entscheidung, "die ich bei einem Elternabend in ruhiger und sachlicher Atmosphäre erklärt habe. Fast alle Eltern sehen es wie wir." Der Traditionsklub dementierte zudem einen Medienbericht, demzufolge es wegen der Entscheidung zu Vereinsaustritten gekommen sei. Es habe sich "kein einziges Kind beim 1. FC Lokomotive Leipzig aus diesem Grund abgemeldet".

Der Klub hat sich längst um eine Alternative gekümmert: Der eigene Nachwuchs läuft nun bei der Bundesliga-Partie von Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen am 21. Oktober ein. Vorher steht außerdem ein Testspiel von Leipzigs U10 gegen Gladbach auf dem Plan. "Für unsere Kinder ist das ein riesengroßes Abenteuer", sagt U10-Co-Trainer Jürgen Schwarz.

Klubpräsident Löwe entschuldigte sich bei den Eltern der E-Jugendlichen, die "auch ins Kreuzfeuer" geraten seien. "Es war nie unsere Absicht, daraus ein großes Thema zu machen", sagt er. Doch auch mit dem heutigen Wissen um die teilweise heftige Kritik würde er erneut so entscheiden: "Zu hundert Prozent. An den Fakten hat sich ja nichts geändert."

(seeg)
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