Bayer 04 Leverkusen Ultras ziehen sich aus dem Stadion zurück

Leverkusen · Die Ultras von Bayer 04 Leverkusen haben angekündigt, den Klub vorerst nicht mehr im Stadion zu unterstützen. Seit Monaten schon gibt es Streit zwischen Fans und Verein. Droht am Dienstag in der Champions League Stille im Stadion?

 Die Ultras machen im Stadion die Stimmung. Nun wollen sie vorerst nicht mehr kommen.

Die Ultras machen im Stadion die Stimmung. Nun wollen sie vorerst nicht mehr kommen.

Foto: rtr, tj

Die Ultra-Szene von Bayer 04 zieht offenbar Konsequenzen aus dem Dauerkonflikt mit dem Verein. Kurz vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen Altlético Madrid (Dienstag, 20.45 Uhr) wollen sie alle Aktivitäten bei Partien in der BayArena einstellen. "Das bedeutet, dass wir bis auf Weiteres auf den Besuch der Heimspiele im Stadion verzichten werden", verkünden die Ultras auf ihrer Homepage.

Eine genauere Begründung gibt es nicht. Wer mit ihnen ins Gespräch kommen wolle, um die Gründe für diesen Entschluss zu erfahren, könne dies ausschließlich in der Fankneipe Stadioneck, Karl-Marx-Straße 36, tun. Dem Entschluss wollen alle weiteren ultranahen Gruppierungen aus der Nordkurve folgen.

Streit zwischen Klub und Fans

In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Ärger zwischen Verein und Fanszene gegeben. Beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gab es am Einlass massive Polizeikontrollen, die einige Ultras vom Stadion fernhielten. Grund für die Kontrollen waren die Pyrotechnik-Attacken bei der Partie gegen Borussia Mönchengladbach im Januar, bei der ein Kameramann und eine Ordnerin verletzt worden waren. Im Stadion waren Böller und bengalische Fackeln abgebrannt worden.

Der massive Einsatz von Pyrotechnik beim Gladbach-Spiel war wohl auch eine Antwort auf das Verbot einer Choreographie der Gruppierung "Farbenstadtinferno" gewesen. Die hatte zur Feier ihres zehnjährigen Bestehens eine dreiteilige Choreographie starten wollen, bei der eine Blockfahne über die Köpfe der Anhänger gehalten wird. Der Stoff der Fahne stellte sich jedoch als leicht entflammbar heraus, was zu einer kurzfristigen Absage der Aktion führte. Die Ultras machten daraufhin den Verein für das Nicht-zustande-Kommen der Choreo verantwortlich.

Zuvor hatte es schon Streit um politische Banner im Stadion, als ungerecht empfundene Strafen gegen Vorsänger der Ultras, und insgesamt über die angeblich dürftige Unterstützung für aktive Fans seitens des Vereins gegeben.

Verein bietet Gespräche an

Im Zuge der Ermittlungen zu den Vorfällen beim Spiel gegen Mönchengladbach wurden laut Meinolf Sprink nun 24 Stadionverbote ausgesprochen. Weitere könnten folgen. "Aber das hat mit dem Boykott von Heimspielen vermutlich nichts zu tun", sagt der Direktor für Fans und Soziales von Bayer 04. "Diese Diskussion ist in der Fanszene bereits seit einigen Tagen im Gange." Für die Mannschaft, sagt Sprink, sei der Boykott sehr bedauerlich. Immerhin sei das Achtelfinale der Champions League gegen Atlético Madrid nicht irgendein Spiel. "Ich bin mir trotzdem sicher, dass die BayArena ausverkauft sein wird und sich die anwesenden Fans intensiv hinter die Mannschaft stellen werden." Wenn jemand nicht zu den Heimspielen kommen wolle, müsse man das so zur Kenntnis nehmen. Dennoch sei das Verhalten für Menschen, die von sich behaupten, den Verein und die Mannschaft zu lieben, einigermaßen unverständlich.

Um wie viele Ultras es bei dem Entschluss zum Boykott genau geht, weiß Sprink nicht. Er schätzt die Zahl auf 60 bis 70 Personen. Der Kontakt in die aktive Fanszene bleibe aber weiterhin bestehen: "Wir bieten immer wieder Gespräche an."

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