Borussia Mönchengladbach Der zweite Anzug sitzt defensiv nicht

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach lobt sich nach dem 4:4 im Test gegen den FC St. Pauli für die eigene Moral. Vier Tore von einem Zweitligisten sind aber zu viel.

 Geballte Borussen-Enttäuschung (von links): Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Christofer Heimeroth nach Bernd Nehrigs Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 im Testspiel gegen den Zweitligisten FC St. Pauli.

Geballte Borussen-Enttäuschung (von links): Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Christofer Heimeroth nach Bernd Nehrigs Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 im Testspiel gegen den Zweitligisten FC St. Pauli.

Foto: Dirk Päffgen

Nico Schulz mochte nach dem Testspiel gegen den FC St. Pauli nicht reden. Dabei hatte der Linksverteidiger von Borussia vor allem in der ersten halben Stunde ein gutes Spiel gemacht, doch für einen Abwehrspieler waren die vier Gegentore gegen einen Zweitligisten dann wohl doch zu schmerzhaft, als dass ihm zum Reden zumute gewesen wäre. Da das Spiel 4:4 endete, war es immerhin ein versöhnlicher Schluss.

Was an dem Resultat abzulesen ist: Offensiv war das streckenweise eine gute Vorstellung, defensiv eher nicht. Nach dem 1:4-Zwischenstand noch ein Remis erleben zu dürfen, nannten die Borussen unisono Ausdruck von Moral und Charakter. Auf die Offensive bezogen: Nachwuchsstürmer Ba-Muaka Simakala bot - bis auf kleine Unzulänglichkeiten wie einen missglückten Lupfer im gegnerischen Strafraum auf seine freien Nebenleute - eine erfrischende Vorstellung, die er mit einem Treffer garnierte. André Hahn zeigte seine gewohnte Laufstärke, allerdings auch seine inzwischen leider ebenfalls gewohnte Ungenauigkeit im Abschluss. Raffael ließ immer wieder seine Genialität aufblitzen, verzweifelte aber auch das ein oder andere Mal sichtlich daran, dass seine Mitspieler nicht denselben Geistesblitz gehabt hatten. Kwame Yeboah freute sich rund 20 Minuten nach seiner Einwechslung über sein 3:4. Patrick Herrmann wiederum spielte durch und hatte daran erkennbar Spaß - und schoss ein sehenswertes 4:4.

In der Reihe dahinter bewies Jonas Hofmann immer mal wieder, dass er durchaus nicht nur für die Außenbahn zu gebrauchen ist, sondern auch als "Sechser" mit öffnendem Pass und guten Dribblings. Tobias Strobl sicherte defensiv mehr ab und bot sich immer wieder als Anspieler aus der Abwehr heraus an. Das war nötig, weil die Borussen-Defensive zumindest in der ersten Halbzeit sehr offensiv ausgerichtet war: Bei Ballbesitz gingen Julian Korb rechts und Schulz links über die Außen ab, Letzterer hatte in den ersten zehn Minuten auch zwei richtig gute Aktionen, seinen Schuss nach acht Minuten klärte St. Paulis Torwart Robin Himmelmann zur Ecke, seine flache Hereingabe nach einem weiteren Durchbruch schoss Korb am Tor vorbei.

Über Außen machte Borussia also ordentlich Dampf, Zählbares sprang aber nicht heraus. In der Innenverteidigung stellte Tony Jantschke einmal mehr seine defensive Vielseitigkeit unter Beweis, er hielt die Abwehr deutlich souveräner zusammen als sein Nebenmann Timotheé Kolodziejczak. Der Winterzukauf scheint noch nicht recht angekommen zu sein, zumindest konnte er in Abwesenheit der auf Länderspielreise befindlichen Dänen Andreas Christensen und Jannik Vestergaard nicht nachhaltig Werbung für sich selbst machen. In der Zweikampfführung ist noch viel Luft nach oben, ebenso in der Spieleröffnung. Sinnbildlich eine Szene in der zweiten Hälfte, als "Kolo" den Ball am eigenen Strafraum eroberte, sich durch das Mittelfeld tankte und dribbelte - nur um dann am gegnerischen Strafraum den letzten Pass zu tief und damit ins Aus zu spielen. Während Jantschke beim Stand von 1:2 in der 61. Minute ausgewechselt wurde, war das verbliebene Defensivtrio bei allen vier Gegentoren auf dem Platz. Das Fazit: Dieser zweite Anzug passt noch nicht.

So befand Co-Trainer Dirk Bremser: "Dass der Gegner in der zweiten Halbzeit aus drei Chancen drei Tore macht, darf nicht passieren. Als Tobi Strobl zu Pause rausging, der mit Tony Jantschke viel Verantwortung übernommen hat, haben wir defensiv die Struktur verloren. Das darf auch nicht sein. Aber die Mannschaft hat so noch nie zusammengespielt." Wirklich aufgedrängt für weitere Einsätze hat sich im Test gegen St. Pauli allerdings kaum einer.

(ame)
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