Borussia Mönchengladbach Stindl schießt Borussia ins Achtelfinale

Florenz · In Bremen haben sie zahlreiche Europapokalwunder an der Weser gefeiert. Mönchengladbach liegt an der Niers, aber womöglich werden sie sich bei Borussia noch in vielen Jahren lebhaft an den Arno erinnern. An diesem Fluss in der Toskana liegt Florenz, und dort hat Gladbach auf außergewöhnliche Weise den Einzug ins Achtelfinale der Europa League geschafft.

Europa League 16/17: Lars Stindl erzielt Dreierpack gegen Florenz
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Stindl erzielt Dreierpack gegen Florenz

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Foto: dpa, mb

Beim AC Florenz gewann Borussia 4:2 nach einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand und einer 0:1-Niederlage im Hinspiel. Von Helden ist im Sport inflationär häufig die Rede, doch Kapitän Lars Stindl erfüllte mit seinen Toren in der 44., 47. und 55. Minute wohl alle Kriterien. Den vierten Treffer erzielte Andreas Christensen in der 60. Minute, womit Gladbach die Wende — lässt man die Halbzeitpause außen vor — in gerade einmal einer Viertelstunde schaffte.

Dabei sah es lang genug nach einem Abend aus, an dem sich Murphys Gesetz voll zu entfalten schien. Borussia begann so, wie es sich Torwart Yann Sommer ("mit Wut im Bauch") und Trainer Dieter Hecking ("mit Begeisterung") gewünscht hatten nach der unverdienten Niederlage im Hinspiel. Der Höhepunkt der Druckphase war Jannik Vestergaards Kopfball an den Innenpfosten. Doch in Führung ging plötzlich Florenz. Mo Dahoud verlor im Mittelfeld den Ball, Federico Bernardeschi schaltete schnell, schickte Nikola Kalinic und der durfte frei vor Sommer auftauchen, weil Oscar Wendt die Abseitsfalle aufhob.

2013 und 2015 war Gladbach jeweils im Sechzehntelfinale des Wettbewerbs ausgeschieden, hatte im Rückspiel ebenfalls Siege gebraucht und jeweils früh das 0:1 kassiert. Frappierend wurden die Parallelen nach einer knappen halben Stunde, als Vestergaard über den Ball trat und Borja Valero das Geschenk zum 0:2 annahm — das Gleiche war seinem Vorgänger Álvaro Dominguez vor vier Jahren im Spiel bei Lazio Rom passiert.

Als Josip Drmic, für den verletzten Thorgan Hazard gekommen, kurz vor der Pause die große Chance zum Anschlusstreffer vergab, dürfte das Duell in vielen Köpfen bereits abgepfiffen worden sein. Doch dafür war es zu früh, denn noch im selben Angriff wurde Patrick Herrmann im Strafraum umgerissen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Stindl sicher, was für sich nach den zahlreichen Fehlschüssen dieser Saison schon eine außergewöhnliche Nachricht war. Allerdings war das erst der Anfang einer Phase fürs Vereinsmuseum.

Dass nach dem Seitenwechsel binnen 15 Minuten drei Tore nach Standardsituationen fielen, passt auch so gar nicht zu Borussia, wie sie sich in der jüngeren Vereinsgeschichte präsentiert hat. Aber dann staubte Stindl nach einem Durcheinander im Anschluss an einen Eckball ab, traf nach einem Freistoßtrick trocken aus 16 Metern, und Christensen drückte den Ball nach einer kurz ausgeführten Ecke per Kopf zum 4:2 ins Tor. Endgültig zum Negativ des Hinspiels, in dem Borussia Chancen über Chancen vergeben und Florenz durch einen Freistoß getroffen hatte, wurde die Partie, als Bernardeschi einen Freistoß an die Latte schoss. Sommer war mit den Fingerspitzen dran.

Die 3500 mitgereisten Gladbach-Fans sangen voller Inbrunst das Europapokallied. "Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom", lauten die ersten Zeilen. Das Achtelfinale kommt nicht vor. Ans Dichten können sich die Fans schon heute machen: Um 13 Uhr wird Borussias nächster Gegner in der Europa League ausgelost.

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