Fohlenwelt eröffnet im Oktober Der erste Blick ins Borussia-Museum

Mönchengladbach · Im Oktober eröffnet der Bundesligist nicht nur das neue Hotel, sondern auch sein Vereinsmuseum. In der "Fohlenwelt" wird die Geschichte des Klubs auf 1100 Quadratmetern erzählt. Es wird eine Schau mit vielen interaktiven Angeboten und rund 1400 Exponaten - hier sind einige davon.Von Karsten Kellermann

 Das "Entré" ist imposant: Mit der alten Anzeigetafel des Bökelbergstadions geht der Rundgang durch die Fohlenwelt los. Die Animation gewährt einen ersten Eindruck des Borussia-Museums.

Das "Entré" ist imposant: Mit der alten Anzeigetafel des Bökelbergstadions geht der Rundgang durch die Fohlenwelt los. Die Animation gewährt einen ersten Eindruck des Borussia-Museums.

Foto: Borussia MG

Im Oktober eröffnet der Bundesligist nicht nur das neue Hotel, sondern auch sein Vereinsmuseum. In der "Fohlenwelt" wird die Geschichte des Klubs auf 1100 Quadratmetern erzählt. Es wird eine Schau mit vielen interaktiven Angeboten und rund 1400 Exponaten - hier sind einige davon.

1100 Quadratmeter sind durchaus viel Fläche. Doch reichen sie, um 118 Jahre Vereinsgeschichte erlebbar zu machen in einem Museum? Um alles unterzubringen, was wichtig ist, zugleich aber auch zu überraschen? Um die Älteren zu bedienen, die schon erlebt haben, wie 1970 die Kirchenglocken in Eicken läuteten, als Borussia die erste Meisterschaft gewonnen hatte, aber auch die jungen Fans, für die die Generation Favre Borussia ist und die großen 1970er Jahren bestenfalls etwas aus Büchern oder schwarz-weißen YouTube-Sequenzen? Und: Wie klassisch muss das Museum eines Traditionsvereins sein? Wie multimedial und interaktiv darf es sein? Vor allem aber: Was kann man weglassen, und was auf keinen Fall? Wie sehr nimmt man die normalen Fans mit, wie sehr sogar die, die vielleicht einfach so mal reinschauen in ein Museum von Borussia-Mönchengladbach und vielleicht noch Fans werden können oder wollen? Und wie sehr geht man auf die Nerds ein, denen jeder Informations-Fetzen eine Welt bedeutet? Aber auch: Ist es eigentlich ein Museum oder viel mehr, was da entsteht im linken Flügel des Erdgeschosses im Neubau gegenüber des Stadions im Borussia-Park?

"Es wird eine Borussiawelt, eine Fohlenwelt sein", sagt Markus Aretz, Direktor für Medien und Marketing beim Bundesligisten. Zum einen wird es eine Wesensschau des Traditionsklubs sein, dies jedoch nicht nur im klassischen Sinne erfahrbar durch Exponate und Devotionalien in Vitrinen, sondern konzipiert auch als ein aktives Erleben dessen, was Borussia ist und was sie ausmacht.

Aretz leitet, zusammen mit Verwaltungsdirektor Michael Plum, die Arbeitsgruppe, die sich seit 2015 im "Arbeitskreis Fohlenwelt" damit beschäftigt, wie er denn gestaltet werden soll, der Ort, an dem Borussias Geschichte erzählt wird. Schon im Jahr 2000, als es im Schloss Rheydt eine Ausstellung zum 100. Geburtstag des Vereins gab, kam die Idee auf, irgendwann einmal ein vereinseigenes Museum zu haben.

Als der Borussia-Park 2004 eröffnet wurde, war ein Museum im Gespräch, angedacht war, es im "Raum Bökelberg" im ersten Stock unterzubringen. Doch der war mit 250 Quadratmetern zu klein, befand der Zirkel jener, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die oben gestellten Fragen zu beantworten.

Inspiration aus ganz Europa

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben sich viele vergleichbare Museen angeschaut: Schalke 04, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, natürlich das Deutsche Fußballmuseum. Und auch die Fußballschauen von Manchester United, das National Football-Museum in Manchester, das Museum von Celtic Glasgow, von Juventus Turin und das des FC Porto. Inspirationen wurden eingesammelt, Ideen entwickelt, es galt "den für Borussia optimalen Weg zu finden", sagt Plum. Die Fans wurden aktiv in die Planungen einbezogen.

Die Pläne für die Fohlenwelt unterliegen höchster Geheimhaltung bis zur Eröffnung im Oktober. Klar ist, dass es rund 1400 Exponate zu sehen geben wird, die über die gesamte Ausstellungsfläche verteilt sein werden.

Es ist eine klassische, kultige und skurrile Sammlung, die Vereinsarchivar Elmar Kreuels in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten zusammengetragen hat. Schon das "Entré" ist imposant mit der alten Anzeigetafel des Bökelbergstadions als Blickfang. Die Fohlenwelt wird aufgeteilt sein in verschiedene Bereiche, es wird Überraschendes und Aufregendes geben, aber natürlich auch Unverzichtbares wie eine Trikot-Galerie, den berühmten Pfostenbruch oder die magischen Europapokalnächte der Borussen.

Natürlich sind auch die Fans ein wichtiger Teil der Ausstellung und, als roter Faden, eine chronologische Zeitreise durch die 118 Jahre Vereinsgeschichte. Außerdem gibt es einen Raum für wechselnde Ausstellungen - und am Ende Platz für das, was die Zukunft bringt. "Das Konzept lässt es zu, dass wir die Ausstellung jederzeit erweitern können", sagt Elmar Kreuels.

Im Schnitt wird sich der Museumsbesucher 90 bis 120 Minuten in der Ausstellung aufhalten, vermuten die Fohlenwelt-Macher. "Wer aber richtig tief eintaucht in Borussias Geschichte und sich alles anschaut, der kann sicher auch vier Stunden oder mehr in der Fohlenwelt verbringen und trotzdem mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass er unbedingt noch mal wiederkommen muss", sagt Michael Plum.

Man kann sich Borussia in Häppchen zu Gemüte Führung oder in aller Tiefe und allen Facetten, in Wort und Bild, interaktiv oder nur als Betrachter. "Die Technik, die heute zur Verfügung steht, hilft natürlich, vieles unterzubringen und auf mehreren Ebenen zu arbeiten", sagt Aretz.

"Jeder, der das Museum verlässt, muss wissen: das ist Borussia"

Für die Umsetzung haben sich die Borussen Hilfe von außen geholt. Unter anderem die Kulturwissenschaftlerin Pia Terstappen, die vom Essener Folkwang-Museum kommt. Sie weiß, worauf es bei der Konzeption einer solchen historischen Schau ankommt. "In einem Fußballmuseum ist es wichtig, die Menschen extrem emotional abzuholen. Man muss schließlich Fans ansprechen - aber eben auch nicht nur Fans. Jeder, der das Museum verlässt, muss wissen: Das ist Borussia", sagt Terstappen.

Ein Museum funktioniert aber nicht nur über das, was es zu sehen gibt, sondern auch über den Raum. So wird zum Beispiel das Thema Raute architektonisch aufgenommen. Wichtig sind auch Licht, Klang oder die Gestaltung der Wände. Für die Raumkonzeption ist die Freimeister-Agentur aus Gladbach zuständig. Die Medienproduktions-Firma "Family Affair" kümmert sich um die Bildbeiträge, die Agentur "meap" ist Spezialist für Digitalkonzepte und "Vision Media-Systeme" für Medientechnik, die eine wesentliche Rolle spielen wird im Museum der Borussen. "Ich denke, wenn wir die Fohlenwelt eröffnen, wird sie das zu dem Zeitpunkt modernste Vereinsfußballmuseum Deutschlands sein", sagt Aretz, der den "einen oder anderen Clou" verspricht. So wird es ganz besondere Museumsführungen geben.

Aretz und die anderen aus dem "Arbeitskreis Fohlenwelt" wissen allerdings, dass es bei allen imposanten Exponaten und bei aller Interaktivität darauf ankommt, dass alles stimmt. Denn echte Fans verzeihen keine Fehler. Daher könnte es sein, dass vor der Eröffnung des Museums der eine oder andere selbst ernannte Experte eingeladen wird, der dann als Tester durch die Fohlenwelt gehen wird, um die Schau auf eventuelle Fehler oder Wichtiges, das vielleicht vergessen wurde, zu überprüfen. "Wir sind uns aber sicher, dass wir eine gute Auswahl getroffen haben", sagt Elmar Kreuels. Im Borussen-Museum werden drei Jahre "Herzblut, Akribie und Kreativität stecken", versichert er.

(kk)
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