Fortuna Düsseldorf Fortunas Dreierkette bleibt die Ausnahme

Düsseldorf · Im Trainingslager auf Malta und beim Telekom Cup ließ Trainer Friedhelm Funkel intensiv das System mit drei zentralen Abwehrspielern üben. Es funktionierte gut – und doch wird er in der Regel nur mit zweien spielen lassen.

 Gegen die Angriffsmaschinerie des FC Bayern machte Kevin Akpoguma gemeinsam mit Alexander Madlung und Robin Bormuth eine gute Figur, im Liga-Alltag werden meist nur maximal zwei von ihnen zum Einsatz kommen.

Gegen die Angriffsmaschinerie des FC Bayern machte Kevin Akpoguma gemeinsam mit Alexander Madlung und Robin Bormuth eine gute Figur, im Liga-Alltag werden meist nur maximal zwei von ihnen zum Einsatz kommen.

Foto: horstmüller

Im Trainingslager auf Malta und beim Telekom Cup ließ Trainer Friedhelm Funkel intensiv das System mit drei zentralen Abwehrspielern üben. Es funktionierte gut — und doch wird er in der Regel nur mit zweien spielen lassen.

Italiens Spitzenklubs spielen sie seit Jahren, die Nationalmannschaft der Azzurri sowieso. Bayern München spielt sie ebenfalls gern, und in Europas Top-Ligen wie England und Deutschland ist sie immer häufiger zu sehen — die Dreier-Abwehrkette. Verwunderlich war es somit nicht, als auch Fortunas Chefcoach Friedhelm Funkel, der neuen Trends stets aufgeschlossen ist, ohne ihnen gleich hörig zu werden, im Trainingslager auf Malta verstärkt die Dreierkette einstudieren ließ.

Im Halbfinale des Telekom Cups bekam dann eine größere Öffentlichkeit Fortunas Feldversuch mit diesem System zu sehen, bei dem drei Innenverteidiger als letzte Instanz vor dem Torhüter in etwa auf einer Höhe agieren. Wobei der Begriff "Dreierkette" in gewisser Weise ein Etikettenschwindel ist: Sobald der Gegner in Ballbesitz ist, verwandelt sie sich in eine Fünferreihe, indem die zuvor sehr offensiv stehenden Außenverteidiger zurücklaufen und die drei zentralen Abwehrspieler unterstützen.

Gerade bei Fortunas 0:0 gegen den FC Bayern war das häufig der Fall. Und nicht nur aufgrund des Ergebnisses wurde der Versuch ein Erfolg. Julian Schauerte (rechts) und sein Pendant Lukas Schmitz leisteten enorme Laufarbeit, schlossen somit bei Münchner Angriffen immer wieder die Lücken, die sich bei diesem System auf den Außenpositionen ergeben. Und das Trio in der Mitte, eben die Dreierkette mit Kevin Akpoguma, Alexander Madlung und Robin Bormuth, machte seinen Job so gut, dass dem Rekordmeister tatsächlich kein Treffer gelang.

Dennoch sollten sich die Düsseldorfer Fußballfreunde nicht zu sehr an diese Variante gewöhnen. "Es wird höchst selten der Fall sein, dass wir mit Dreierkette spielen", verkündet Funkel. "Standard wird bei uns die Viererkette bleiben." Aber warum legte er dann so viel Wert darauf, das neue System einzuüben? "Weil uns das die Möglichkeit gibt, auch einmal während eines Spiels flexibel umzuschalten."

Je nach Personallage, zum Beispiel. Deshalb war auch frühzeitig klar, dass es zum Rückrundenstart am 27. Januar gegen den SV Sandhausen keine Dreierkette geben würde: Zugang André Hoffmann ist verletzt, Akpoguma gelbgesperrt — somit stehen Fortuna in Madlung und Bormuth nur zwei etatmäßige Innenverteidiger zur Verfügung. Zwar könnte Kaan Ayhan hinzustoßen, doch wird der türkische Nationalspieler im zentralen Mittelfeld gebraucht, wo Marcel Sobottka wegen der fünften Gelben Karte fehlt.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig größere Flexibilität beim Spielsystem in der Rückserie noch werden kann. Je nachdem, ob vor einer Partie mehr Innenverteidiger oder mehr defensive Mittelfeldspieler einsatzfähig und in Form sind, können Funkel und sein Assistent Peter Hermann bei der Aufstellung besser variieren — und mitunter auch auf Stärken und Schwächen eines Gegners reagieren.

"Grundsätzlich wird aber zu viel Bohei um Systemfragen gemacht", betont Friedhelm Funkel. "Die Unterschiede sind meist nur Nuancen, und wenn du schlecht spielst, ist jedes System scheiße." Wo er Recht hat, hat er Recht.

(jol)
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