Fortuna Düsseldorf Paul Jäger kaltgestellt

Düsseldorf · Fortunas Vorstand Finanzen darf sich nicht mehr öffentlich äußern - auch nicht zu seinem Fachbereich. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ernst und der Vorstandsvorsitzende Schäfer haben das Sagen.

Paul Jäger – Fortuna Düsseldorfs Finanzexperte
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Das ist Paul Jäger

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Foto: Frederic Scheidemann

Paul Jäger ist abgetaucht - unfreiwillig. Dem 56 Jahre alten Vorstand Finanzen der Fortuna ist vom Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Ernst ein Maulkorb verpasst worden. Jäger kann, darf, soll, will sich nicht mehr äußern.

Ernst und der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer, der seit dem 22. März für den Fußball-Zweitligisten tätig ist, gehen konsequent ihren Weg. Zuletzt hatten sie sich vom Sportdirektor Rachid Azzouzi getrennt, der nicht in ihr Anforderungsprofil passte.

Dass Reinhold Ernst die Arbeit und Funktion Jägers der vergangenen Jahre kritisch sieht, ist hinlänglich bekannt. Er sieht in Jäger nicht nur den Finanzvorstand, sondern auch einen Strippenzieher und den Schuldigen der dreijährigen Talfahrt. Tatsächlich war Jäger an fast allen Entscheidungen seit dem Abstieg und der Demission von Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner maßgeblich beteiligt.

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Zur offenen Auseinandersetzung zwischen Ernst und Jäger kam es, als der Finanz-Chef im Herbst nach der Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall diese Position bekleiden wollte - zumindest so lange, bis ein neuer Vorstandsvorsitzender das Amt übernehme. Ernst stimmte dem nicht zu, Jäger fühlte sich als kommissarischer Vorstandsvorsitzender als "lame Duck", als zweite Wahl.

In Robert Schäfer holte Ernst seinen Wunschkandidaten für den Vorstandsvorsitz. Jäger gliederte sich wieder ein und beteuerte, er wolle sich ganz auf die Finanzen konzentrieren und aus allen anderen Bereichen, insbesondere den sportlichen heraushalten.

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Foto: Falk Janning

Doch selbst zu Finanzfragen darf sich Jäger nun nicht mehr offiziell äußern. Damit hat Ernst einen Weg eingeschlagen, der das Potenzial hat, zum offenen Machtkampf zu werden. Schließlich hat sich Jäger, der seit 1989 für den Verein in verschiedenen Funktionen gearbeitet hat, eine gewisse Hausmacht aufgebaut und schon einmal mehr oder weniger offen damit gedroht, diese notfalls zu aktivieren. Ernsts Entscheidung lässt zwei Schlüsse zu: Entweder es handelt sich lediglich um eine Machtdemonstration, oder es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Trennung von Jäger, die allerdings eine weitere Zahlung einer hohen Abfindung zur Folge hätte. Vieles deutet darauf hin, dass Letzteres das Ziel ist. Sollte dies der Fall sein, müsste Ernst an einer schnellen Lösung gelegen sein, um eine wochenlange Schlammschlacht zu vermeiden.

Der Aufsichtsratsvorsitzende wandelt auf schmalem Grat. Nicht nur, weil die Trennung von langjährigen Führungspersönlichkeiten in den allermeisten Fällen mit großem Getöse und Komplikationen verläuft, sondern auch, weil Ernst seit Monaten im operativen Geschäft arbeitet. Dabei ist das die Aufgabe des Vorstandes, während dem Aufsichtsrat lediglich eine Kontrollfunktion zukommt. Allerspätestens wenn der Vorstand den Vorstellungen von Ernst entspricht, müsste der Aufsichtsrat sich wieder auf seine eigentliche Rolle beschränken.

(ths)
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