HSV-Trainer startet Rettungsmission "Herr Titz, Sie schaffen es!"

Hamburg · Acht Spiele, sieben Punkte Rückstand, ein Ziel: Bundesliga-Novize Christian Titz hat beim Hamburger SV seine knifflige Rettermission angetreten. Unterdessen sorgt die Vergangenheit von HSV-Interimssportchef Thomas von Heesen an der Elbe für Diskussionen.

Christian Titz - der neue Trainer des Hamburger SV
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Das ist Christian Titz

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Christian Titz strahlte. Der letzte Hoffnungsträger des Hamburger SV genoss den herzlichen Empfang sichtlich, als er am Dienstag beherzten Schrittes die Bundesliga-Bühne enterte.

"Herr Titz, Sie schaffen es. Wir schaffen es!", rief ihm ein Fan zu. Dann startete der Bundesliga-Novize, begleitet von aufmunterndem Applaus, seine Rettungsmission beim abgestürzten Traditionsklub. Um den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte aber tatsächlich noch abzuwenden, benötigt "Herr Titz" ein Fußball-Wunder.

"Ich registriere es als positiv, dass die Leute eine Aufbruchstimmung sehen", sagte Titz. Es sei nun vor allem für die Spieler wichtig, "dass die Leute hinter ihnen stehen". Er selbst sprach am Tag nach der Hollerbach-Entlassung von einem "Neuanfang. Alles, was war, interessiert nicht mehr. Wir leben im Hier und Jetzt. Das ist das Entscheidende."

Hambuger SV: Christian Titz leitet erstmals das Training
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Titz leitet erstmals das HSV-Training

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Im Hier und Jetzt darf sich Titz nach Stationen in der U17 und zuletzt der U21 des Klubs nun dem Himmelfahrtskommando bei den Profis widmen. Nach 13 Spielen ohne Sieg beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz acht Spieltage vor dem Saisonende sieben Punkte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er als erster Trainer mit dem HSV absteigt, ist hoch.

"Wir sind schon so realistisch, dass es eine schwierige Aufgabe ist. Ich kann die Tabelle lesen", sagte Titz. Dabei habe das Tableau aber gar nicht so einen großen Einfluss, "weil wir am Samstag ein Spiel bekommen, bei dem wir viel rumreißen können". Bei seinem Einstand vor heimischen Publikum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Hertha BSC, das weiß Titz, herrscht oberste Siegpflicht.

Für das große Ziel gibt der gebürtige Mannheimer, der nie höherklassig Fußball gespielt hat, mächtig Gas. Nach der netten Begrüßung durch die rund 50 Fans nahm Titz die HSV-Spieler hart ran. Fast zwei Stunden lang ließ der eilig beförderte Nachwuchscoach, inklusive Interimslösungen HSV-Trainer Nummer 16 seit 2008, die Profis bei seiner ersten Einheit schwitzen.

Dabei brüllte Titz seine Anweisungen wild mit den Armen rudernd durch den Hamburger Volkspark. Titz schnappte sich Spieler wie den zuletzt nicht berücksichtigen Lewis Holtby zu Einzelgesprächen, Titz klopfte dem Torjäger a.D., Bobby Wood, aufmunternd auf die Brust.

"Alle Spieler, die am Training teilnehmen, haben die gleiche Chance", sagte Titz, der mit seiner ballbesitzorientierten Spielphilosophie die Torflaute beenden will. Dass sich das Gesicht der Mannschaft im Saison-Endspurt noch einmal ändern könnte, deutete er mit der Hereinnahme von fünf Spielern aus der zweiten Mannschaft am Dienstag bereits an.

"Mich beeindruckt seine absolute Leidenschaft für das Spiel. Er ist mit großer Akribie unterwegs", sagte Nachwuchschef Bernhard Peters, der Titz vor drei Jahren als Jugendtrainer eingestellt und nun maßgeblichen Anteil an dessen Beförderung hatte. "Wir glauben, dass er den HSV noch retten kann", so Peters. Und der kommissarische HSV-Vorstandschef Frank Wettstein meinte: "Wir sind sehr positiv, dass wir gegen Berlin einen anderen Auftritt zeigen können."

Während mit Titz am Dienstag die Hoffnung in den Volkspark zurückkehrte, sorgt die Personalie Thomas von Heesen an der Elbe für Diskussionen. Der Interimssportchef mit Hamburger Vergangenheit soll vor drei Jahren zusammen mit dem damaligen Klubchef Dietmar Beiersdorfer beim Verkauf von Spieleranteilen dubiose Geschäfte zumindest geplant haben. Dies berichtete jedenfalls das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mit Verweis auf Football Leaks Ende 2016.

"Das ist für mich überhaupt kein Problem", wiegelte Wettstein, der schon damals Finanzvorstand beim HSV war, gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" ab: "Ich kann inhaltlich dazu nichts sagen, weil ich in die Gespräche nicht eingebunden war."

(sid)
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