Endspiel-Gegner in Melbourne Federer und Cilic übten im Urlaub fürs Finale

Melbourne · Roger Federer lässt sich in Melbourne nicht aufhalten. Auch der angeschlagene Jungstar Chung Hyeon war für ihn kein Gegner. Jetzt steht nur noch eine "Urlaubsbekanntschaft" zwischen dem Schweizer und seinem 20. Grand-Slam-Triumph.

Australian Open 2018: Chung Hyeon gibt gegen Roger Federer auf
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Chung gibt gegen Federer auf

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Foto: afp

Nachdem sein Spätdienst am Nationalfeiertag der Australier ein unverhofft frühes Ende gefunden hatte, überkamen Roger Federer die Urlaubsgefühle. Zum halben Halbfinale gegen den angeschlagenen Südkoreaner Chung Hyeon hatte der Schweizer in wenigen Minuten alles gesagt, also widmete sich Federer dem Mann, der am Sonntag (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) in Melbourne als letzter Spieler zwischen ihm und seinem 20. Grand-Slam-Titel steht.

Im November waren sich Federer und der Kroate Marin Cilic in den Ferien auf den Malediven zufällig über den Weg gelaufen. Sie nahmen ein paar Drinks, Federer lernte Cilics Verlobte und "den Menschen hinter dem Tennisspieler" besser kennen. Und nach ein paar Tagen schlugen sie auch ein paar Bälle, um langsam den Rhythmus wiederzufinden. "Das Training in den Tropen hat uns hier ins Finale geholfen", scherzte Federer am Australia Day. Er hat derzeit allen Grund, bester Laune zu sein.

Im beinahe biblischen Tennisalter von 36 Jahren sucht der Maestro bei den Australian Open bislang vergeblich nach Gegnern. Chung, der zuvor immerhin den Weltranglistenvierten Alexander Zverev und Rekordsieger Novak Djokovic ausgeschaltet hatte, gab am Freitag wegen einer Blase unter dem Fuß frustriert auf. Federer hatte die Schwäche seines 15 Jahre jüngeren Kontrahenten allerdings auch gnadenlos ausgenutzt und Chung bis zum 6:1, 5:2 nach allen Regeln seiner Tenniskunst demontiert.

Zum sechsten Mal in seiner einzigartigen Karriere zog er damit ohne Satzverlust in ein Grand-Slam-Finale ein und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. "Die Dinge müssen okay laufen, wenn ich in dieser Phase des Turniers noch keinen Satz verloren habe", sagte Federer. Auch vor Cilic, der immerhin seinen Dauerrivalen Rafael Nadal im Viertelfinale in die Aufgabe trieb, hat Federer keine Angst. "Ich muss mich für das Finale nicht steigern, ich muss nur ein gutes Match spielen", sagte er.

Im vergangenen Jahr in Wimbledon musste er nicht einmal das, um seinen 19. Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Damals litt Cilic unter einer Blase am Fuß und weinte vor Enttäuschung noch während des Finals. Federer triumphierte zum zweiten Mal nach den Australian Open 2007 mit der perfekten Bilanz von 21:0 Sätzen. Es wäre keine Überraschung, wenn auch in Melbourne wieder die Null stehen würde.

Immerhin hat er gegen Cilic acht von neun Duellen gewonnen, allerdings auch die einzige Niederlage noch immer in schlechter Erinnerung. Im Halbfinale der US Open 2014 habe ihn der spätere Turniersieger "zerstört", sagte er am Freitagabend. Auch wenn es noch so gut läuft: Federer ist gewarnt, schon vor dem gemeinsamen Urlaub hätte er Cilic nie unterschätzt. Jetzt, da er ihn besser kennt, weiß Federer umso mehr, was ihn erwartet. Er ist gerüstet.

"Er hat die Power und den Glauben, um große Titel zu gewinnen", sagte Federer, "er geht nicht nur auf den Court, um dabei zu sein. Ich mag diese Einstellung." Bisher ließ Federer seinen netten Worten jedoch stets erbarmungslose Taten folgen. Alles andere als sein 20. Grand-Slam-Titel wäre eine Überraschung.

(sid)
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